Die Mitglieder der IAU haben abgestimmt:
Pluto ist kein Planet mehr - nur noch 8 Planeten im Sonnensystem
14. 9.: Zwergplanet 2003 UB313 heißt jetzt (136199) Eris
8. 9.: Pluto jetzt offiziell Kleinplanet Nummer 134340
Statt drei neuen Planeten haben wir jetzt um einen weniger
Planetendefinition der IAU (Prager Resolution 5A)
Die gestern mit großer Mehrheit beschlossene Planetendefinition stützt sich auf zwei physikalische Ansätze:
1. Die Tatsache dass bei Anhäufung von immer mehr Material, die immer größere Schwerkraft alle anderen Kräfte dominiert. Im Falle der Planeten werden damit Strukturen die durch andere Kräfte aufrechterhalten werden (zB Berge, Krater) regelrecht zerdrückt. Deshalb sind auf kleineren Planeten (Mars) höhere Berge (27km) möglich als auf der Erde (9km).
Weil die Schwerkraft, und zwar die eigene Schwerkraft, bei Felsbrocken bis 10km kaum eine Rolle spielt kann deren Form sehr "eckig" sein. Dem steht die nahezu perfekte Kugelform etwa der Erde gegenüber, die auf den Bildern aus dem Weltraum so augenfällig ist.
2. Die Charakterisierung der besonderen Bahnen der ➤ Planeten im Sonnensystem. Die Schwerkraft der Planeten dominiert in einem gewissen Bereich um dessen Bahn. Dort gestaltet der Planet de facto die "Kräfte-Landschaft" im Sonnensystem. Alle sich in diesem Bereich befindlichen Körper müssen sich dort nach den Verhältnissen bewegen die der Planet schafft. Vielleicht ist der beste Vergleich der eines Gebirgsmassives dass die Wanderwege und Strassen dort formt. Bewegung ist dort auch für andere Körper möglich die müssen aber über die Pässe und durch die Täler die der Planet formt. Ich denke dass man deshalb die Formulierung der IAU-Definition ("cleared") am besten mit "aufgeräumt" übersetzt. Für Freunde nautischer Begriffe bietet sich natürlich "aufgeklart" oder "klargemacht" an.
Mit diesen zwei Überlegungen war die IAU auf der Suche nach einer sprachlich prägnanten Fassung. Demnach ist ein Planet rund und hat die Nachbarschaft seiner Bahn aufgeräumt (cleared its neighbourhood, was, wie während der Generalversammlung nochmal ausdrücklich betont wurde, soviel bedeutet wie: es ist der dominante Körper in seiner Zone). Zwergplaneten sind zu klein um die Umgebung der Bahn "aufzuräumen".
Übersicht über die Definition
Die neue Definition unterscheidet drei Klassen
1. Planeten
2. Zwergplaneten
3. Kleinkörper des Sonnensystems
Es gibt acht Planeten, Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter,
Saturn, Uranus und Neptun (ausdrücklich in einer Fussnote genannt).
Pluto, die grossen und deshalb runden unter den neuen Transneptuniern,
allen voran 2003 UB
313 und Himmelskörper im "Asteroiden-Hauptgürtel",
wie Ceres (und andere runde Körper die ihre Bahn nicht aufräumen können)
sind Zwergplaneten.
Charon bleibt Mond.
Die Entscheidung in der Generalversammlung
Nach 40 Minuten Diskussion, wieder unter der Leitung von
Jocelyn Bell-Burnell, stimmte eine zwei Drittel Mehrheit
für den
"Entwurf 5A", mit drei unterschiedlichen Klassen:
1. Planet ist rund und hat freie Bahn
2. Zwergplanet ist rund, hat seine Bahn nicht freigemacht
3. Alle anderen sind Kleinkörper des Sonnensystems
Nach Verabschiedung von Resolution 5A stieg die Spannung noch
einmal.
In einem letzten Anlauf versuchte Richard Binzel in einer engagierten
Rede einen Meinungsumschwung herbeizuführen, und appelierte an die
IAU-Generalversammlung den Planetenbegriff zu erweitern. "5B" sollte
"klassisch" zur Kategorie Planeten hinzufügen.
