Weltraumschredder: Sonne kann Asteroiden auseinander reißen
Eine Studie legt nahe, dass dies das Schicksal des Asteroiden Phaethon sein könnte.
Mit einer Wolke aus ihn begleitendem Schutt liegt das Objekt mit Namen 3200 Phaethon mit diesen Eigenschaften zwischen dem eines Asteroiden und eines Kometen.
Neueste Forschungen deuten darauf hin, dass die Sonne den langsam kleiner werdenden Phaethon bei einem nahen Vorübergang in Stücke reißen wird. Das gleiche kann auch mit anderen Objekten geschehen, deren Perihels sie nahe an die Sonne heranführt.
„Bei Phaethon kann das Auseinanderbrechen in Zeitlupe geschehen“, sagte Paul Wiegert, ein Astronom an der Universität von Western Ontario in Kanada, bei einem Treffen in Pasadena, Kalifornien, zum Thema Planetenwissenschaften. Wiegert benutzte das kanadische Meteor Orbit Radar (CMOR), um Objekte von 1 Meter Größe und kleiner zu verfolgen. Laut Weigert´s Studie schien Phaethon beim nahen Vorübergang an der Sonne auseinander zu brechen und sich dann wieder zu reformieren.
Asteroid zu nahe am Feuer
Wenn 3200 Phaethon die Sonne umkreist, kommt er ihr näher als jedes andere als Asteroid bezeichnete Objekt. Im Perihel kommt Phaethon auf 0,140 AE und entfernt sich im Aphel bis auf 2,403 AE von der Sonne. Entlang seiner Bahn verliert Phaethon viel Material, das den Geminiden-Meteorstrom speist, der im Dezember sein Maximum hat.
Im Jahr 2010 erkannten die Wissenschaftler, dass Phaethons Eigenschaften dem eines Kometen und dem eines Asteroiden gleichen, da er einen Schweif aus Material produziert. Phaethon gehört daher zur Klasse der sogenannten aktiven Asteroiden. Einige aktive Asteroiden bilden Schweife aus, die Kometenschweifen ähneln, weil sie Eis unter ihrer Oberfläche haben. Aber Wiegert meint, dass Phaethons Trümmer-Schweif stattdessen das Resultat seiner der Sonne sehr nahe kommenden Umlaufbahn ist.
Seit fast zwei Jahrzehnten dachten die Astronomen, dass erdnahe Objekte (NEOS), die sich zu nahe an die Sonne heranwagen, von ihr verschlungen werden. Anfang des Jahres 2016 hat Mikael Granvik, ein Astronom der Universität Helsinki, jedoch gezeigt, dass viele Asteroiden stattdessen in Stücke zerfallen, wenn sie zu viel Zeit innerhalb des 10-fachen des Sonnendurchmessers verbringen.
Granviks Forschung weist darauf hin, dass die katastrophalen Auflösungen von Asteroiden zu weit weg von der Sonne geschehen, um durch deren Gezeiten-Effekte erklärt werden zu können. Während die genaue Ursache noch ungewiss ist, haben er und seine Kollegen drei Möglichkeiten vorgeschlagen.
Asteroiden könnten durch die Sonne so aufgeheizt werden, dass sie Risse bekommen die zur Freisetzung von kleinerem Material führt, welches dann durch Sonnenstrahlung weg driftet. Eine andere Erklärung wäre, dass die Strahlung der Sonne von der Oberfläche als Wärme wieder abgegeben wird und der Asteroid dadurch einen winzige Rückstoß erhält, wodurch der unregelmäßig geformte Körper die Strahlung unregelmäßig zurückwirft, was den Asteroiden veranlasst immer schneller zu rotieren, bis ihn die Schwerkraft nicht mehr zusammenhalten kann. (Yorp-Effekt) Die dritte Möglichkeit wäre, dass im inneren vorhandene flüchtige Materialien durch die Erwärmung vom festen in den gasförmigen Zustand übergehen bis genug Druck erzeugt wird, um den Asteroiden von innen her zu zerstören.
Verfolgung von Asteroiden-Zerstörungen
Wiegert und seine Kollegen haben mehrere Jahre lang mit CMOR Beobachtungen durchgeführt um zu untersuchen, ob die Umgebung der Sonne Hinweise auf eine super-katastrophale Asteroiden-Zerstörung liefert. Sie entdeckten, dass 1 Kilometer große Asteroiden in überraschend kleine Stücke zerbrechen.
„Asteroiden zerbrechen nicht in metergroße Stücke“ sagte Wiegert. „Alle metergroßen Objekte, die von erdnahen Asteroiden stammen, werden bald zerstört.“ Stattdessen bricht das Material in Stücke von Millimeter-Größe, die weiterhin die Sonne umkreisen.
Das bedeutet, dass ein Asteroid wie Phaethon langsam auseinander reißen könnte, wenn er zu nahe an der Sonne vorbeizieht. Bei der nahen Begegnung mit der Sonne beginnt er zu kollabieren, aber wenn er sich wieder von der Sonne weg bewegt, könnte er sich wieder zusammenfügen.
„Es könnte ein Asteroid sein, der am Rande der Zerstörung steht und sich wieder zusammenfügt“, sagte Wiegert.
Dennoch können die Beobachtungen nicht bestätigen, dass Asteroiden langsam auseinander brechen, sagte Wiegert. Es ist immer noch möglich, dass Phaethon wie ein Komet agiert, dessen eisiges Material von der Oberfläche weg driftet, um die Trümmerwolke zu erzeugen, sagte Wiegert.
Phaethon ist nicht die einzige Kuriosität. Auf der gleichen Konferenz präsentierte Granvik den Beweis, dass der Komet 322P/SOHO auch unter einer super-katastrophalen Zerstörung leiden könnte. „Die Frage ist daher, ist das wirklich ein Komet?“, sagte Granvik. Anfang vergangenen Jahres veröffentlichte ein Team von Wissenschaftlern eine Arbeit die darauf hindeutet, dass der Komet in Wirklichkeit ein Asteroid sein könnte.
Obwohl das Objekt aktiv ist, zeigen Beobachtungen, dass es dichter ist als jeder bekannte Komet und dass seine Aktivität durch einen anderen Prozess ausgelöst wird als bei einem Kometen, deren Schweife sich durch den Verlust von Eis bilden.
Phaethon und 322P sind nicht genug, um Granvik zufrieden zu stellen und er erklärte, dass er und seine Kollegen daran arbeiten, um andere potenziell zerstörte Asteroiden beim Auseinanderbrechen zu beobachten.
Wenn ein Asteroid nahe an der Sonne vorbei fliegt, zerfällt er langsam und verbreitet Staub und Schutt auf seinem Weg. Wenn diese Material-Spur die Bahn der Erde kreuzt, kann sie einen Meteorschauer auslösen.
4. Jänner 2017/SP
Verein Kuffner-Sternwarte