Die NASA-Raumsonde New Horizons wird am Neujahrstag 2019 an einer kleinen fernen Welt, 6,5 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt, vorbei fliegen. Das offiziell als 2014 MU69 bezeichnete Ziel wurde nach einem öffentlichen Aufruf zur Namensempfehlung „Ultima Thule“ genannt, nach einem mythischen Ort jenseits der bekannten Welt. Keine Raumsonde hat jemals eine so weit entfernte Welt erforscht.
Ultima, wie das Vorbeiflugziel des New Horizons-Teams liebevoll genannt wird, kreist im Herzen des Kuipergürtels weit hinter Neptun um die Sonne. Der Kuipergürtel ist eine Ansammlung eisiger Objekte, welche so groß sind wie der Zwergplanet Pluto bis hin zu kleineren Planetesimalen wie Ultima Thule und sogar noch kleineren Objekten wie Kometen.
Die nahezu kreisförmige Umlaufbahn von Ultima weist darauf hin, dass dieses Objekt in der aktuellen Entfernung von der Sonne entstand. Für Wissenschaftler ist der Geburtsort aus zwei Gründen wichtig. Erstens, weil dies bedeutet, dass Ultima ein uraltes Relikt dieses fernen Teils des Sonnensystems ist. Zweitens, dass die Temperaturen so weit von der Sonne entfernt wohl kaum über dem absoluten Nullpunkt liegen. So bleiben die Objekte des Kuipergürtels in ihrer ursprünglichsten Zusammensetzung erhalten – sie sind im wesentlichen Zeitkapseln einer fernen Vergangenheit.
Marc Buie, Co-Forscher von New Horizons am Southwest Research Institute in Boulder, Colorado, und Mitglieder des New Horizons-Wissenschaftsteams entdeckten Ultima 2014 mit dem Hubble-Weltraumteleskop.
Das Objekt erscheint in allen Teleskopen so lichtschwach, dass über diese Welt außer Ort und Umlaufbahn nur wenig bekannt ist. Im Jahr 2016 stellten die Forscher fest, dass es eine rötliche Farbe hat. Im Jahr 2017 wurde durch eine NASA-Kampagne mit Bodenteleskopen bei einer Sternbedeckung seine Größe – etwa 30 km und eine unregelmäßige Form festgestellt.
Aufgrund seiner Helligkeit und Größe haben die Mitglieder des New Horizons-Teams die Reflektivität von Ultima berechnet, die nur etwa 10 Prozent beträgt. Grundlegende Fakten, wie Rotationsperiode und die Frage, ob Monde vorhanden sind oder nicht, sind unbekannt.
„Das alles wird sich am Silvester- und Neujahrstag dramatisch ändern“, sagte Alan Stern, New Horizons Projektleiter, ebenfalls vom SwRI.
„New Horizons wird Ultima kartieren, seine Oberflächenzusammensetzung bestimmen und feststellen, ob und wie viele Monde vorhanden sind und herausfinden, ob es Ringe oder vielleicht eine Atmosphäre gibt. Es werden auch andere Untersuchungen durchgeführt, z. B. Messung der Temperatur von Ultima und vielleicht sogar seiner Masse. Während eines Zeitraumes von 72 Stunden wird sich Ultima von einem Lichtpunkt in eine vollständig erforschte Welt verwandeln. Es wird atemberaubend sein!“
„New Horizons stößt mit ihren Beobachtungen an die Grenzen der Planetenwissenschaft“, sagte der Projektwissenschaftler Hal Weaver vom Johns Hopkins Universitäts-Labor für angewandte Physik in Laurel, Maryland, „und das gesamte Team freut sich darauf, das fernste und ursprünglichste Objekt zu erkunden, das jemals während eines Raumfluges erforscht wurde.“
„Ich freue mich darauf, die Oberflächenmerkmale dieser kleinen Welt zu sehen, insbesondere die Krater an der Oberfläche“, sagte die stellvertretende Projektwissenschaftlerin Cathy Olkin vom SwRI. „Junge Krater könnten ein Fenster sein, um in die Zusammensetzung des Untergrundes von Ultima zu blicken. Durch die Anzahl der Einschläge die Ultima getroffen haben, können wir die Anzahl kleiner Objekte im äußeren Sonnensystem abschätzen.“