Jocelyn Bell-Burnell zeigte sehr anschaulich was der kleine Zusatz "klassische" bedeuten würde (Bild: Luftballon, Pluto, Regenschirm und Bell-Burnell; gibts sicher wo)
Ausdrücklich wurde klargemacht: Nein zu 5B bedeutet 8 Planeten, Ja zu 5B, mindestens 11 Planeten.
Resolution 5B wurde mit nur 91 Ja Stimmen (von ca 800) praktisch Einstimmig abgelehnt.
Pluto ist nicht mehr Planet sondern Zwergplanet.
Resolutionen 6A und 6B waren nur mehr ein Nachspiel.
6A wird
angenommen. Also ist Pluto Mitglied einer neuen Gruppe von
Transneptuniern. 6B, der Benennungsvorschlag dieser Gruppe
als "plutonische Objekte" wird knapp abgelehnt.
Unser Sonnensystem hat damit acht Planeten. Sie sind rund und
haben sich freie Bahn geschaffen, ihre Umgegbung aufgeräumt. Pluto
und Ceres sind Zwergplaneten. Sie sind auch nahezu rund, müssen
aber mit einer Nachbarschaft auskommen die von anderen Körpern
gestaltet wird.
Günther Wuchterl, 25. August 2006, Prag
IAU 2006 General Assembly: Result of the IAU Resolution votes
Resolution 5B und Resolution 6B
General Assembly Session 2 (Planet Definition) Video
Die Presse: Ab zu den Zwergen, Pluto!
NASA: Honey, I Shrunk the Solar System
Wie reagieren Astrologen?
New Horizons (Erste Mission der NASA zu einem Zwergplaneten. Die Raumsonde soll Pluto im Juli 2015 erreichen)
Resolution 5A
(1) A "planet"1 is a celestial body that (a) is in orbit around the Sun, (b) has sufficient mass for its self-gravity to overcome rigid body forces so that it assumes a hydrostatic equilibrium (nearly round) shape, and (c) has cleared the neighbourhood around its orbit.
(2) A "dwarf planet" is a celestial body that (a) is in orbit around the Sun, (b) has sufficient mass for its self-gravity to overcome rigid body forces so that it assumes a hydrostatic equilibrium (nearly round) shape2 , (c) has not cleared the neighbourhood around its orbit, and (d) is not a satellite.
(3) All other objects3 except satellites orbiting the Sun shall be referred to collectively as "Small Solar-System Bodies".
1The eight planets are: Mercury, Venus, Earth, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, and Neptune.
2An IAU process will be established to assign borderline objects into either dwarf planet and other categories.
3These currently include most of the Solar System asteroids, most Trans-Neptunian Objects (TNOs), comets, and other small bodies.
IAU Resolution: Pluto
Resolution 6A
The IAU further resolves:
Pluto is a "dwarf planet" by the above definition and is recognized as the prototype of a new category of trans-Neptunian objects.
Quelle: IAU
Der Krimi um Pluto
Neptun und seine Folgen
In den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts versuchten zwei Wissenschaftler unabhängig voneinander, die
Unregelmäßigkeit in der Bewegung des Planeten Uranus zu erforschen. Beide, sowohl John Couch Adams als auch Urbain Le Verrier
gingen davon aus, dass die Abweichungen auf den Einfluss der Gravitation eines bislang unentdeckten Planeten zurückzuführen sein könnten.
Beide versuchten die Position dieses Planeten rein mathematisch zu ermitteln.
