Neuer extrasolarer Planet entdeckt -- Erstmals Durchgang vor seinem Stern beobachtet.
Der erste Planeten-Transit
Derzeit gibt es bereits 27 Planeten die bei anderen Sternen nachgewiesen wurden.
Jetzt wurde erstmals beobachtet wie einer dieser Planeten vor seinem Stern vorueberging.
Dabei wird ein Teil des Sternlichtes vom Planeten abgedeckt und der Stern erscheint
etwas schwaecher. Weil die Abdeckung vom Durchmesser des Planeten abhaengt ist
damit erstmals auch der Radius eines extrasolaren Planeten bekannt: Er ist
1,2 mal so gross wie Jupiter. Gleichzeitig ist mit dem Transit des Planeten vor
seinem Stern auch die Ebene der Bahn um den Stern festgelegt. Entdecker
sind
Charbonneau,
Brown, Latham und Mayor .
Masse und Radius festgelegt
Die Masse des Planeten ist nun erstmals eindeutig bekannt. Bisher waren
alle gemessenen Planetenmassen, minimale Massen. Die tatsaechlichen Massen
waeren je nach der (unbekannten) Neigung der Bahnebene etwas groesser
anzunehmen gewesen. Nun ist die Bahnebene fest weil der Planet zwischen
uns und dem Stern hindurchgegangen ist. Damit ist auch die Masse fest.
Nun stehen erstmals Masse und Radius eines extrasolaren Planeten zur
Verfuegung: Der Planet, der den Stern , HD 209458 in einem Abstand von
0.045 des Abstands Erde-Sonne, innerhalb von 3.52 Tagen umkreist hat 0.63
Jupitermassen und eines Radius von 1.27 (+/-0.02) Jupiterradien.
Der Planet ist ein Gasplanet
Das ist in ausgezeichneter Uebereinstimmung mit den Werten die aus theoretischen
Modellen fuer Planeten, so nahe bei Sternen vorhergesagt wurden.
Damit ist nicht nur bestaetigt , dass es sich tatsaechlich um einen Planeten
handelt, sondern es ist klar dass es sich um einen Gasplaneten, ganz aehnlich
wie Jupiter handelt. Der Planet liegt in seiner Masse zwischen Jupiter
und Saturn. Sein Radius ist groesser als der Jupiters. Das ergibt sich
aus der Tatsache, dass der neue Planet hundert mal naeher bei seinem Mutterstern
umlaeuft wie Jupiter um die Sonne. Die starke Einstrahlung seines Muttersterns
fuehrt zu einen hoeheren Temperatur und blaeht ihn auf.
Entdeckung durch internationale Zusammenarbeit --- Michel Mayor wieder
beteiligt!
Wie alle bisherigen extrasolaren Planeten war auch jener von HD209458 mit Hilfe
winziger Geschwindigkeitsaenderungen seines Muttersterns, die durch die Planetenschwerkraft
verursacht werden, entdeckt worden. Nachfolgende Helligkeitsmessungen foerderten
dann den Durchgang (Transit) zu Tage. Am 23. November wurde ein
Artikel
von Charbonneau, Brown, Latham und Mayor
im Astrophysical Journal als "Letter" angenommen, in dem Messungen veroeffentlicht
werden die die Entdeckung des Transits schon im September 1999 belegen. Wieder
dabei ist der Entdecker des ersten extrasolaren Planetens bei 51 Peg, Michel Mayor.
Er ist damit bereits zum zweiten Mal an einer historischen Entdeckung beteiligt.
Vor wenigen Tagen war eine Transitmessung von einer amerikanischen
Gruppe um Henry, bekanntgegeben worden, die solche Messungen durchfuehrten
nachdem die
San
Francisco Gruppe um G. Marcy den selben Planeten unabhaengige von den
Europaeern entdeckt hatte.
Nachweis von Planeten bei andern Sternen nun bombenfest!
Damit ist der Planetendurchgang bei HD 209458 von zwei unabhaengigen Gruppen
beobachtet worden die sich gegenseitig bestaetigen. Nach einem weltweiten
Aufruf der IAU gibt es bereits weitere Bestaetigungen des Transits, der
sich alle 3.5 Tage wiederholt. Da der Planet mit Hilfe der Radialgeschwindigkeitsmethode
entdeckt wurde, ist er nun von zwei Gruppen mit zwei unabhaengigen Methoden
nachgewiesen worden. Sicherlich der beste und sicherste Planetennachweis
bisher. Die Planetennatur wurde aus den Radialgeschwindigkeitsmessungen
erschlossen, und anschliessen unabhaengig durch den Transit bestaetigt.
Der Stern
HD209458,
steht bei einer Rektaszension von 22h03m10.7s und einer Deklination von +18Grad
53'04'',
am Nordhimmell, nicht weit vom beruehmten 51 Pegasi, im Sternbild Pegasus.
Das liegt zwischen Pagassus-Quadrat und dem Schwan. Das Sternbild
Pegasus ist zur Zeit am Winterhimmel ausgezeichnet sichtbar. Der Stern
selbst ist mit dem freien Auge nicht sichtbar, der Planet noch milliardenfach
schwaecher.
Die Spitze des Eisbergs
Doch das ist erst der Anfang in einem wahren Entdeckungsrennen das nun
laeuft und an dessen Ende vermutlich der erste Nachweise eines erdaehnlichen
Planeten stehen wird. Bis dahin wird es weiter Gasplaneten geben und so
wie die Beobachtung laufen, muss man mit einem neuen Planeten alle 4 Monate
rechnen. Eine einzigartige Entdeckungsaera, in der wir leben. Bereist jetzt
gibt es mit 27 mehr als dreimal soviele bekannte Planeten ausserhalb unseres
Sonnensytems, als bei uns. Vor Oktober 1995 war nicht einmal klar ob es
einen einzigen Planeten bei einem anderen Stern gibt.
Mehr zu dieser Entdeckung: Extrasolar
Planets Ecyclopedia.
G. Wuchterl
Leiden, 26.Nov.1999, 20h45
Sterrewacht Leiden
Institut fuer Astronomie
der Universitaet Wien
(siehe auch Bericht von Susanne Plank)
Verein Kuffner-Sternwarte