Nomenklatur für Kleinplaneten
Die ersten Asteroiden erhielten würdige Namen aus der Mythologie. Im Laufe der Zeit ging jedoch der Vorrat an derartigen Namen zu Ende und es kamen Personen- und Ortsnamen in Verwendung. Im allgemeinen erhalten Asteroiden ihren Namen vom Entdecker, aber erst dann, wenn man ihnen eine offizielle Nummer zuerkannt hat. Diese bekommt ein Kleinplanet aber erst, wenn genügend Beobachtungen vorliegen, so dass eine einigermaßen sichere Bahn abgeleitet werden kann. Aber bis es soweit ist, muss der neuentdeckte Kleine Planet mit einer provisorischen Bezeichnung sein Auslangen finden, und das oft lange Zeit. Zuständig für provisorische sowie definitive Benennungen ist die 1919 gegründet Internationale Astronomische Union (IAU).
Neue und alte Richtlinien für die provisorische Bezeichnung von Kleinplaneten nach 1925 und vor 1925
Neue Richtlinien:
Buchstabe |
Datum |
A |
Jän. 1.-15. |
B |
Jän. 16.-31. |
C |
Feb. 1.-15. |
D |
Feb. 16.-29. |
E |
Mär. 1.-15. |
F |
Mär. 16.-31. |
G |
Apr. 1.-15. |
H |
Apr. 16.-30. |
Buchstabe |
Datum |
J |
Mai 1.-15. |
K |
Mai 16.-31. |
L |
Jun.1.-15. |
M |
Jun.16.-30. |
N |
Jul. 1.-15. |
O |
Jul. 16.-31. |
P |
Aug. 1.-15. |
Q |
Aug. 16.-31. |
Buchstabe |
Datum |
R |
Sept. 1.-15. |
S |
Sept. 16.-30. |
T |
Okt. 1.-15. |
U |
FOkt. 16.-31. |
V |
Nov. 1.-15. |
W |
Nov. 16.-30. |
X |
Dez. 1.-15. |
Y |
Dez. 16.-31. |
Der Buchstabe I wird nicht verwendet und Z wird nicht mehr gebraucht.
Die Reihenfolge der Entdeckung innerhalb eines Halbmonats wird mit dem zweiten Buchstaben ausgedrückt:
A=1. F=6. L=11. Q=16. V=21.
B=2. G=7. M=12. R=17. W=22.
C=3. H=8. N=13. S=18. X=23.
D=4. J=9. O=14. T=19. Y=24.
E=5. K=10. P=15. U=20. Z=25.
Der Buchstabe I wird nicht mehr verwendet.
Wenn es mehr als 25 Entdeckungen in einer Halbmonats-Periode gibt, wird der zweite Buchstabe wiederverwendet und die Nr. "1" hinzugefügt. Bei mehr als 50 Entdeckungen die Nr. "2" und bei 76 bis 100 Entdeckungen die Nr. "3" und 101 bis 125 die Nr. "42 usw.....
Ein Kleinplanet der z. B. am 22. Jänner 1940 als dritter in diesem Halbmonat entdeckt wurde hat die Bezeichnung 1940 BC und wenn er der 26. in diesem Halbmonat im Jahre 1940 wäre, dann lautet die Bezeichnung 1940 BA1 und der 28. wäre 1940 BC1 usw....
Dieses Schema wurde auch für einige Entdeckungen vor 1925 angewendet, und zwar bei solchen Objekten, bei denen nur der Anfangsbuchstabe der provisorischen Bezeichnung ausgetauscht werden musste, nämlich das "A". Folglich heißt A904 OA jetzt 1904 OA. Man erkennt unschwer, dieser Kleinplanet wurde als erster in der zweiten Julihälfte des Jahres 1904 entdeckt.
Provisorische Bezeichnungen in Abhängigkeit vom Suchprogramm:
Vier spezielle Suchprogramme wurden zwischen den Jahren 1960 bis 1977 durchgeführt. Am Anfang steht eine Nummer, welche in der Reihenfolge der Entdeckung vergeben wird, dann kommt ein Zwischenraum und anschließend ein Identifizierungs-Zeichen des jeweiligen Suchprogrammes.
Suchprogramm: Palomar-Leiden, Erkennungszeichen: (1960) P-L
Suchprogramm: First Trojan Survey (1971), Erkennungszeichen: T-1
Suchprogramm: Second Trojan Survey (1973), Erkennungszeichen: T-2
Suchprogramm: Third Trojan Survey (1977), Erkennungszeichen: T-3
Einige Beispiele: 2040 P-L, 3138 T-1, 1010 T-2, 4101 T-3
Alte Richtlinien:
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden Kleine Planeten einfach nur mit einem Namen versehen. Die Zuteilung einer Nummer, offensichtlich in der Reihenfolge der Entdeckung, wurde um 1850 eingeführt. Am Anfang haben die Entdecker des jeweiligen Kleinplaneten den Astronomischen Nachrichten (AN) die Nummer bekannt gegeben und diese haben sie dann veröffentlicht.