Am 31. August 1846 veröffentlichte Le Verrier in Paris seine theoretische Abhandlung über Uranus und eine präzisierte Voraussage der Planetenposition. Da es ihm nicht gelang französische Astronomen für die Planetensuche zu gewinnen, wandte er sich an Professor Heinrich Schumacher, Herausgeber der Zeitschrift
Astronomische Nachrichten. Dieser schlug ihm vor, Astronomen mit besonders leistungsfähigen Teleskopen anzuschreiben. Am 18. September schrieb er an Johann Gottfried Galle, einen Mitarbeiter der Berliner Sternwarte. Galle erhielt den Brief am 23. September und noch in der selben
Nacht richteten Galle und der dänische Astronomiestudent Heinrich d`Arrest das Frauenhofer-Teleskop in die von Le Verrier angegebene Himmelsgegend. Nachdem sie kein Planetenscheibchen entdecken konnten, kamen sie auf die Idee, das betreffende Feld mit einer Sternkarte zu vergleichen, in welcher der Planet ja nicht eingetragen sein dürfte. Kurz vor Mitternacht sah Galle einen schwachen "Stern", der in der Karte nicht eingezeichnet war. Sie hatten den Planeten gefunden. Le Verrier schlug vor, den Planeten Neptun zu nennen.
Nachdem erstmals ein Planet mit Hilfe theoretischer Berechnungen entdeckt wurde, stellte sich natürlich die Frage, ob so nicht auch noch weitere Planeten gefunden werden könnten. Le Verrier äußerte diese Möglichkeit bereits wenige Tage nach der Entdeckung Neptuns. Aber erst einige Jahre später, als man die Masse und Bahn von Neptun einigermaßen genau ermittelt hatte, wurde die Suche nach einem weiteren Planeten vorangetrieben. Denn etliche Astronomen waren der Überzeugung, dass Neptun allein unmöglich die Bahnanomalien des Uranus erklären könne.
1880 sagte der schottische Astronom George Forbes einen Planeten voraus der größer als Jupiter sein sollte. Auch David Peck Todd glaubte an einen weiteren Planeten. Seine Suche blieb aber ebenso erfolglos wie jene von Thomas Jefferson See, der drei Planeten jenseits von Neptun postulierte sowie Pickerings Suche nach "Planet O" und General Alexander Garnowsky, der behauptete, nicht weniger als vier Planeten jenseits von Neptun errechnet zu haben.
Die Suche nach Planet X
Viele suchten nach neuen Planeten jenseits des Neptun, aber keiner so hartnäckig wie der amerikanische Astronom Percival Lowell (1855-1916).
Lowell, auch bekannt für seine zahlreichen Zeichnungen der vermeintlichen "Marskanäle" (er war überzeugt von der Bewohnbarkeit des Planeten Mars) gründete 1894 das Lowell-Observatorium in Flagstaff (Arizona). In der Hoffnung den neuen Himmelskörper, von ihm "Planet X" genannt, zu finden, suchte er zwischen 1905 und 1907 fotografisch die Ekliptik ab. Ohne Erfolg. Erst 1911 nahm er die Suche wieder auf, nachdem er Jahre versucht hatte die Position mathematisch zu ermitteln und zu der Überzeugung gelangt war, Planet X müsse im Sternbild Waage zu finden sein. Aber der Planet blieb unauffindbar, Lowell brach die Suche ab und setzte unermüdlich seine Berechnungen fort. In der Zeit zwischen 1914 und 1916 machte er mehr als 1000 Fotos. Wieder ohne Erfolg. 1916 starb Lowell an einem Schlaganfall.
1927 übernahm Lowells Neffe Roger Lowell Putnam das Observatorium, entschlossen den Beweis anzutreten, dass sein Onkel zu Recht an einen Planeten jenseits des Neptun geglaubt hatte. Er ließ ein neues Teleskop, speziell für die Suche nach Planet X bauen, dass im Jahre 1929 fertig war. Clyde Tombaugh, damals neuer Assistent am Lowell-Observatorium, sollte dieses Teleskop bedienen. Im September 1929 begann Tombaugh mit der Suche, indem er mit dem neuen 33-cm-Teleskop systematisch Aufnahmen von der Ekliptik machte, die mit dem sogenannten Blinkkomparator auf Planeten untersucht wurden. Mit diesem Apparat lassen sich zwei Fotos eines Himmelsausschnitts einfacher vergleichen. Durch das Okular werden zwei Fotos abwechselnd betrachtet. Sterne bleiben an ihrem Platz, während bewegliche Objekte wie Planeten hin und her zu springen scheinen.
