Der Landeplatz von Perseverance
Die Suche nach einem geeigneten Landeplatz für NASA's Mars Rover Perseverance dauerte fünf Jahre. Mitglieder des Missionsteams und Wissenschaftler aus der ganzen Welt hatten sich daran beteiligt, mehr als 60 mögliche Standorte auf dem Roten Planeten sorgfältig zu untersuchen. Einen sehr wichtigen Beitrag zur Auswahl des Landesplatzes lieferten die hochauflösenden digitalen Geländemodelle die mit der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebenen High Resolution Stereo Camera (HRSC) des ESA-Orbiters Mars Express erstellt wurden. Letztlich fiel die Wahl auf den Krater Jezero. Und zwar aufgrund der außergewöhnlichen geologischen Vielfalt dieser Region. Ziel der Mission ist die Suche nach Anzeichen für vergangenes mikrobielles Leben auf dem Mars. Die NASA benannte mittlerweile den Landeplatz des Rovers nach der Science-Fiction-Autorin Octavia E. Butler "Octavia E. Butler Landing".
Vom DLR veröffentlichte Bilder zeigen, dass der Krater Jezero genau an der Grenze zwischen verschiedenen geologischen Bereichen unterschiedlichen Alters liegt. In der Hochlandregion Terra Sabaea finden sich noch Gesteine aus dem Marsaltertum (Noachium: vor 4,1 – 3,7 Milliarden Jahren) und dem ähnlich alten Isidis-Einschlagsbecken. Die heutige Ebene Isidis Planitia wurde allerdings hauptsächlich von deutlich jüngeren Ablagerungen gebildet, die in der Hesperianischen Periode (vor 3,7 – 3,0 Milliarden Jahren) und im jüngsten geologischen Zeitalter des Mars (dem Amazonium: vor 3 Milliarden Jahren bis heute) entstanden. Das Grabensystem Nili Fossae ist durch diesen Einschlag als Folge von tektonischen Brüchen entstanden. Südwestlich von Jezero schließt sich die Vulkanregion Syrtis Major an, deren jüngste Lavaströme ebenfalls dem Hesperium zugeordnet werden. Das bedeutet, dass die Gesteine und Ablagerungen in und um den Krater allen drei geologischen Epochen des Mars entstammen - eine Goldgrube für Geologen.
Eine topographische Bildkarte des Jezero-Kraters und seiner Umgebung. Credit: ESA/DLR/FU Berlin, CC BY-SA 3.0 IGO
Wissenschaftler glauben, dass der Krater Jezero einst ein See war, der von zwei Zuflüssen (Neretva Vallis und Sava Vallis) gespeist wurde. Besonders die durch sie entstandenen Deltas gelten als Beleg für den ehemaligen Kratersee. Das Pliva Vallis im Osten von Jezero wird als ein Abflusstal betrachtet, durch das Wasser aus dem Krater hinausfloss. Auf der Karten oben sieht man das Wassereinzugsgebiet aus dem Material in den Krater transportiert und in den Deltas abgelagert wurde. In diesem Gebiet wurden mit Spektrometern auf Raumsonden, wie dem Mars Reconnaissance Orbiter, vielfältige Minerale detektiert. Vor allem Silikate aus der Gruppe der Olivine und Pyroxene, Minerale die von Magma aus dem Marsmantel stammen und auf basaltische Vulkanablagerungen hindeuten, die keiner langen Verwitterung durch Wasser unterworfen waren. Noch spannender finden Wissenschaftler allerdings die am inneren Kraterrand von Jezero identifizierten Karbonate, die bisher auf dem Mars relativ selten gefunden wurden, und die gemeinsam mit den auf dem Roten Planeten häufiger anzutreffenden Tonmineralen die Verwitterung von vulkanischem Gestein durch Wasser bezeugen.
Die entdeckten Seekarbonate, vor allem aber die Tonminerale, haben das Potential Spuren von Leben gut zu konservieren. Auf der Erde haben Wissenschaftler solche Tonminerale im Mississippi-Flussdelta entdeckt, wo in das Gestein eingebettetes mikrobielles Leben gefunden wurde. Das macht den Krater Jezero so interessant für die NASA, die hofft das Ziel der Mission erfüllen zu können.
Diese Aufnahme vom Krater Jezero stammt vom CRISM Instrument an Bord vom Mars Reconnaissance Orbiter. CRISM ist ein abbildendes Spektrometer, das zur Entdeckung von Tonmineralien auf dem Mars eingesetzt wird. Auf diesem Bild sind die Tonmineralien grün. Credit: NASA/JPL-Caltech/ASU
Perseverance kann allerdings nur Proben aus geringer Tiefe von wenigen Zentimetern nehmen. Und einige Wissenschaftler vermuten, dass Spuren frühen Lebens eher in größerer Tiefe zu finden sind, wo sie vor der UV-Strahlung und der kosmischen Strahlung geschützt sind und erhalten geblieben sein könnten. 2022 soll der nächste Marsrover der ESA-Mission ExoMars 2022 „Rosalind Franklin“ starten und am 10. Juni 2023 in Oxia Planum landen. Dieser Rover kann 2 Meter tief bohren und zudem die Proben vor Ort auf Biosignaturen untersuchen.
4. März 2021/SP
Verein Kuffner-Sternwarte