Weniger als drei Monate, nachdem die Raumsonde New Horizons an einem fernen, kalten Objekt mit Spitznamen Ultima Thule vorbeiflog, fangen die Wissenschaftler an, die Geschichte seiner Entstehung zu erzählen.
Bei einer Reihe wissenschaftlicher Präsentationen, die am 18. März auf der 50. Lunar- and Planetary Science Conference abgehalten wurden, haben Mission-Wissenschaftler neue Daten über die Topographie und Zusammensetzung des Objekts vorgestellt die ihnen dabei helfen die Szenarien über die Entstehung des Objekts verfeinern. An der Oberfläche wurden unter anderem Hinweise auf Methanol, Wassereis und organische Moleküle gefunden.
„Jede einzelne Beobachtung, die wir geplant hatten, funktionierte planmäßig“, sagte Alan Stern, Projektleiter der Mission New Horizons und Planetenwissenschaftler am Southwest Research Institute, bei der ersten Präsentation des Teams. „Wir hatten einen 100% erfolgreichen Vorbeiflug.“
Die Fülle an Daten, welche die Raumsonde sammeln konnte, bot Rätsel und Hypothesen über das ferne Kuipergürtel-Objekt, das die Wissenschaftler beim Start von New Horizons im Jahr 2006 noch nicht einmal entdeckt hatten. Insbesondere war das Team bestrebt zu erfahren, woraus das Objekt, das offiziell als 2014 MU69 bezeichnet wird, zusammen gesetzt ist.
Kurz nach dem Vorbeiflug bestätigte das Team, dass es sich bei MU69 tatsächlich um zwei Objekte handelt die aneinander haften. Die korrekte Bezeichnung für solche Objekte lautet „Contact binary“. Die weitere Analyse von hochauflösenden Schwarzweiß-Fotografien von New Horizons legte nahe, dass sich die beiden Hälften des Objekts separat gebildet haben und der größere Teil, der Ultima genannt wird, das Ergebnis vieler kleinerer Objekte ist, die sich einst zusammengefügt haben.
„In gewisser Weise hat Ultima eine ziemlich einfache Geologie“ sagte Jeff Moore, New Horizons Wissenschaftler am Ames Research Center in Kalifornien, während einer Präsentation. „Thule hat hier viel mehr zu bieten. Dieser kleinere Teil weist insbesondere das größte geologische Merkmal, eine Depression, auf, die das Team Maryland genannt hat, (New Horizons wird in diesem Bundesstaat vom Johns Hopkins University Applied Physics, Laboratory betrieben.)
Aber wenn sich das Team mit Farbbildern beschäftigt, ist es schwieriger, Beweise für diese Aggregat-Struktur zu sehen. Die überwiegend rote Oberfläche von MU69 weist einige Farbabweichungen auf, die den Oberflächenmerkmalen entsprechen, nicht jedoch den hypothetischen kleinen geologischen Untereinheiten.
Will Grundy, ein Astronom am Lowell Abservatory meint, dass man zwar eine Korrelation zwischen den geologischen Merkmalen sehen kann. Er erkennt aber keine Hinweise wie der Himmelskörper zusammengefügt wurde. „Sie unterscheiden sich nicht offensichtlich voneinander.“
Die neuen Erkenntnisse berühren auch das Thema wie die beiden Teile von MU69 zusammengekommen sind. Das Team fand keine Anzeichen dafür, dass eine gewaltsame Kollision den Felsen verformt hätte. Stattdessen glauben die Wissenschaftler, dass die beiden Hälften sich sehr langsam, mit einer Geschwindigkeit von etwa 3 Metern pro Sekunde annäherten, sich wechselseitig in Form brachten und schließlich zusammen pappten.
Weitere Daten werden im Laufe des nächsten Jahres die Erde erreichen.