Im Jänner 1930 hatte der junge Astronom das Sternbild Zwillinge erreicht. Am 21., 23. und 29. Jänner fotografierte er einen Ausschnitt nahe dem Stern Delta Geminorum. Als er am Nachmittag des 18. Februar die Platten vom 23. und 29. Jänner verglich, bemerkte er einen Punkt der im Blinkkomparator hin und her sprang. Tombaugh war überzeugt Planet X gefunden zu haben, zumal die Position des Gestirns um nur 6º von einer der vielen Voraussagen Lowells abwich.
Ausschnitte der fotografischen Platten von Tombaugh. Links die Platte vom 23. Jänner und rechts die Platte vom 29. Jänner. Die Pfeile zeigen auf Pluto. (Bild Lowell Observatory, Quelle: NASA)
Der neue Himmelskörper wurde weiter beobachtet und am 13. März 1930, am 75. Geburtstag von Percival Lowell, wurde der Welt verkündet, man hätte Planet X gefunden, obwohl man noch nichts Genaues über die Größe dieses Transneptun-Objekts aussagen konnte. Die Entdeckung sorgte weltweit für Schlagzeilen. Zunächst hieß es, Planet X sei vermutlich sogar größer als Jupiter und sofort begann die Suche nach einem passenden Namen.
Lowells Witwe schlug vor ihn zu Ehren ihres verstorbenen Gatten Percival zu nennen. Ein anderer Vorschlag lautete Minerva und italienische Astronomen gaben dem Transneptun-Objekt den provisorischen Namen Pluto. Knapp drei Monate nach der Entdeckung fiel die Entscheidung. Am 24. Mai 1930 gab Roger Lowell Putnam bekannt, der Planet solle Pluto heißen. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die Anfangsbuchstaben Plutos den Initialen von Percical Lowell entsprechen. Dies, so Putnam, sei ein passendes Denkmal für seinen Onkel.
Pluto begann zu schrumpfen
Bereits einen Tag nach Bekanntgabe der Entdeckung teilte das Lowell-Observatorium mit, dass der neue Planet wahrscheinlich viel kleiner als Neptun ist. Im Mai schätzte ihn Dr. V. M. Slipher, Direktor des Lowell Observatoriums, nur noch auf Mars-Größe. Und schon bald wurden erste Stimmen laut, dass Pluto nicht Lowells Planet X sein kann. Lowells Berechnungen fordern eine siebenmal größere Masse als die der Erde für Planet X. Die fotografische scheinbare Helligkeit Plutos, zeigte aber, dass der Planet viel zu klein war um die Reststörungen der Uranusbahn zu erzeugen. Aber nicht nur Lowells Voraussage wurde angezweifelt, einige Experten äußerten die Vermutung, dass es sich vielleicht gar nicht um einen Planeten sondern vielmehr um einen Asteroiden oder um einen Kometen handeln könnte. Nicht zuletzt aufgrund seiner merkwürdigen Bahn, welche die des Neptun kreuzt und die zudem im Verhältnis zu denen der anderen Planeten stark geneigt verläuft.
Pluto blieb zwar zunächst Planet, er schrumpfte aber kontinuierlich weiter. 1968 schätzte man seine Masse noch auf ein Fünftel der Erdmasse. Später erkannte man, dass Plutos Durchmesser nur knapp 2300 Kilometer beträgt. Damit ist er nur etwa halb so groß wie Merkur und kleiner als unser Mond. Das bedeutet, Plutos Entdeckung, in der Nähe einer von Lowell vorhergesagten Position von Planet X, war reiner Zufall. Pluto ist definitiv viel zu klein um die Uranusbahn spürbar zu beeinflussen und es wäre gar nicht möglich gewesen ihn mit Hilfe mathematischer Berechnungen aufzuspüren.
