Astronomen entdeckten ein Objekt mit dem kürzesten bekannten „Asteroidenjahr“.
Die Zwicky Transient Facility Kamera (ZTF) scannt jede Nacht den Himmel vom Palomar Observatorium aus, das sich 145 Kilometer südöstlich von Los Angeles befindet. ZTF sucht nach allem was sich im Laufe der Zeit ändert; nicht nur Sterne die blitzen oder explodieren, sondern auch Asteroiden die vorbeiziehen so wie dieser, wie in einem Statement vom California Institute of Technology (Caltech) am 8. Juli beschrieben wurde.
Der neu entdeckte Asteroid - nun mit der Bezeichnung 2019 LF6 – umkreist die Sonne in nur 151 Tagen bzw in rund 5 Monaten.
Dieser Asteroid ist einer von nur 20 bekannten Atira-Asteroiden, einer Klasse von Objekten, welche die Sonne innerhalb der Erdbahn umkreisen. Die Umlaufbahn dieses ungefähr 1 Kilometer großen Objekts reicht von jenseits der Venusbahn bis innerhalb der Bahn des Merkur.
„2019 LF6 ist sowohl in der Größe als auch in der Umlaufbahn sehr ungewöhnlich. Seine einzigartige Umlaufbahn scheint der Grund dafür zu sein, warum ein solch relativ großer Asteroid sich jahrzehntelang einer sorgfältigen Suche entziehen konnte“, sagte Quanzhi Ye, Postdoktorand bei Caltech und Entdecker von 2019 LF6, in einem Statement.
Laut Quanzhi Ye sind diese sonnennahen Asteroiden am besten 20 bis 30 Minuten vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang zu beobachten. Ye entwickelte eine spezielle Beobachtungskampagne mit Namen Twilight, um Atira-Objekte zu finden. Und zusammen mit Wing-Huen Ip, von der National Central University of Taiwan, hat Ye nun zwei Atira-Objekte entdeckt. Vor der jüngsten Entdeckung, hatte der erste von Twilight entdeckte Asteroid, genannt 2019 AQ3, mit 165 Tagen die kürzeste bekannte Umlaufzeit eines Asteroiden.
Diese Objekte faszinieren auch durch ihre geneigten Umlaufbahnen. „Die beiden großen Atira-Asteroiden wurden von ZTF weit außerhalb der Ebene des Sonnensystems gefunden“ sagte Caltech- Professor Tom Price. „Dies deutet darauf hin, dass sie irgendwann in der Vergangenheit aus der Ebene des Sonnensystems geschleudert wurden, vermutlich weil sie Venus oder Merkur zu nahe kamen.“
Zusätzlich zu den beiden Atira-Objekten hat das ZTF nach Angaben von Caltech-Vertretern etwa 100 erdnahe Objekte und 2.000 Hauptgürtelasteroiden gefunden. Ye hofft, dass seine Skywatching-Kampagne zu weiteren Entdeckungen von Atira-Asteroiden führen wird und dass die NASA künftige Projekte für erdnahe Objekte wie die geplante NEOCam-Mission verfolgt, mit welcher auch sonnennahe Asteroiden gesucht werden sollen.
Für Asteroiden, die sich zur Gänze innerhalb der Erdbahn bewegen, gibt es mehrere Bezeichnungen: Neben Atira-Asteroiden werden sie auch Apohele-Asteroiden, Interior-Earth Objects und Inner Earth Objects (IEOs) genannt.