Erdrutsche auf Ceres widerspiegeln verborgenes Eis
Auf dem Zwergplaneten Ceres gibt es massive Erdrutsche, die ähnlich denen auf der Erde sind. Dies ist nach einer neuen Studie, die unter der Leitung des Georgia Institute of Technology durchgeführt wurde, ein weiterer Beweis dafür, dass Ceres eine erhebliche Menge an Wassereis enthält.
Die Studie wurde im Journal Nature Geoscience veröffentlicht. Sie verwendete Daten von der Raumsonde Dawn, um drei verschiedene Arten von Erdrutschen oder fließende Strukturen auf dem Zwergplaneten zu identifizieren.
Typ I Erdrutsche sind relativ groß, rund und haben dicke „Zehen“ an ihren Enden. Sie sehen ähnlich wie Felsengletscher und eisige Erdrutsche in der Arktis auf der Erde aus. Typ I Erdrutsche finden sich meist in hohen Breiten, wo sich auch das meiste Eis in der Nähe von Ceres` Oberfläche befindet.
Typ II-Merkmale sind die häufigsten von Ceres` Erdrutschen und sehen ähnlich wie Ablagerungen aus, die von abgegangenen Lawinen stammen. Sie sind dünner und länger als Typ I und finden sich in mittleren Breiten. Die Autoren nennen einen solch Typ II Erdrutsch „Bart“, wegen seiner Ähnlichkeit mit dem langgestreckten Kopf von Bart Simpson aus der TV-Serie „Die Simpsons“.
Typ III-Formen scheinen sich zu bilden, wenn etwas vom dem Eis, das während eine Einschlags freigelegt wurde, geschmolzen ist. Diese Erdrutsche finden sich in niedrigen Breiten und immer in großräumigen Kratern.
Britney Schmidt, Assistent-Professorin am Georgia Institute of Technology und Mitglied des Dawn Science Teams leitete die Studie. Sie glaubt, dass dies hinlänglich Beweise dafür liefert, dass der oberflächennahe Untergrund des Zwergplaneten eine Mischung aus Fels und Eis ist.
„Die Erdrutsche bedecken mehr Fläche an den Polen als am Äquator, aber die meisten Oberflächenprozesse stehen im allgemeinen nicht im Zusammenhang mit den Breitengraden“, sagte Schmidt, ein Fakultätsmitglied der „School of Earth and Atmospheric Sciences am Georgia Institute of Technology. „Das ist ein Grund warum wir denken, dass es Eis ist, weil es die Strömungsprozesse beeinflusst. Es gibt keinen anderen guten Weg, um zu erklären, warum die Pole riesige, dicke Erdrutsche haben, in den mittleren Breiten die Erdrutsche aus einer Mischung von dicken und dünneren Lagen bestehen und in niedrigen Breiten es nur wenige Erdrutsche gibt.“
Die Forscher dieser Studie waren überrascht, wie viele Erdrutsche Ceres im allgemeinen hat. Bei etwa 20 bis 30 Prozent jener Krater die größer als 10 Kilometer sind, gibt es eine Art von Erdrutsch. Solch weitverbreiteten Strukturen, die durch „Grundeis“- Prozesse gebildet wurden und möglicherweise aus einer Mischung von Eis und Gestein bestehen, wurden bisher nur auf der Erde und auf dem Mars beobachtet.
Basierend auf Form und Verteilung der Erdrutsche auf Ceres schätzen die Autoren, dass die oberen Schichten von Ceres etwa zu 10 Prozent bis 50 Prozent aus Eis bestehen.
„Diese Erdrutsche helfen uns zu verstehen, was in den oberen Schichten von Ceres geschieht“, sagte Georgia Tech Ph.D. Studentin Heather Chilton und Co-Autorin des Artikels. “Dies ist eine optimale Situation zwischen Informationen über die oberen Schichten, die vom Gamma Ray und Neutron Detector (GRAND) stammen und Daten die vom Visible and Infrared Spectrometer (VIR) sind , mit denen man Informationen über Strukturen erhält, die Dutzende Kilometer unter der Oberfläche liegen. Mit diesen kombinierten Informationen konnten die Strukturen der Krater aufgeklärt werden. Es scheint sich mehr und mehr herauszustellen, dass Ceres unsere innerste eisige Welt ist.“
20. April 2017/SP
Verein Kuffner-Sternwarte