Nachdem die NASA-Raumsonde Voyager 2 erstmals viel genauere Daten über die Massen der äußeren Planeten lieferte, stellte sich schließlich heraus, dass Planet X gar nicht erforderlich war. Berechnungen mit Hilfe der verbesserten Daten ließen die Reststörungen der Uranusbahn verschwinden.
Quellen:
Die Akte Neptun, Tom Standage, Berliner Taschenbuch Verlag 2004
The Search For The Ninth Planet, Pluto, by Clyde W. Tombaugh, 1946 (ADS)
Entdeckung weiterer Transneptun-Objekte
Nachdem in den letzten Jahren viele weitere Transneptun-Objekte entdeckt wurden, mittlerweile sind einige hundert bekannt, meinten einige Astronomen, man solle Pluto den Planetenstatus entziehen und ihn einfach als Transneptun-Objekt (TNO) bezeichnen. Ähnlich hatte man schon einmal entschieden, im Falle der Kleinplaneten (oder Asteroiden). Auch Ceres das größte Objekt im Asteroidengürtel wurde nach seiner Entdeckung im Jahre 1801 zunächst als Planet bezeichnet. Erst nach einer Vielzahl weiterer Entdeckungen bekamen diese Objekte den Namen Kleinplaneten. Pluto-Fans waren von dieser Idee natürlich alles andere als begeistert. 1999 hatte die Internationale Astronomische Union versucht, der Diskussion vorerst ein Ende zu setzen und festgestellt, dass Pluto ein Planet bleiben soll. Aber nach der Entdeckung von 2003 UB
313 war Pluto nicht mehr der Größte der Transneptun-Population und die Frage um seinen Status stellte sich verschärft.
Der Durchmesser von 2003 UB313 im Vergleich mit Pluto, Plutos Mond Charon, Erde und Mond.
Bildquelle: F. B., Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Universität Bonn
Was ist ein Planet?
Beim Internat. Kongress der IAU wird dies diskutiert. Der 26. Kongress der Internationalen Astronomischen Union wurde am Montag, den 14 August 2006 in Prag, der Hauptstadt Tschechiens, eröffnet. Rund 2500 Astronomen werden bei diesem Treffen anwesend sein, das bis 25. August abgehalten wird. Nur alle drei Jahre findet ein so großen Treffen statt; das letzte war vor 3 Jahren in Sydney/Australien.
Experten aus 75 Ländern werden sich an der Debatte beteiligen, was nun die offizielle Definition
sein sollte, was ein Planet ist. Diskussionen gab es ja schon seit der Entdeckung des rätselhaften
Objekts mit der Bezeichnung 2003 UB313. Da Pluto um einiges kleiner ist als dieses Objekt, haben seine Entdecker Brown, Trujillo und Rabinowitz ihn als 10. Planeten reklamiert.
Von den Verteidigern Plutos als Planet
wird die Argumentation über die Größe von 2003 UB313
abgeschmettert. Sie sind der Meinung, dass 2003 UB313
kein Planet, sondern nur ein Brocken aus Eis und Gestein bzw. eine
Kuiper-Gürtel-Objekt ist. Dies ist die Bezeichnung für die
geschätzten 100 000 Objekte, die langsam die Sonne in den
äußersten Bezirken unseres Sonnensystems umkreisen.
(Sozusagen urzeitlicher Schutt)
Entdeckerfotos von 2003 UB313 (vorläufiger Spitzname Xena). Die drei Bilder wurden in der Nacht
vom 21. Oktober 2003 im Abstand von 1½ Stunden
aufgenommen.
Der "Planet" wandert über einen Zeitraum von 3 Stunden extrem langsam
über das Firmament.
2003 UB313 war bei
seiner Entdeckung rund 15 Milliarden Kilometer entfernt. Bekannt
gegeben wurde seine Entdeckung im Juli 2005. Dieses Objekt nähert
sich der Sonne bis auf 38 AE und entfernt sich bis auf 97 AE. 2003
UB313 ist etwa 3000 km ±
300 km groß. Seine Umlaufzeit beträgt 560
Jahre.
