Neue Beweise für die Passage von „Scholzes Stern“, der nach dem deutschen Astronomen Ralf-Dieter Scholz benannt ist, der diesen Stern 2013 entdeckte.
Vor rund 70.000 Jahren näherte sich ein kleiner rötlicher Stern unserem Sonnensystem und störte mit seiner Schwerkraft Kometen und Asteroiden. Astronomen der Universität Complutense in Madrid und der Universität von Cambridge haben bestätigt, dass die Bewegung einiger dieser Objekte immer noch von dieser stellaren Begegnung gezeichnet sind.
Zu einer Zeit, als die modernen Menschen begannen, Afrika zu verlassen und die Neandertaler auf unserem Planeten lebten, näherte sich Scholzes Stern unserem Sonnensystem bis auf weniger als einem Lichtjahr Entfernung. Heute ist dieser Stern fast 20 Lichtjahre entfernt, aber vor 70.000 Jahren gelangte er in die Oortsche Wolke, einem Reservoir transneptunischer Objekte, die sich an den Grenzen des Sonnensystems befinden.
Diese Entdeckung wurde 2015 von einem Astronomen-Team unter der Leitung von Professor Eric Mamajek von der Universität von Rochester (USA) veröffentlicht. Die Details dieses stellaren Vorbeiflugs wurden damals in „The Astrophysical Journal Letters“ präsentiert.
Nun haben zwei Astronomen der Complutense-Universität in Madrid, die Brüder Carlos und Raúl de la Fuente Marcos zusammen mit dem Forscher Sverre J. Aarseth von der Universität Cambridge (Großbritannien) erstmals die fast 340 Objekte des Sonnensystems mit hyperbolischen Bahnen (sehr offen V-förmig, keine typisch elliptischen Bahnen) analysiert und dabei festgestellt, dass die Flugbahn von einigen dieser Objekte durch die Passage von Scholzes Stern beeinflusst worden ist.
„Mit Hilfe numerischer Simulationen haben wir die Radianten bzw. Positionen am Himmel berechnet, von denen all diese hyperbolischen Objekte zu kommen scheinen“ erklärte Carlos de la Fuente Marcos, der zusammen mit den anderen Co-Autoren die Ergebnisse in den MNRAS Letters (Monthly Notices of the Royal Astronomical Society) veröffentlichte.
„Im Prinzip“, fügte er hinzu, „würde man erwarten, dass diese Positionen gleichmäßig am Himmel verteilt sind, besonders wenn diese Objekte aus der Oortschen Wolke kommen, aber was wir finden ist eine statistisch signifikante Ansammlung von Radianten. Die ausgeprägte Überdichte erscheint in Richtung des Sternbildes Zwillinge projiziert, welche einer engen Begegnung mit Scholzes Stern entspricht.“
Der prähistorische Moment, als uns dieser Stern nahe kam, stimmt mit den Daten der neuen Untersuchung und denen von Mamajek und seinem Team überein. „Es könnte ein Zufall sein, aber es ist unwahrscheinlich, dass Zeit und Ort so kompatibel sind“, sagte De la Fuente Marcos, der darauf hinweist, dass die Simulationen zeigen, dass Scholzes Stern sich um mehr als jene 0,6 Lichtjahre annäherte, die in der Studie von 2015 als untere Grenze angegeben wurden.
Der nahe Vorbeiflug dieses Sterns vor 70.000 Jahren störte nicht alle hyperbolischen Objekte des Sonnensystems, nur jene, die ihm damals am nächsten waren. „Zum Beispiel, der Radiant des berühmten interstellaren Asteroiden 'Oumuamua befindet sich im Sternbild Leier, also sehr weit von den Zwillingen entfernt, daher gehört er nicht zur festgestellten Überdichte“, sagte De la Fuente Marcos. Er ist zuversichtlich, dass neue Studien und Beobachtungen die Vorstellung bestätigen werden, dass uns vor relativ kurzer Zeit ein Stern nahe kam.
Scholzes Stern ist eigentlich ein Doppelsternsystem. Das System besteht aus einem roten Zwergstern mit etwa 9% Sonnenmasse und einem lichtschwächeren und kleineren Braunen Zwerg. Wahrscheinlich haben unsere fernen Vorfahren in den prähistorischen Nächten das schwache rötliche Licht des Zwergsterns leuchten gesehen.