Neue Beobachtungen von drei der weltgrößten Radioteleskope haben gezeigt, dass ein Asteroid, der letztes Jahr entdeckt wurde, tatsächlich aus zwei Objekten mit einer Größe von jeweils rund 900 Metern besteht die einander umkreisen.
Der erdnahe Asteroid 2017 YE5 wurde am 21. Dezember 2017 mit dem Monocco Oukaimeden Sky Survey entdeckt, aber bis Ende Juni 2018 waren keine Details über seine physikalischen Eigenschaften bekannt. Dies ist erst der vierte erdnahe Doppel-Asteroid der bis jetzt entdeckt wurde, dessen beide Komponenten eine annähernd gleichgroße Masse haben. Die neuen Beobachtungen bieten die bis jetzt detailliertesten Bilder, welche die Forscher jemals von einem erdnahen Doppelasteroiden erhalten haben.
Am 21. Juni 2018 hatte der Asteroid 2017 YE5 seinen geringsten Abstand zur Erde für die nächsten 170 Jahre. Er kam der Erde bis auf 6 Millionen Kilometer nahe, das ist rund 16-mal die Entfernung Erde-Mond. Beobachtungen am 21. und 22. Juni mit NASAs Goldstone Solar System Radar (GSSR) in Kalifornien lieferte erste Hinweise, dass 2017 YE5 ein Doppelasteroid sein könnte. Die Beobachtungen bestätigten, dass der Asteroid aus zwei Teilen besteht, aber die Forscher konnten nicht erkennen, ob die beiden Komponenten des Objekts miteinander verbunden sind oder getrennt. Schließlich konnte nach einiger Zeit, während die beiden Teile sich weiter drehten, eine deutliche Lücke zwischen den beiden Brocken erkannt werden.
Forscher vom Arecibo Observatorien in Puerto Rico planten, 2017 YE5 zu beobachten und wurden von Kollegen des GSSR über die einzigartigen Eigenschaften des Asteroiden in Kenntnis gesetzt. Am 24. Juni haben sich die Wissenschaftler mit Forschern vom Green Bank Observatorium (GBO) in West Virginia zusammengetan und verwendeten die beiden Observatorien in einer Bi-statischen Radarkonfiguration (in welcher Arecibo das Radarsignal sendete und Green Bank das Rücksignal empfing). Zusammen war es ihnen möglich festzustellen, dass 2017 YE5 aus zwei separaten Objekten besteht. Am 26. Juni bestätigte Goldstone und Arecibo die Doppelnatur des Asteroiden.
Bei weiteren Beobachtungen, die zwischen 21. und 26. Juni stattfanden, wurde auch festgestellt, dass sich die beiden Objekte alle 20 bis 24 Stunden umrunden. Dies geschah durch Beobachtungen von Helligkeitsvariationen im sichtbaren Licht, die von Brian Warner vom Zentrum für Sonnensystem-Studien in Rancho Cucamonga, Kalifornien durchgeführt wurden.
Die Radarbilder zeigen, dass die beiden Objekte größer sind als die kombinierte optische Helligkeit ergeben hat, was darauf hindeutet, dass die beiden Brocken das Sonnenlicht nicht so reflektieren wie dies typische Asteroiden aus Gestein normalerweise tun. 2017 YE5 ist wahrscheinlich so dunkel wie Holzkohle. Die Goldstone-Bilder, die am 21. Juni gemacht wurden, zeigen einen markanten Unterschied in der Radar-Reflektion der beiden Objekte, ein Phänomen, das bisher noch nie bei den mehr als 50 bekannten Doppel-Asteroiden-Systemen beobachtet wurde, die mittels Radar seit dem Jahr 2000 studiert worden sind. (Allerdings besteht die Mehrheit dieser Doppel-Asteroiden aus einem großen Objekt und einem viel kleineren Satelliten). Der Unterschied in der Reflektion ist auch auf den Arecibo Bildern ersichtlich und zeigt, dass das Material auf den Oberflächen der beiden Objekte wahrscheinlich unterschiedlich ist in der Dichte und der Zusammensetzung, oder dass es Unterschiede in der Oberflächenrauheit gibt.
Wissenschaftler schätzen, dass es unter den erdnahen Asteroiden die größer als 200 Meter sind, etwa 15 Prozent Doppelasteroiden gibt, wo der Hauptkörper deutlich größer ist als sein Begleiter. Doppelasteroiden mit gleicher Masse wie 2017 YE5 sind sehr selten. Kontakt-Doppelasteroiden, bei denen sich zwei Teile mit ähnlicher Masse berühren, machen weitere 15 Prozent unter den erdnahen Asteroiden aus die größer sind als 200 Meter.
Die Entdeckung der Doppelnatur von 2017YE5 bietet den Forschern eine wichtige Chance, ihre Kenntnisse über die unterschiedlichen Arten von Doppelasteroiden zu erweitern um Entstehungsmechanismen besser zu verstehen.