Im Rahmen des elf Tage dauernden Kongresses werden sechs Symposien, 17 Debatten und 52 spezielle Konferenzen abgehalten. Ein weiteres Spezialthema beim diesjährigen IAU-Kongress ist das Thema Frauen und Astronomie. Rund 300 Astronominnen werden sich an dieser Diskussion beteiligen.
16. August 2006/SP
Die IAU präsentiert nun ein Konzept zur Definition von "Planeten" und "Plutons"
Zur Klärung der Frage, was ein Planet ist, hatte die IAU (International Astronomical Union) ein siebenköpfiges Komitee ins Leben gerufen, dem neben Astronomen auch ein Historiker und eine Wissenschaftsjournalistin angehören. Gestern wurde der Vorschlag in Prag präsentiert.
Künstlerische Darstellung des neuen Sonnensystems? Haben wir schon bald 3 neue Planeten? Vielleicht wird es in Zukunft bei den Planeten zwei Klassen geben.
Die klassischen Planeten und die Plutons, deren Klasse in den nächsten Jahren weiter anwachsen wird, da es laufend zu neuen Entdeckungen kommt. Bildquelle: IAU
Wenn dieser Vorschlag von der IAU beim Kongress, der zwischen vom 14 - 25 August in Prag stattfindet (http://www.astronomy2006.com/), angenommen wird, dann wird unser Sonnensystem bald aus mindestens 12 Planeten bestehen. (Es gibt bereits 12 weitere Planeten-Kandidaten) Aus den 8 klassischen Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun.
Ferner aus 3 Planeten
einer neuen Gruppe, die „Plutons“ genannt werden. Zu
diesen soll Pluto, Plutos Mond Charon und 2003 UB313 gehören.
Und als 12. Planet wird Ceres genannt, der größte
Kleinplanet im Asteroidengürtel.
Allen gemeinsam ist, dass sie die Sonne umkreisen und sie sich aufgrund ihrer Schwerkraft zu kugelförmigen Körpern formten.
Die neue Kategorie von Himmelskörpern mit der Bezeichnung "Pluton" ist für Himmelskörper gedacht, die Umlaufbahnen von mehr als 200 Jahren Länge haben, große Bahnneigungen und typischerweise langgestreckte Umlaufbahnen haben. Durch diese Charakteristika unterscheiden sie sich von den klassischen Planeten und aller Wahrscheinlichkeit nach ist deren Entstehung auch anders verlaufen.
Die anderen Himmelskörper, wie Kleinplaneten (Asteroiden) und Kometen sollen nun ausschließlich "Small Solar System Bodies" genannt werden,
was man mit Kleinkörpern im Sonnensystem übersetzen könnte.
Das Konzept "Planeten-Definition" wird während der Generalversammlung diskutiert und während der 2. Session am 24. August (inklusive weiterer Resolutionen) zur Abstimmung gebracht.
LINKS:
Der kontroverse Entwurf (IAU)
Die Presse: Wuchterl schockiert!
Die Zeit: Nachwuchs im Sonnensystem
17. August 2006/SP
19. 8.: Neuigkeiten aus Prag
Am Freitag fand die erste Debatte zur "Resolution 5" (Planeten und Plutonen Definition) bei der IAU Generalversammlung in Prag statt.
Die "Division III" der IAU (Planetary Systems Sciences) hat den Vorschlag "heftig aber auf hohem Niveau"
diskutiert.
Ein Alternativvorschlag von Gonzalo Tancredi und Julio Fernández
hat den offiziellen Vorschlag mit mindestens 60% der Stimmen
geschlagen. (Fernandez hat den TNO-Gürtel von der Entstehungstheorie her kommend, vor der Entdeckung praktisch "mit erfunden".)
Tancredi und Fernández fordern dass ein Planet rund sein
muss und der bei weitem größte Körper der lokalen Population.
Weitere Alternativvorschläge von Paul Weissmann (Pluto als
letzter Planet seiner Art) und David Tholen (Planeten haben
absolute Helligkeit größer 0) waren nicht so populär.
