Radaraufnahmen vom erdnahen Asteroiden 3200 Phaethon
Nach mehreren Monaten Ausfallzeit - der Hurrikan Maria hatte das Observatorium beschädigt - ist das Planetenradar des Arecibo-Observatoriums wieder zu seinem Normalbetrieb zurückgekehrt. Es lieferte am 17. Dezember – während des Vorbeiflugs von Phaethon - die bisher höchst aufgelösten Bilder dieses erdnahen Asteroiden. Die Radarbilder, die bei der verfügbaren Auflösung nicht sehr scharf sein können, zeigen, dass der Asteroid grob kugelförmig ist und einen große Vertiefung von mindestens einigen hundert Metern nahe dem vorderen Rand hat, sowie eine auffällig dunkle und kreisförmige Struktur in der Nähe eines der Pole aufweist. Arecibo-Radarbilder von Phaethon haben eine Auflösung von etwa 75 Metern pro Pixel.
„Diese neuen Beobachtungen von Phaethon zeigen, dass er in seiner Form dem Asteroiden Bennu ähnelt, dem Ziel der Raumsonde OSIRIS-REx, aber 10-mal größer ist als dieser“, sagte Patrick Taylor, ein Wissenschaftler der University Space Research Association (USRA) in Columbia, Maryland und Gruppenleiter für den Planetenradar am Arecibo Observatorium. “Die dunkle Struktur könnte ein Krater oder eine andere topographische Depression sein, die der Radarstrahl nicht reflektierte.“
Die Radaraufnahmen von Arecibo deuten darauf hin, dass Phaethon einen Durchmesser von etwa 6 Kilometern hat. Damit ist er um einen Kilometer größer als frühere Schätzungen ergeben haben. Phaethon ist der zweitgrößte erdnahe Asteroid, der als „potentiell gefährlich“ eingestuft wird. Erdnahe Objekte werden aufgrund ihrer Größe und der Nähe ihrer Umlaufbahnen zur Erde als potentiell gefährliche Asteroiden (PHAs) klassifiziert.
Das Arecibo-Observatorium verfügt über das leistungsstärkste astronomische Radarsystem der Erde. Am 20. September erlitt das Teleskop leichte strukturelle Schäden, als Maria, der stärkste Hurrikan, der seit 1928 die Insel heimsuchte, das Land erreichte. Einige Tage nach dem Sturm nahm das Teleskop Beobachtungen der Radioastronomie wieder auf, während für Radarbeobachtungen viel Energie und Dieselkraftstoff für die Generatoren erforderlich sind. Anfang Dezember konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden, nachdem die kommerzielle Stromversorgung auf der Sternwarte wieder in Gang gekommen ist.
Asteroid Phaethon wurde am 11. Oktober 1983 vom Infrarot-Satelliten IRAS entdeckt. Er ist der Mutterkörper der Geminiden-Sternschnuppen. Beobachtungen von Phaethon wurden am Arecibo Observatorium vom 15. bis 19. Dezember 2017 mit dem Radarsystem durchgeführt. Zum Zeitpunkt der größten Annäherung am 16. Dezember um 11 p.m. UTC, war der Asteroid 10,3 Millionen Kilometer entfernt (das ist rund 27 mal die Entfernung Erde-Mond). Erst im Jahr 2093 wird Phaethon der Erde näher kommen. Bereits im Jahr 1974 kam er der Erde sogar etwas näher als 2017 und 1931 flog er noch viel näher an der Erde vorbei. Aber damals war seine Existenz noch nicht bekannt.
Wir werden aber nicht bis ins Jahr 2093 warten müssen, um mehr über Phaethon in Erfahrung zu bringen, da eine Raumsonde mit Namen Destiny+ geplant ist, die dieses Objekt erforschen soll. Dies ist ein gemeinsames Projekt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der japanischen Raumfahrtagentur Japan Aerospace Exploration Agency (JAXA).
Destiny+ wird rund vier Jahre nach dem Start in geringer Entfernung den Asteroiden Phaethon überfliegen und ihn mit hochauflösenden Kameras untersuchen. Während des vierjährigen Fluges soll das deutsche Staubteleskop Destiny Dust Analyser (DDA) den kosmischen und interstellaren Staub messen. Damit ist DDA das wichtigste wissenschaftliche Instrument der Mission, da Phaethon bei seinem Vorbeiflug an der Sonne im geringen Abstand von nur 21 Millionen Kilometern (0,14 AE) besonders viel Staub verliert und das ermöglicht DDA mit Hilfe von massenspektroskopischen Untersuchungen neue Erkenntnisse über Aufbau und Zusammensetzung von Asteroiden sowie von interstellaren Staubpartikeln zu gewinnen.
Die Raumsonde Destiny+ wird allerdings erst zwischen 2024 und 2028 zum Einsatz kommen.
Die Radarbilder vom erdnahen Asteroiden 3200 Phaethon wurden am 17. Dezember 2017 von Astronomen des Arecibo Observatoriums generiert. Die Beobachtungen von Phaethon fanden zwischen 15. und 19. Dezember 2017 statt.
Bilder: Arecibo Observatory/NASA/NSF
25. Dezember 2017/SP
Verein Kuffner-Sternwarte