Überraschendes von 2014 MU69
Die Raumsonde New Horizons ist schon weit jenseits des Pluto-Systems in Richtung Kuiper-Gürtel-Objekt 2014 MU69 unterwegs. Es wird aber noch rund eineinhalb Jahre dauern, bis die Raumsonde dieses KBO erreicht, das sich etwa 43,4 Astronomische Einheiten von der Sonne entfernt befindet (1 AE ist die Entfernung Erde - Sonne).
Am 3. Juni 2017 hat 2014 MU69 einen Stern passiert und bei dieser Bedeckung konnten einige neue Erkenntnisse über dieses KBO in Erfahrung gebracht werden.
Mehr als 50 Teammitglieder und Mitarbeiter hatten Teleskope in Südafrika und Argentinien aufgebaut, um entlang einer vorhergesagten Spur den schmalen Schatten von 2014 MU69 zu verfolgen mit dem Ziel, einen zwei-Sekunden-Blick vom Schatten dieses Objekts einzufangen. Diese Beobachtungen geschahen mit Hilfe des Hubble Weltraumteleskops der NASA und dem Weltraum-Observatorium der Europäischen Weltraumorganisation (ESA).
Die vorher positionierten mobilen Teleskope haben mehr als 100.000 Bilder des Bedeckungs-Sterns aufgenommen, mit denen die Umgebung des KBO-Objekts begutachtet wurde. Während MU69 selbst der direkten Wahrnehmung entging, lieferten die Daten vom 3. Juni wertvolle und unerwartete Erkenntnisse, die bereits der Raumsonde New Horizons geholfen haben.
„Diese Daten zeigen, dass MU69 möglicherweise nicht so dunkel oder so groß ist, wie einige erwartet hatten“, sagte der Teamleiter Marc Buie vom Southwest Research Institute (SwRI) in Boulder, Colorado und Mitglied des New Horizons Teams.
Die ursprünglichen Schätzungen des Durchmessers von MU69, die in erster Linie auf Daten des Hubble Weltraumteleskops basieren, die aus dem Entdeckungsjahr 2014 stammen, belaufen sich auf eine Größe zwischen 20-40 Kilometer. Aber jene Daten, die heuer von den bodengestützten Beobachtungen stammen, deuten eher darauf hin, dass die Größe von MU69 an der unteren Grenze oder sogar noch darunter liegt.
Neben der Größe von MU69 zeigen die Messwerte auch Details zu anderen Aspekten dieses Kuiper-Gürtel-Objekts.
„Diese Ergebnisse erzählen uns etwas wirklich Interessantes“, sagte Alan Stern, New Horizons Projektleiter am SwRI. „Die Tatsache, dass wir die Bedeckungs-Beobachtungen von jedem geplanten Beobachtungsort machen konnten, aber das Objekt selbst nicht erkannten, bedeutet, dass MU69 entweder sehr stark reflektierend und kleiner ist als erwartet wurde. MU69 könnte aber auch ein Doppelsystem sein oder aus einem Schwarm kleiner Objekte bestehen, die Überreste sind aus jener Zeit sind, als sich die Planeten unseres Sonnensystems bildeten.“
Es werden noch zusätzliche Daten kommen, da am 10. und am 17. Juli weitere Sternbedeckungen durch MU69 stattfinden werden.
Am 10. Juli wird die NASA mit dem Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie (SOFIA) ihr leistungsfähiges 100-Zoll (2,4 Meter) Teleskop verwenden, um den Raum um MU 69 nach Trümmern abzusuchen. Solche Trümmer könnten eine Gefahr für die Raumsonde New Horizons darstellen, die in rund 18 Monaten dort vorbei fliegt.
Und am 17. Juli wird auch das Hubble Weltraumteleskop die Umgebung von MU69 nach Trümmern absuchen, während Teammitglieder einen “Schutzzaun“ von bodengestützten kleinen mobilen Teleskopen entlang des vorhergesagten Schattenpfades in Südargentinien einrichten werden, um zu versuchen, das Umfeld von MU69 besser erforschen zu können und eventuell die Größe noch genauer zu bestimmen.
7. Juli 2017/SP
Verein Kuffner-Sternwarte