Quelle: "Cosmic Mirror" (Daniel Fischer)
Die Diskussion wird am Dienstag fortgesetzt.
Der neue Vorschlag von Gonzalo Tancredi und Julio Fernández (IAU Tagungszeitung, Dissertatio cum Nuncio Sidereo)
Planet Debate Heats Up (Sky & Telescope, Foto von der Testabstimmung)
Update 22. 8.: Neuer Vorschlag: 8 Planeten oder 12?
Laut einem E-Mail von Owen Gingerich an Dennis Overbye (New York Times) soll in einem neuen
Vorschlag jetzt auch der Orbit berücksichtigt werden.
Quelle: New York Times
Update 21. 8.: Kompromisslösung?
Wohl aufgrund der Niederlage bei der Testabstimmung am Freitag, hat das IAU Komitee
heute entschieden eine Kompromisslösung vorzuschlagen. Laut Owen Gingerich, Sprecher des Komitees,
soll der neue Vorschlag am Dienstag veröffentlicht werden.
Quelle: NewScientist.com
Die Presse: Nieder mit den Plutons!
22. 8.: "Neuer" Vorschlag ebenfalls abgelehnt!
Bis unmittelbar vor der Veranstaltung im Hauptsaal des
Kongresszentrums wurde an einer Modifikiation des
Vorschlags (Resolution 5) gearbeitet.
Erst beim Einlass wurde das neue Papier verteilt. Es ist
der alte Vorschlag in drei Teile geteilt mit leichten
Änderungen.
➤ Den Text finden Sie hier. Laut der neuen Definition wäre Pluto ein Zwergplanet.
Zunächst warb IAU Präsident Ron Ekers nochmals für den
Vorschlag der Kommision, ein Kompromiss müsse im Vordergrund
stehen, es gehe nicht um falsch oder richtig.
Danach warb Owen Gingrich, für den Vorschlag anerkannte
aber, dass das Wort Pluton wohl nicht haltbar sei da es
in einigen Sprachen bereits für Pluto vorgesehen sei und
massive Proteste der "gutorganisierten" Geowissenschaften
per Email eingegangen seien, die man (sinngemäß) sehr
ernst nehmen müsse.
Binzel meinte wer für eine physikalische Definition sei, müsse
für diesen Vorschlag sein, alles andere wäre wieder willkürlich
und auf der Basis eines vorgefassten Konzeptes für die Planetendefinition. Binzel mit zwei Modellen in der Hand streckte diese
vor um zu unterstreichen dass der Vorschlag auf allen
Ebenen des Bildungssystem lehrbar sein sollte. Mit ausgestreckten
Händen in denen ein rundes und ein erdnussartiges Objekt sichtbar
waren, meinte er, dass sei doch klar.
Insgesamt verging so viel Zeit wie das hier den Anschein hat
mit der Vorstellung der Definition.
Nach J. Watanabes nochmaliger Betonung, dass es um Eigengravitation
als wissenschaftliche Definition ginge, wurde die Diskussion
eröffnet.
Andrea Milani ("NEO Papst") appellierte in einem flammenden Beitrag
die Dynamik (Eigenschaften der Planetenbahn) in die Definition
einzubeziehen. Die sei genauso Physik und von Anfang an wesentlich
für das Verständnis gewesen.
Danach trat Julio Fernandez (Mit-Autor des populären "rund und
domminierend gross" Vorschlages) ans Mikro. (Er konnte von seinem
Vorschlag der eingearbeitet werden sollte nichts mehr erkennen).
Er bat den Alternativvorschlag auf dem Podium präsentieren zu dürfen,
doch das wurde abgelehnt.
Milani und Fernandez sprachen auch in Ihrere Funktion als Vor.
der IAU-Commissionen 7 und 20.
In einer recht heftigen Debatte die den Präsidenten und das Podium
doch ordentlich in die Defensive brachte häuften sich die Einwände.
Klar war, dass nicht genügend Zeit zur Verfügung stand.
