Einige Astronomen der Kuffner-Sternwarte erreichten im Lauf ihrer wissenschaftlichen Laufbahn internationale Berühmtheit:
Samuel Oppenheim (1857-1928)
Oppenheim war von 1888 bis 1896 hier tätig. An der Kuffner Sternwarte war er mit Beobachtungen von Sternen für den Zonenkatalog der Astronomischen Gesellschaft beschäftigt. Später interessierte er sich vor allem für himmelsmechanische Fragen. Abgesehen von zahlreichen Bahnbestimmungen von Kometen und Kleinplaneten, lieferte er beispielsweise wichtige Beiträge zum Mehrkörperproblem und zur Kinematik und Statistik der Sterne. Ab 1917 leitete Oppenheim den astronomischen Teil der Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften. Oppenheims letzte, im Jahr 1928 publizierte Arbeit, befasst sich mit der Bestimmung der Periode der Sonnenflecken.
Oppenheim wurde am 19. November 1857 in Braunsberg in Mähren geboren. Nach der Reifeprüfung am Gymnasium in Teschen kam er nach Wien, wo er ab 1876 an der Universität Mathematik, Physik und Astronomie studierte. 1880 legte er die Prüfung für das Lehramt Mathematik und Physik an Mittelschulen ab. 1884 erwarb Oppenheim mit der Dissertation „Über eine neue Integration der Differentialgleichungen der Planetenbewegung“ den Doktorgrad und 1889 habilitierte er sich für Astronomie an der Universität Wien. Von 1884 bis 1886 war Oppenheim Assistent an der Universitätssternwarte. 1888 holte ihn Norbert Herz als Beobachter an die Kuffner-Sternwarte. 1889 war Oppenheim außerdem als Privatdozent für theoretische Astronomie an der Universität Wien beschäftigt.
Nachdem die Freundschaft zwischen Herz und Oppenheim 1890 in die Brüche gegangen war, arbeitete Oppenheim ab 1891 neben seiner Tätigkeit an der Kuffner Sternwarte auch als Lehrer am akademischen Gymnasium in Wien. Doch 1896 wurde Oppenheim an das Staatsgymnasium in Arnau in Böhmen versetzt, womit seine Tätigkeit an der Ottakringer Sternwarte ein Ende fand.
1902 erhielt er den Titel eines außerordentlichen Professors an der Universität Prag. Und 1911 schließlich, wurde Samuel Oppenheim als ordentlicher Professor der theoretischen Astronomie nach Wien berufen.
Nicht zuletzt aufgrund der schlechten Beobachtungsbedingungen an der Universitätssternwarte, setzte sich Oppenheim vehement dafür ein, die Kuffner-Sternwarte unter seiner Leitung als Universitäts- Lehrinstitut einzurichten. In den späten Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts verhandelte Oppenheim deshalb mit Moriz von Kuffner, der die Zukunft seiner seit 1916 nicht mehr besetzten Sternwarte sichern wollte. Doch es kam zu keinem Abschluss der Verhandlungen. Samuel Oppenheim starb am 15. August 1928. Die Verhandlungen mit Kuffner wurden von Prof. Kasimir Graff fortgeführt.
Samuel Oppenheim war ein langjähriges Mitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins Lotos und ab 1920 korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Johannes Hartmann (1865-1936) Johannes Franz Hartmann wurde am 11. Jänner 1865 in Erfurt geboren. Er studierte in Tübingen, Berlin und schließlich in Leipzig, wo er 1891 promovierte. Er war in den Jahren 1892 und 1893 an der Kuffner-Sternwarte tätig und ab 1902 Ordinarius in Potsdam. 1909 wurde er Professor in Göttingen und Direktor der dortigen Sternwarte. Von 1921 bis 1934 war er Direktor der Sternwarte La Plata in Argentinien. Zu seinen bedeutenden Entdeckungen gehören die nach ihm benannte Formel zur Berechnung der Dispersion von Prismenspektrographen, das ebenfalls nach ihm benannte Meßverfahren für astronomische Objektive und die erste Beobachtung der vom interstellaren Medium herrührenden "ruhenden Kalziumlinien". Johannes Hartmann starb am 13. September 1936 in Göttingen.
Karl Schwarzschild (1873-1916) Karl Schwarzschild wurde am 9. Oktober 1873 in Frankfurt am Main geboren. Er ist wohl der berühmteste Astronom, der von 1896 bis 1899 (siehe Porträtgallerie der Astronomischen Gesellschaft 1904) an der Kuffner-Sternwarte arbeitete; sein Lebenswerk aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Textes sprengen. Zwei Entdeckungen sind eng mit seinem Namen verbunden:
Der Schwarzschild-Exponent, der die Schwärzung fotografischer Emulsionen bei langer Belichtungszeit beschreibt, und der
Schwarzschild-Radius, jener kritische, von der Masse abhängige Radius, den ein Objekt erreichen muß, damit aufgrund der Schwerebeschleunigung Licht die Oberfläche nicht mehr verlassen kann (Radius der Schwarzen Löcher!). Schwarzschild starb am 11. Mai 1916 in Potsdam.
Siehe: Schwarzschild Biographie von Susanne Plank
Gustav Eberhard (1867-1940) Gustav Eberhard wurde am 10. August 1867 in Gotha geboren. Er studierte in Leipzig, Berlin und München. Nach seiner Promotion bei Seeliger in München war er von 1892 bis 1895 auf der Kuffner-Sternwarte tätig. Später wurde er Hauptobservator und Professor in Potsdam. Er beschäftigte sich vornehmlich mit dem Zonenprogramm der Astronomischen Gesellschaft und mit Spektralphotometrie. Gustav Eberhard wurde vor allem durch seine Arbeiten auf dem Gebiet der fotografischen Photometrie bekannt. Eberhard starb am 3. Jänner 1940 in Potsdam.