Ein internationales Team von Astrophysikern unter der Leitung der Stellar Astrophysics Group an der Universität Alicante (UA), des Instituto de Astrofísica de Canarias (IAC) und der Universität Valparaiso (Chile), hat einen massereichen Sternhaufen mittleren Alters in Richtung des Sternbildes Schild (Scutum) entdeckt.
Der offene Sternhaufen, genannt Valparaiso 1, liegt etwa siebentausend Lichtjahre von der Sonne entfernt und enthält mindestens fünfzehntausend Sterne. Entdeckt wurde er durch die Kombination von Beobachtungen des ESA-Satelliten Gaia mit Beobachtungen verschiedener bodengestützter Teleskope, darunter das Isaac-Newton-Teleskop am Roque de los Muchachos-Observatorium (Garafía, La Palma, Kanarische Inseln). Das Ergebnis wurde in den monatlichen Mitteilungen der Royal Astronomical Society ( MNRAS ) veröffentlicht.
Offene Sternhaufen sind Gruppen von Sternen die zusammen entstanden sind und sich gemeinsam bewegen, da sie durch die Schwerkraft aneinander gebunden sind. Das macht sie zu natürlichen Laboratorien für das Studium der Physik und der Entwicklung von Sternen. Je mehr Sterne in einem Haufen sind, desto nützlicher ist er, denn die größere Stichprobe gibt eine bessere Chance, Sterne in weniger häufigen Evolutionsphasen zu finden.
Aus diesem Grund suchen Astronomen nach den massereichsten Sternhaufen in unserer Galaxis, nach solchen mit über zehntausend Sternen. Bis vor zwanzig Jahren dachte man, dass diese nur in fernen Galaxien mit exotischen Eigenschaften zu finden sind, aber dank dieser Suche kennen wir heute ein Dutzend sehr junger massereicher Haufen (weniger als 25 Millionen Jahre alt) und einige sehr alte (tausende Jahrmillionen alt), welche die Nachkommen von ehemaligen jungen Sternhaufen sind. Aber es sind kaum massereiche Haufen mittleren Alters bekannt, und es war unklar, ob diese nicht existieren oder noch nicht gefunden wurden.
Der neu entdeckte Haufen Valparaiso 1 liegt eigentlich in einem gut erforschten Teil des Himmels, was darauf hin deutet, dass sich viele andere massereiche Haufen in den sehr dichten Sternfeldern verbergen könnten, welche die Beobachter beim Blick in das Zentrum unserer Galaxis sehen.
„Valparaiso 1 enthält Dutzende Sterne die hell genug wären, dass sie auch von Amateurastronomen beobachtet werden könnten, aber sie gehen in der Menge jener Sterne verloren, die nicht zu dem Haufen gehören, weil sie sich davor oder dahinter befinden und somit die Struktur des Haufens verschleiern“, erklärte Ingacio Negueruela, Forscher an der Universität Alicante und Erstautor des Artikels.
„Frühere Suchvorgänge haben versucht, offene Haufen zu lokalisieren, aber Valparaiso 1 sieht nicht wie ein Haufen aus, der jenen ähnlich ist wie wir sie normalerweise finden, und deshalb wurde er bisher nicht entdeckt“, sagte Ricardo Dorda, ein IAC-Forscher und Mitautor des Artikels.
Der Sternhaufen war dank des Gaia-Satelliten der ESA nachweisbar, einem Weltraumteleskop, das extrem genaue Positionen und Entfernungen von weit entfernten Sternen liefert. Mit diesen Daten können die Forscher die winzige Bewegungen der Sterne messen. Wenn die Forscher alle Informationen kombinieren, können sie Sternhaufen als Gruppe von Sternen erkennen, die sich in gleicher Entfernung von uns befinden und sich zusammen bewegen. Als die Forscher diesen Haufen lokalisiert hatten, verwendeten sie Teleskope am Las Campanas-Observatorium (in Chile) und am Isaac-Newton-Teleskop (INT) am Roque de los Muchachos-Observatorium (Garafía, La Palma, Kanarische Inseln), um die physikalischen Eigenschaften seiner Sterne abzuleiten.