Um das Tagungsprogramm nicht noch weiter zu verzögern gab es
eine Testabstimmmung zu den drei Resolutionsteilen
Ergebnis:
70% Ablehung für den Hauptteil
80% Ablehnung für Plutonen
80% haben den Doppelplaneten-Teil (Charon wird Planet) abgelehnt
Bericht: Günther Wuchterl von der IAU aus Prag
➤ Der "neue" Text, Resolution 5, 6 und 7
Video von der heutigen Diskussion
Comments & discussions on Resolution 5: The definition of a planet
The Day We Lost Pluto (Sky & Telescope)
Astronomers lean toward eight planets (NewScientist)
Planetary Definition Showdown! As Debate Rages, One Astronomer Says 'It's All About the Atmosphere' (space.com)
23. 8.: Pluto auf dem Weg zum Zwergplaneten!
IAU Planetendefinition entwickelt sich weiter - Entwurf c
Gestern Abend kam es vor dem Abendvortrag zu einer kurzfristig
angesetzten Sonderdiskussion die 38 Minuten dauerte und
von Jocelyn Bell-Burnell (Entdeckerin der Pulsare) geleitet
wurde.
Ein neuer Vorschlag mit zwei wichtigen Änderungen stand zur
Debatte. Die fixe Grenze von 800 km Durchmesser und 5 10^20kg
ist verschwunden und Planeten müssen ihre Zone dominieren.
Pluto wird demnach voraussichtlich Zwergplanet.
Der neue Entwurf heißt Entwurf c. Ein nochmals überarbeiteter
Entwurf d war im IAU Sekretariat heute früh zu sehen, darf aber
noch nicht kopiert werden.
Der neue Entwurf findet deutlich mehr Zustimmung. Er könnte mehrheitsfähig werden.
Bericht: Günther Wuchterl, Prag
Resolution 5 und 6 Entwurf c
24. 8.: Endgültige Version der IAU Resolution ist online!
Charon bleibt ein Mond
Final Version of Resolution on the Definition of a Planet
IAU Resolution: Definition of a Planet in the Solar System
Dissertatio cum Nuncio Sidereo III, No. 9 - August 24, 2006, Seite 8
Bleibt Pluto ein Planet oder wird er Zwergplanet?
Der entgültige Entwurf für die Resolution zur Planetendefinition
der IAU ist heute früh in der Tagungszeitung "... NUNCIO SIDERIO III"
veröffentlicht worden.
Es gibt zwei konkurrierende Vorschläge. In Beiden charakterisieren
"Rundheit" und, nun neu, das "Ausputzen der Zone" ("cleared the
neighbourhood around its orbit") die Planeten. Im Vorschlage 5A stehen
8 Planeten ausdrücklich genannt.
Beide Vorschläge, Resolution 5A und 5B definieren "Zwergplaneten".
Die sind zwar rund, putzen aber die Zone um ihren Orbit nicht aus.
Vorschlag 5B verlangt das Wort "klassisch" ("classical") in die
Definition der Planeten (nicht Zwergplaneten) einzufügen.
Der Knackpunkt ist, dass in Resolution 5B, in englischer Sprache, und
nicht nur dort, Pluto indirekt zum Planeten gemacht würde, im Widerspruch
zur Hauptdefinition.
Kurz: Es wird heute Nachmittag mehr oder weniger direkt abgestimmt
ob Pluto Planet bleibt oder Zwergplanet wird.
Eines dürfte schon jetzt klar sein, die acht Planeten werden in
jedem Fall ausdrücklich genannt:
Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun
Nur noch kleine Änderungen an den Resolutionen können angebracht
werden. Die Abstimmung wird im Wesentlichen über die beiden
Fassungen von heute früh erfolgen.
Die Abstimmung wird heute ungefähr zwischen 15:30 und 16:00 stattfinden.
Spätestens um 17h wird das Ergebnis der Abstimmungen vorliegen.
Günther Wuchterl, Prag
Endgültiger Text jetzt auch unter:
http://www.iau.org/news/pressreleases/detail/iau0602/
Die Presse: Die letzten Tage des Planeten Pluto