Der neue Komet, der vom Amateurastronomen Gennady Borisov entdeckt wurde, ist ein Ausgestoßener aus einem anderen Sternensystem. Seine Eigenschaften sind jedoch überraschenderweise vertraut, wie eine neue Studie von Forschern an der Jagiellonian-Universität zeigt.
Seit Jahrzehnten spekulierten Astronomen, dass der Raum zwischen den Sternen von exosolaren Kleinkörpern – Kometen und Asteroiden – besiedelt sein könnte, die von ihren Heimat-Planetensystemen ausgestoßen wurden. Studien haben auch darauf hingewiesen, dass diese Objekte gelegentlich unser Sonnensystem passieren und dank ihrer stark offenen Bahnen identifiziert werden könnten. Die Entdeckung von 'Oumuamua vor zwei Jahren brachte die lang erwartete Bestätigung und weckte Hoffnungen auf weitere Entdeckungen.
Ein Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Astronomen der Jagiellonen-Universität in Krakau, Polen, hatte ihre Hausaufgaben schon lange im voraus gemacht. Angeregt durch den früheren Besuch von 'Oumuamua, erstellten sie ein Computerprogramm mit dem Spitznamen „Interstellar Crusher“, das unermüdlich die Onlinedaten von neu gefundenen Kometen und Asteroiden durchsucht, um Gäste aus der Ferne zu finden.
Am 8. September 2019 um 04:15 Uhr (Weltzeit) gab das Programm eine rote Warnung aus und informierte das Team über ein mögliches neues hyperbolisches Objekt, das aus dem interstellaren Raum kommt. „Dieser Code wurde speziell für diesen Zweck geschrieben und wir hofften ja, eine solche Nachricht eines Tages zu erhalten, wussten nur nicht wann“, sagte Piotr Guzik von der Jagiellonen-Universität, der die Studie leitete. Eine genauere Untersuchung der Umlaufbahn des Objektes bestätigte seinen exosolaren Ursprung und machte es zum zweiten bekannten interstellaren Eindringling.
Zwei Tage nach Erhalt der Alarmmeldung überprüfte das Team bereits die ersten Bilder des Objekts, die am William Herschel Teleskope auf La Palma, Spanien, aufgenommen wurden und machte sich bereit, um weitere Daten vom größeren Gemini-North-Teleskop auf Mauna Kea, Hawaii, zu erhalten. Die Fotografien wurden mit zwei Farbbändern aufgenommen und lieferten den ersten astrophysikalisch signifikanten Blick auf das Objekt.
„Wir haben sofort die charakteristische Koma und den Schweif bemerkt, die bei 'Oumuamua nicht zu sehen waren“, sagte Michal Drahus von der Jagiellonian-Universität, ein Mitarbeiter der Studie. „Das ist wirklich cool, weil es bedeutet, dass unser neuer Besucher einer von diesen mythischen und noch nie zuvor gesehen „echten“ interstellaren Kometen ist,“ sagte Drahus.
Es wurden geeignete Messungen durchgeführt, bevor das Team die Farbe des Kometen bestimmen und seine anderen Eigenschaften abschätzen konnte. Sie haben herausgefunden, dass Komet Borisov eine Staub dominierte Morphologie und einen rötlichen Farbton hat und dass sein fester Kern einen Radius von etwa 1 km hat. „Basierend auf diesen derzeit bekannten Merkmalen scheint sich das Objekt nicht von den einheimischen Kometen des Sonnensystems zu unterscheiden“, sagte Guzik.
Die Ergebnisse des Teams wurden am 14. Oktober 2019 im Journal Nature Astronomy veröffentlicht. „Dies ist jedoch erst der Anfang für eine gründlichere Untersuchung, denn der Komet taucht immer noch aus dem Morgenlicht der Sonne auf und wird immer heller werden. Er wird einige Monate lang sichtbar sein, was uns hoffen lässt, dass das Beste noch kommen wird“, sagte Waclaw Waniak von der Jagiellonian Universität und Co-Autor der Studie.
Dem Team steht noch eine beträchtliche Menge an Beobachtungszeit am Gemini-North-Teleskop zur Verfügung, und sie hatten lange vor Borisovs Entdeckung eine Menge Beobachtungszeit am Very Large Teleskop der ESO gebucht. „Wir können mit Sicherheit sagen, dass die Forschung an diesem Objekt für die Planetenwissenschaft von Bedeutung ist und ein Meilenstein für die Astronomie im allgemeinen,“ sage Guzik.