Die NASA erwägt die Finanzierung einer Mission, mit der ein Satellit von der Größe eines kleines Kühlschranks in den Asteroidengürtel gesendet werden soll, um eine unerforschte Welt zu untersuchen, einen großen Asteroiden mit Namen Pallas.
Die Entscheidung wird Mitte April bekannt gegeben. Wenn die Mission, genannt Athena, die nach der griechischen Göttin Pallas Athene benannt wurde so wie der Asteroid, genehmigt werden sollte, würde sie dem Weg der Mission Dawn folgen. Diese Mission erforschte, bevor sie im vergangenen Herbst endete, zwei große Objekte im Asteroidengürtel, den Zwergplaneten Ceres und den Asteroiden Vesta,
„Pallas ist wirklich das einzige andere Objekt im Asteroidengürtel außer Vesta und Ceres – das nicht nur ein Asteroid, sondern ein Protoplanet ist, also eine richtige Welt“, sagte Joseph O`Rourke, ein Planetenwissenschaftler an der Arizona State University und Projektleiter der vorgeschlagenen Mission mit Namen Athena, auf der Konferenz für Mond- und Planetenwissenschaften, welche vor kurzem abgehalten wurde. „Ich sehe das als einen Weg, um die gleiche Wissenschaft wie Dawn zu machen, aber zu einem dramatisch günstigeren Preis. Und Pallas ist eine Welt, an der es sich vielleicht lohnt, eines Tages eine viel größere Mission zu entsenden.“
Falls die Mission Athena ausgewählt wird, würde sie im August 2022 die Startrakete mit der Mission Psyche teilen, die als Ziel einen fast ausschließlich aus Metall bestehenden Asteroiden namens Psyche hat. „Wir würden mit Psyche zum Mars fliegen und dann mit der Schwerkrafthilfe des Mars Pallas einholen“ sagte O`Rourke. Der Vorbeiflug an Pallas würde etwa ein Jahr nach dem Start erfolgen.
Während des Vorbeiflug-Manövers würde Athena extrem genau messen, wie groß Pallas ist und ein paar Aufnahmen vom Asteroiden machen, auf denen die Forscher Hinweise finden könnten, wie Wasser und Einschläge die Oberfläche des Asteroiden gestaltet haben. „Es gibt Hinweise, dass es auf seiner Oberfläche helle Flecken wie auf Ceres geben könnte“, sagte O`Rourke und bezog sich auf die Merkmale, welche laut Dawn-Wissenschaftlern möglicherweise salzige Flecken auf der Ceres-Oberfläche darstellen. „Es könnte also eine Welt mit sehr interessanter Chemie sein.“
Mit etwa einem Zehntel der Kosten von der 467 Millionen Dollar teuren Dawn-Mission und mit einem einzige Vorbeiflug anstelle von Langzeitbesuchen wird Athena vermutlich nicht so umfassende wissenschaftliche Ergebnisse bringen wie es die Dawn-Mission tat, aber es sollte ausreichen, diese wenig bekannt Welt besser zu verstehen, sagte O`Rourke. „Diese Mission könnte auf sehr preiswerter Basis eine große wissenschaftliche Ausbeute bringen“, sagte er. „Hoffentlich kann damit eine neue Ära in der Erforschung der Planeten beginnen, in der billige Sonden den Flaggschiff-Missionen vorausgehen könnten.
Das Athena-Team würde auch alle Bilder gleich veröffentlichen, nachdem sie von der Raumsonde heruntergeladen wurden.
Der Beschluss, ob die NASA sich für Athena entscheiden wird oder nicht, wird nur wenige Monate nachdem sich die ersten winzigen Satelliten über den Erdorbit hinauswagten fallen. Und es zeigte sich, wie wertvoll kleine Raumsonden für Planetenwissenschaftler sein können. Zwei Cubesats, nicht größer als Brotdosen, sind mit dem Mars InSight Lander als Mars Cube One-Mission (MarCO) mitgeflogen und lieferten atemberaubende Bilder vom Roten Planeten. Und im November fungierten sie als Kommunikationsrelais und retteten die Wissenschaftler vor stundenlanger Ungewissheit darüber, ob die Hauptsonde sicher aufgesetzt hat oder nicht.
Athena wäre allerdings größer – sie hätte die Größe eines kleinen Kühlschranks und ein Gewicht von 180 Kilogramm – würde aber immer noch eine neue Denkweise in der Planetenwissenschaft repräsentieren, die sich auf wesentlich weniger komplizierte Raumsonden als herkömmliche Missionen stützt.
„Ich denke, der Asteroidengürtel wäre ein wirklich tolles Ziel für Smallsat-Missionen, denn es gibt so viele interessante Ziele, dass wir diese über eine halbe Milliarde Dollar teuren Missionen nicht zu jedem einzelnen senden können“, sagte O`Rourke. „Wir sollten uns also gut mit diesen kleinen Flugsystemen auskennen, die vielseitig einsetzbar sind und zum Erkunden genutzt werden könnten.“