Europas nächste Asteroidenmission, die 2023 starten könnte, wird die gleiche Navigationstechnologie verwenden wie ein selbstfahrendes Auto.
Die nach der griechischen Göttin der Ehe „Hera“ benannte planetare Verteidigungsmission wird den 780 Meter großen Asteroiden (65803) Didymos und seinen kleinen Satelliten, ein 160 Meter großes Objekt mit informellem Namen „Didymoon“ besuchen.
Während Deep-Space Missionen normalerweise auf die Controller von der Erde zurückgreifen, um Navigationsbefehle entgegen zu nehmen, verfügt Hera über ein integriertes automatisches Navigationssystem. Dadurch kann sich Hera in Echtzeit selbst steuern und muss nicht mehrere Minuten warten, bis sie ein von der Erde gesendetes Befehlssignal empfängt.
„Wenn wir glauben, dass selbstfahrende Autos die Zukunft auf der Erde sind, dann ist Hera der Pionier für die Autonomie im Weltraum“, sagte Paolo Martino, der leitende Systemingenieur für Hera, in einer Erklärung. Mit einem autonomen Navigationssystem kann die Raumsonde sowohl an Didymos als auch an Didymoon näher heran fliegen, was der Raumsonde ermöglicht, hochauflösende Bilder von ihren Oberflächen aufzunehmen, sagten Vertreter der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) in einer Erklärung.
Ähnlich wie ein selbstfahrendes Auto wird die Raumsonde Hera auf Daten von Sensoren, Kameras und Lasern zurückgreifen, um „ein zusammenhängendes Modell ihrer Umgebung aufzubauen“ sagte Jesus Gil Fernandez, Leitungs- Navigations- und Kontrollingenieur bei der ESA in einem Statement.
Hera wird sich bei dieser selbstfahrenden Mission nicht vollständig auf den Autopiloten verlassen. Die Mission ist immer noch für die Bedienung vom Boden aus konzipiert. Wir würden das neue System erst testen, wenn alle Hauptziele der Mission erfüllt sind, sagte Fernandez.
Hera ist Teil der größeren Asteroid Impact and Deflection Assessment-Mission (AIDA), zu der auch eine NASA-Raumsonde gehört, die zum gleichen Asteroidensystem fliegen wird. Die NASA-Mission Double Asteroid Redirection Test (DART) zielt darauf ab, ein Raumfahrzeug auf der Oberfläche von Didymoon einschlagen zu lassen. Die Raumsonde wird auch zwei kleine Cubesats an Bord haben, welche die Oberfläche des Objekts untersuchen soll.
Während die Mission DART darin besteht, auf dem kleinen Asteroiden aufzuprallen, ist es Aufgabe der Mission Hera, den Asteroiden zu umkreisen und die Kollision aus sicherer Entfernung zu beobachten, bevor sie sich annähert um den Impaktkrater aus nächster Nähe zu untersuchen und um die Informationen zu sammeln, die für erdbasierte Observatorien unerreichbar sind. Dazu gehören Didymoons Masse, seine Oberflächenbeschaffenheit sowie die Form des DART-Kraters.
Das Ziel der Mission ist es, eine planetare Verteidigungsstrategie zu demonstrieren, die als Asteroiden-Ablenkung bekannt ist. Mit anderen Worten, Wissenschaftler wollen herausfinden, ob es möglich ist, die Erde vor einem möglicherweise katastrophalen Asteroidenangriff zu retten, indem man eine Raumsonde zum Asteroiden startet, die ihn vom Kurs abbringen soll.
Das Didymos-System eignet sich ideal für dieses Experiment, dessen Ziel es ist, die Umlaufbahn von Didymoon um seinen Hauptkörper zu verändern, dabei aber die Bahn des Doppelasteroiden um die Sonne unverändert zu lassen.