1892 war bereits ein System von provisorischen Benennungen bei AN eingeführt. Eine endgültige Nummer wurde später von den Herausgebern des
Berliner Astronomischen Jahrbuches festgelegt, aber erst wenn durch genügend Beobachtungen die Bahn des Asteroiden bekannt war. Das Schema für die provisorische Bezeichnung enthielt das Jahr und einen Buchstaben z. B. 1892 A, 1892 B usw. Der Buchstabe I wurde weggelassen.
1893 waren die 25 zur Verfügung stehenden Buchstaben nicht mehr genug und ein Schema mit Doppelbuchstaben wurde eingeführt. z. B. 1893 AA, 1893 AB usw. (wieder ohne I). Sie wurden an die Objekte in der Reihenfolge ihrer Entdeckung, ohne Rücksicht auf den Beginn eines neuen Jahres, fortlaufend vergeben: z. B. auf 1893 AP folgte 1894 AQ.
Im Jahre 1916 war man bei den Buchstaben ZZ angelangt, und da es nicht sehr praktikabel schien mit einer Serie von Dreifachbuchstaben zu beginnen, wurde im Jahre 1916 mit den Buchstaben AA wieder von vorne begonnen.
(In alten Publikationen war es zum Teil üblich den Buchstaben "J" anstatt des "I" wegzulassen. Die Folge lautete dann: 1892 H, 1892 I, 1892 K usw. Dies entspricht der modernen Benennung von 1892 J).
Es war ein schwerfälliges System, daß keinerlei Spielraum für nachträgliche Eintragungen zuließ. Außerdem war es der alten provisorischen Namensgebung für Kometen zu ähnlich; z. B. 1915 a war die Bezeichnung für einen Kleinplaneten und ohne Zwischenraum 1915a für einen Kometen.
Während des ersten Weltkrieges haben sich die Astronomen auf dem Crimean Astrophysical Observatory auf der Halbinsel Krim von der offiziellen Benennung distanziert und ein eigenes Schema für ihre Entdeckungen verwendet. Die Kennzeichnung erfolgte auf zweierlei Art: Griechischer Buchstabe SIGMA (Blockbuchstaben) in Verbindung mit einem einzelnen Buchstaben oder mit einer Nummer.
Andere Formen der Benennung, welche auf der Krim und in anderen Observatorien Verwendung fanden und gültig sind:
Jahr + Großbuchstabe: 1892 A
Jahr + Doppelbuchstabe: 1914 VV
Jahr + Buchstabe: 1913 a
Jahr + griech. Buchstabe: 1914 gamma
Jahr + SIGMA + Buchstabe: 1915 SIGMA r, 1916 SIGMA ci
SIGMA + Nummer: SIGMA 27
Kleiner Hinweis zum Suchen: SIGMA wird manchmal abgekürzt zu SIG und bei der Benennung Jahr+SIGMA+Buchstabe
wird das Jahr eventuell optional verwendet. (SIGMA ci ist die Kurzform für 1916 SIGMA ci)
Temporäre Kleinplaneten- Bezeichnungen
Früher bekamen die Asteroiden oft vorübergehende Bezeichnungen von ihren Entdeckern, bis sie vom Minor Planet Center eine offizielle Provisorische Bezeichnung erhielten. Das ist aber heute nicht mehr notwendig, weil die Kommunikation zwischen den Entdeckern und dem Minor Planet Center sehr rasch durch E-Mails erfolgt. In der Vergangenheit, als die Kommunikation nur langsam vonstatten ging, wurden diese Bezeichnungen auch publiziert.
Einige Beispiele aus einer großen Anzahl von temporären Kleinplaneten. Benennungen:
Washington (Jahr) W (Ziffer), 1917 W 15, 1923 W 21,
Taunton Taunton (ziffer), Taunton 83
Yerkes Y.O (Ziffer), Y.O. 23
Y.O (Ziffer), Y.O. 23
Türkei T- (Ziffer), T-1, T-77
Nanking P.O. (Nummer), P.O. 32, P.O. 189
PO (Nummer), PO 32, PO 89
Die Nomenklatur für Kometen orientiert sich an der für Kleinplaneten und wird mit dieser verbunden.
Das hat sich als sinnvoll erwiesen, da es nicht immer möglich ist, ein neu entdecktes Objekt eindeutig als Kleinplanet oder Komet einzuordnen. Chiron und Pholus dienen als Beispiel: Chiron wurde ursprünglich als Kleinplanet eingestuft, da er aber seit 1988 eine Koma zeigt, gilt er als Komet. Jetzt hat er die Bezeichnung 95P/Chiron. Pholus ist auch ein ehemaliger Kleinplanet mit der ursprünglichen Bezeichnung 1992AD. Beide werden heute zur Familie der Centauren gezählt.
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Die Turiner Skala - "Richter-Skala" zur Klassifizierung neu entdeckter Asteroiden und Kometen in Hinblick auf ihre mögliche Einschlagsgefahr für die Erde.