Das Minor Planet Center hat vor kurzem bekannt gegeben, dass die Erde seit etwa drei Jahren von einem zweiten Mond umkreist wird. Doch während die Aufregung über diese Entdeckung wächst, ist es wichtig, sich vor Augen zu halten, dass dieser Mond nicht so beeindruckend ist wie unser Hauptsatellit. Er ist extrem leuchtschwach – es wird geschätzt, dass er nur zwischen einem und sechs Metern groß ist – und er wird nicht mehr lange bei uns bleiben.
Das Objekt wurde erstmals am 15. Februar von den US-Astronomen Theodore Pruyne und Kacper Wierzchos mit einem 1,52 m großen Teleskop am Mount Lemmon Observatory in der Nähe von Tuscon, Arizona entdeckt.
Nachfolgende Beobachtungen ermöglichten es, seine Umlaufbahn zu berechnen und am 23. Februar um 22:53 UT gab das Minor Planet Center die Entdeckung bekannt, es bekam die Bezeichnung 2020 CD3 und das Center bestätigte, dass das Objekt vorübergehend an die Erde gebunden ist.
2020 CD3 ist im Wesentlichen nur ein winziges Mitglied einer Klasse von Asteroiden, deren Umlaufbahnen die Erdbahn kreuzen. Gelegentlich kommen sie nahe oder kollidieren mit der Erde, was in diesem Fall aber keine Katastrophe wäre, weil 2020 CD3 so klein ist, dass es in der Atmosphäre zerbrechen würde, bevor es den Boden erreicht.
Anstatt aber mit unserem Planeten zu kollidieren, wurde 2020 CD3 bei der Annäherung an unsere Erde in eine Umlaufbahn gezwungen, allerdings in einer größeren Entfernung als unser großer Mond.
Sogenannte „Mini-Monde“ wie dieser kommen und gehen, und 2020 CD3 ist wahrscheinlich auf seiner letzten Umkreisung, bevor er sich von der Erde verabschiedet. Eine Studie hat ergeben, dass die Erde zu einem beliebigen Zeitpunkt von mindestens einem temporären Minimond begleitet wird, der mindestens einmal die Erde umkreist bevor er ihr wieder entkommt.
Keiner dieser Mini-Monde bleibt lange, weil Gravitations-Einflüsse von unserem viel größeren Mond und der Sonne ihre Bahnen instabil machen. Nachdem sie eingefangen werden, umkreisen sie die Erde in der Regel nicht mehr als einige Jahre, bevor sie sich befreien können, um wieder eine unabhängige Umlaufbahn um die Sonne einzuschlagen.
Schwer vorherzusagen
Sobald ein Minimond entdeckt wird, ist seine Umlaufbahn unmöglich genau vorherzusagen, weil die Bahn von solchen Objekten durch die Strahlung der Sonne spürbar beeinflusst wird und wir wissen zu wenig über ihre Größe, Form und ihr Reflexionsvermögen, um den Effekt berechnen zu können. Ein früherer Besucher, RH 2006120, machte zwischen September 2006 und Juni 2007 vier Orbital-Schleifen um die Erde, bevor er seinen Weg um die Sonne fortsetzen konnte. Inzwischen wird er sich auf der anderen Seite der Sonne befinden, aber im Jahr 2028 wird er wieder relativ nahe der Erde vorbeiziehen.
Andere wieder behaupten, dass diese „Monde“ der Erde Asteroiden sind, deren Umlaufdauer um die Sonne im Durchschnitt genau ein Jahr beträgt. Während sie also eine Beziehung zur Erde zu haben scheinen, umkreisen sie die Sonne eigentlich nur gemeinsam mit der Erde, aber unabhängig von ihr.
Diese werden als „Quasi-Satelliten“ der Erde bezeichnet. Einer davon, 1991 VG, scheint 1992 mindestens eine echte Umkreisung um die Erde gemacht zu haben und könnte dies auch in Zukunft wieder tun.
So ist 2020 CD3 zwar eine interessante Neuentdeckung, aber man kann weder eine katastrophale Kollision noch ein zusätzliches Mondlicht von ihm erwarten. Dennoch hat unser Hauptmond zumindest für eine Weile einen sehr kleinen Cousin.