Das Missionsteam nannte es eine „Zielvorgabe“ - kurz vor der geringsten Annäherung die Kameras der Raumsonde New Horizons genau auf das Objekt zu richten, um möglichst scharfe Bilder des Kuiper-Gürtel-Objekts Ultima Thule zu bekommen.
Jetzt, da New Horizons die gespeicherten Bilder vom Vorbeiflug zur Erde zurückgeschickt hat, kann das Team begeistert bestätigen, dass sein ehrgeiziges Ziel erreicht wurde.
Diese neuen Bilder von Ultima Thule – mit dem Telephoto Long-Range-Reconnaissance Imager (LORRI) nur sechseinhalb Minuten vor New Horizons größter Annäherung an das Objekt um 12:33 EST am 1. Januar 2019 aufgenommen – haben eine Auflösung von etwa 33 Metern pro Pixel. Ihre Kombination aus hoher räumlicher Auflösung und einem günstigen Blickwinkel gibt dem Team eine beispiellose Gelegenheit, die Oberfläche sowie den Ursprung und die Entwicklung von Ultima Thule zu untersuchen, von dem angenommen wird, dass es das primitivste Objekt ist, das jemals von einer Raumsonde besucht wurde.
„Volltreffer“ sagte New Horizons Projektleiter Alan Stern.„Um diese Bilder zu erhalten, mussten wir genau wissen, wo sich sowohl die winzige Ultima Thule als auch New Horizons befanden – und zwar jeden Moment – und das bei einer Fluggeschwindigkeit der Raumsonde von mehr als 50.000 km pro Stunde und 1,6 Milliarden Kilometer hinter Pluto. Dies war eine viel schwierigere Beobachtung als alles, was wir bei unserem Pluto-Vorbeiflug im Jahr 2015 versucht hatten“.
„Diese Zielvorgabe war riskant, da die Möglichkeit bestand, dass Ultima nur im engen Sichtfeld der Kamera zu sehen ist oder gar nicht“, fuhr Stern fort. „Aber die Teams aus Wissenschaft, Betrieb und Navigation haben es geschafft und das Ergebnis war ein Festtag für unser Wissenschaftsteam! Einige Details, die wir jetzt auf der Oberfläche von Ultima Thule sehen, sind anders als alles war wir bisher bei untersuchten Objekten gefunden haben.“
Die höhere Auflösung bringt viele Oberflächenmerkmale hervor, die auf früheren Bildern nicht so ohne weiteres zu erkennen waren. Darunter befinden sich mehrere helle, rätselhafte und annähernd kreisförmige Gebilde. Darüber hinaus sind bei der höheren Auflösung auch viele kleine dunkle Vertiefungen in der Nähe der Grenze zwischen der sonnenbeschienenen und der dunklen Seite des Objekts, besser zu erkennen. „Ob diese Merkmale Krater sind, die von Impaktoren stammen, ob sie durch Sublimation entstandene Gruben oder Einsturzgruben sind oder durch etwas völlig anderes erzeugt werden, wird in unserem Wissenschaftsteam diskutiert“, sagte John Spencer. Stellvertretender Projektwissenschaftler vom SwRI.
Projektwissenschaftler Hal Weaver vom Johns Hopkins Applied Physics Laboratory stellte fest, dass die neuesten Bilder die höchste räumliche Auflösung haben, die New Horizons während seiner gesamten Mission aufgenommen hat. New Horizons flog dreimal so nahe an Ultima Thule vorbei als sie an ihrem ersten primären Missionsziel, Pluto, im Juli 2015 vorbeigeflogen ist.
Ultima Thule ist kleiner als Pluto, aber der Ultima-Vorbeiflug wurde mit der höchsten Navigationsgenauigkeit durchgeführt, die jemals zuvor von einer Raumsonde erreicht wurde. Diese beispiellose Präzision wurde dank bodengestützter Bedeckungs-Kampagnen in den Jahren 2017 und 2018 in Argentinien, Senegal, Südafrika und Kolumbien sowie der Gaia-Mission der ESA erreicht, welche die Positionen der Sterne für die Bedeckung-Kampagnen lieferte.
Alice Bowman, Operationsmanagerin der Mission berichtete, dass die Raumsonde weiterhin einwandfrei funktioniert. New Horizons ist fast 6,64 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. In dieser Entfernung erreichen Funksignale von New Horizons selbst mit Lichtgeschwindigkeit die großen Antennen des Deep Space Networks der NASA erst nach sechs Stunden und neun Minuten.