Eineinhalb Jahre nachdem die Asteroiden-Mission AIM abgelehnt wurde, arbeitet die Europäische Weltraumorganisation (ESA) an einem zweiten Versuch, eine Mission zu verwirklichen, welche der planetaren Verteidigung dienen könnte.
Die Europäische Weltraumorganisation gab am 25. Juni bekannt, dass eine geplante Mission namens Hera in die nächste Phase der technischen Entscheidung eingetreten ist. Die Raumsonde würde zum Asteroiden Didymos fliegen und im Jahr 2026 bei ihm ankommen, um ihn und seinen kleinen Mond mit Namen „Didymoon“ zu studieren.
Hera basiert auf einer früheren Mission mit Namen Asteroid Impact Mission (AIM). Die ESA hatte geplant, AIM in Verbindung mit NASAs Double Asteroid Redirection Test (DART) zu entwickeln, die zum Didymos fliegen und im Oktober 2022 mit seinem kleinen Mond kollidieren soll, um die Wirkung solcher Einschläge zu testen. Also wie diese zum Beispiel die Umlaufbahnen von Asteroiden verändern könnten. AIM hätte den Impakt beobachtet und die Auswirkungen untersucht.
Auf der im Dezember 2016 stattgefundenen Ministerkonferenz der ESA haben die Mitgliedstaaten jedoch abgelehnt, AIM zu finanzieren. „Am Ende des Tages beschlossen einige Mitgliedstaaten, ihr Geld in andere Projekte zu stecken“, sagte Jan Woerner, Generaldirektor der ESA, in einem Telefoninterview am 29. Juni nach der Teilnahme an einer Medienveranstaltung zum geplanten Asteroiden-Tag, um die Bedrohung durch Asteroiden hervorzuheben. Woerner sagte dass er glaube, dass die ESA nicht genug getan habe, um die Mitgliedstaaten davon zu überzeugen, wie wichtig es wäre AIM zu unterstützen. „Letztes Mal haben wir die AIM-Mission intern entwickelt und dann unsere Delegationen informiert“, sagte er. Diese Informationen wurden den Delegationen etwa zwei Monate vor dem Treffen zur Verfügung gestellt.
„Dieses Mal gehen wir ganz anders an die Sache heran“, sagte er. „Seit dem letzten Ministertreffen im Jahr 2016 machen wir die Politiker auf die mögliche Gefahr eines Asteroideneinschlags aufmerksam. Dahingehend werden wir den Bericht verändern.“ Er fügte hinzu, dass die ESA Anfang 2019, also fast ein Jahr vor dem nächsten Ministertreffen, den offiziellen Vorschlag betreffend Hera vorlegen werde.
Woerner sagte, Hera soll Teil einer breiteren „Weltraumsicherheits-Initiative“ werden, für welche die ESA eine Finanzierung beantragen wird. Andere Elemente dieses Programms umfassen die Überwachung des Weltraumwetters und die Space Situational Awareness (SSA) ein Programm zur Überwachung des Weltraums und allgemein zur Erkennung von Gefahren aus dem All durch Weltraumschrott.
Die Raumsonde selbst wird AIM ähneln und mit einer Kamera ausgestattet sein, die von der deutschen Raumfahrtbehörde DLR entwickelt wurde und auf der Raumsonde Dawn eingesetzt war. Die Sonde wird außerdem einen Lidar- und Hyperspektral-Imager tragen, der auch als Radio-Wissenschaftsinstrument die Kommunikation mit der Erde machen wird.
Während Hera nicht in der Lage sein wird, den Aufprall zu beobachten, wird sie Didymos und seinen Mond nach dem Einschlag von DART charakterisieren. „Wir können den Aufprall selbst nicht beobachten, aber wir können die Folgen des Aufpralls beobachten“, sagte Woerner. Dazu gehört die Abbildung des Einschlagkraters auf dem Mond und Änderungen der Umlaufbahn und der Rotation des Mondes, welche den Wissenschaftlern helfen können zu bestimmen, wie effizient der Aufprall beim Übertragen der Energie auf den Mond war.
„DART und Hera sollen vor allem für grundlegende Untersuchungen der Technologieentwicklung konzipiert werden, die alle planetaren Verteidigungsaufträge unterstützen könnten, die in der Zukunft vielleicht erforderlich werden“, sagte Woerner. „Alles ist Vorbereitungsarbeit“ sagte er.
Die ESA ist nicht an der DART-Mission beteiligt, sagte Woerner. Die Pläne der NASA für DART bleiben trotz des Fehlens der AIM-Begleitsonde weitgehend unverändert. Lindley Johnson, Leiter des planetaren Verteidigungs-Koordinationsbüro der NASA sagte in einer Medien-Telekonferenz am 20. Juni, dass die volle Entwicklung von DART bald garantiert werden soll und der Start Mitte 2021 erfolgen soll. Die NASA beantragte 90 Millionen Dollar für DART in ihrem Budgetvorschlag für das Haushaltsjahr 2019.
Während AIM nicht anwesend sein wird, um den Impakt zu beobachten, führt die NASA Gespräche mit der italienischen Raumfahrtbehörde ASI, damit ein Cubesat mit Namen „SelfieSat“ mit DART fliegt, sich von der Hauptsonde trennt und den Impakt beim Vorbeifliegen beobachten soll.