In den späten 1980iger Jahren war Voyager 2 die erste Raumsonde, die Bilder von den riesigen Stürmen in Neptuns Atmosphäre aufgenommen hat. Bis dahin war wenig über die starken Winde bekannt, die durch Neptuns Atmosphäre wehen. Aber Hubble hat jahrelang sein scharfes Auge auf Neptun gerichtet um die Stürme zu studieren. In den letzten Jahren hat das Weltraumteleskop beobachtet, wie ein gewaltiger Sturm immer schwächer wird.
„Es sieht so aus, als würden wir den Untergang dieses dunklen Wirbels beobachten. Und er unterscheidet sich von dem, was wir aufgrund wohlbekannter Studien erwartet haben“, meinte Michael H. Wong von der Universität von Kalifornien in Berkeley.
Wenn wir an Stürme auf anderen Planeten in unserem Sonnensystem denken, dann fällt uns automatisch Jupiter ein. Jupiters Großer Roter Fleck ist eine feste Größe in unserem Sonnensystem. Er dauert schon mindestens 200 Jahre. Aber die Stürme auf Neptun sind anders: Sie sind nicht beständig.
Der Sturm auf Neptun bewegt sich in einer Anti-Zyklon Richtung. Und wenn er auf der Erde wäre, würde er von Boston bis Portugal reichen. Neptun hat eine viel tiefere Atmosphäre als die Erde – eigentlich ist alles Atmosphäre – und dieser Sturm bringt Material aus dem tiefen Inneren. Dies gibt Wissenschaftlern die Möglichkeit, die Tiefen der Neptun-Atmosphäre zu studieren, ohne eine Raumsonde dort hin zu senden.
Die erste Frage die sich Wissenschaftler stellen lautet: “Woraus besteht der Sturm?“ Der beste Kandidat ist eine Chemikalie mit Namen Schwefelwasserstoff (H2S). Schwefelwasserstoff ist eine toxische Chemikalie, die wie faule Eier stinkt. Und H2S-Partikel sind nicht wirklich dunkel, sie sind reflektierend. Joshua Tollefson von der Universität von Kalifornien in Berkeley erklärte: „Die Teilchen selbst sind stark reflektierend und nur geringfügig dunkler als die Partikel in der umgebenden Atmosphäre.“
Außer zu raten aus welcher Chemikalie der Fleck bestehen könnte, wissen die Wissenschaftler nur wenig. „Wir haben keinerlei Beweise dafür, wie diese Wirbel entstehen oder wie schnell sie rotieren“, sagte Agustin Sànchez-Lavega von der Universität des Baskenlandes in Spanien. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie aus einer Instabilität von gescherten Ost- und Westwinden entstehen.“
Basierend auf einer Studie in der Vergangenheit gab es Vorhersagen, wie sich die Stürme auf Neptun verhalten sollten. Die Erwartung war, dass Stürme wie diese zum Äquator abdriften und sich dann in einem Ausbruch von Aktivität auflösen würden. Aber dieser dunkle Sturm ist auf seinem eigenen Weg und widerspricht den Erwartungen.
„Es sieht so aus, als würden wir das Hinscheiden dieses dunklen Wirbels einfangen, was sich vollkommen von dem unterscheidet, was wir durch bekannte Studien erwartet hätten“, sagte Michael H. Wong und bezog sich dabei auf Arbeiten von Ray LeBeau (Universität St. Louis) und Tim Dowlings Team von der Universität von Louisville. „Ihre dynamischen Simulationen besagen, dass Antizyklone unter Neptuns Scherwinden wahrscheinlich zum Äquator abdriften würden, Wir dachten, sobald der Wirbel dem Äquator zu nahe kommt, würde er sich auflösen und vielleicht einen spektakulären Ausbruch an Wolkenaktivität erzeugen.“
Anstatt sich in einer nennenswerten Menge an Aktivität aufzulösen, verschwindet dieser Sturm still und leiste. Und er driftet auch nicht wie erwartet zum Äquator, sondern zum Südpol.
Bei Jupiters Großem Roter Fleck (GRF) ist dies anders. Dieser wird von den bekannten Wolkenbändern in Jupiters Atmosphäre festgehalten. Und diese Bänder bewegen sich in wechselnden Richtungen, wodurch die Bewegung des GRF eingeschränkt wird. Neptun hat diese Wolkenbänder nicht, daher glaubte man, dass Stürme auf Neptun eher zum Äquator driften als zum Südpol.
Dies ist nicht das erste Mal, dass das Hubble Neptuns Stürme im Auge behält. Das Weltraumteleskop hat auch in den Jahren 1994 und 1996 die Stürme auf Neptun beobachtet.
Die Bilder von Neptuns Stürmen stammen vom Hubble Outer Planets Atmosphere Legacy (OPAL) Programm. OPAL sammelt langfristig Basislinien-Bilder der äußeren Planeten, um die Entwicklung der Atmosphären von Gasriesen zu erforschen. Bilder von Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun werden mit einer Vielzahl von Filtern aufgenommen, um eine Art Zeitraffer-Datenbank der atmosphärischen Aktivitäten auf den vier Gasplaneten zu erstellen.