Hubble sieht „Photobombing“ ferner Galaxien durch nahe Asteroiden
Wie unhöfliche Verwandte, die bei ihren Urlaubsschnappschüssen vor die Landschaft springen, haben einige Asteroiden unseres Sonnensystems Aufnahmen ferner Galaxien vom Hubble Space Telescope durch „photobombing“ gestört. Diese Asteroiden befinden sich im Durchschnitt nur etwa 250 Millionen Kilometer von der Erde entfernt – astronomisch gesehen praktisch um die Ecke, und doch haben sie ihren Weg auf dieses Bild von Tausenden von Galaxien gefunden, die in unvorstellbaren Entfernungen über Raum und Zeit hinweg verstreut sind.
Dieses Hubble-Foto eines zufälligen Himmelsausschnitts ist Teil eines Himmelsprojekts, das Frontier Fields genannt wird. Das bunte Bild enthält tausende von Galaxien, darunter massive gelbliche Ellipsen und majestätische blaue Spiralen.
Ferner sind viele fragmentarische und kleinere blaue Galaxien über das Feld verteilt. Die rötlichen Objekte sind höchstwahrscheinlich die am weitesten entfernten Galaxien, deren Licht durch die Ausdehnung des Weltraums in den roten Teil des Spektrums verschoben wurde.
Überlagert werden die Galaxien-Aufnahmen von Asteroidenspuren, die als gekrümmte oder s-förmige Streifen zu erkennen sind. Die Asteroidenspuren stammen von mehreren Hubble-Aufnahmen, die zu einem Bild zusammengefasst wurden. Sie haben daher keine langen Spuren hinterlassen. Von den insgesamt 20 Asteroiden-Sichtungen auf diesem Himmelsausschnitt sind sieben als Einzelobjekte identifiziert. Von diesen sieben Asteroiden wurden nur zwei schon früher identifiziert. Die anderen waren zu lichtschwach, um früher gesehen zu werden.
Die Wege sehen aufgrund eines beobachteten Effekts, der als Parallaxe bezeichnet wird, gekrümmt aus. Während Hubble die Erde umkreist, scheint sich ein Asteroid entlang eines Bogens zu bewegen, zum Unterschied von den weit entfernten Sternen und Galaxien.
Dieser Parallaxen-Effekt ähnelt dem Effekt, der von einem fahrenden Auto aus gesehen wird. Bäume am Straßenrand ziehen viel schneller vorbei als Hintergrundobjekte in viel größeren Distanzen. Die Bewegung der Erde um die Sonne und die Bewegung der Asteroiden entlang ihrer Umlaufbahnen sind weitere Faktoren, die zu einer scheinbaren Schräglage der Asteroidenpfade beitragen.
Alle Asteroiden wurden manuell gefunden. Die Mehrzahl durch „Blinken“ aufeinander folgender Belichtungen, um Asteroidenbewegungen zu erfassen. Astronomen fanden jeden einzelnen Asteroiden nach 10 bis 20 Stunden Belichtungszeit.
Das Frontier Fields Programm ist eine Zusammenarbeit zwischen den großen Observatorien der NASA und anderen Teleskopen. Das Programm untersuchte sechs massive Galaxienhaufen und deren Effekte. Mit einer anderen Kamera, die in eine etwas andere Richtung zeigte, fotografierte zur gleichen Zeit Hubble sechs sogenannte „Parallelfelder“.
Damit wurde Hubbles Beobachtungseffizienz bei der Durchführung von Deep-Space-Aufnahmen maximiert. Diese parallelen Felder ähneln in ihrer Tiefe dem berühmten Hubble Deep Field und enthalten Galaxien, die etwa vier Milliarden mal lichtschwächer sind als das was das menschliche Auge sehen kann.
Diese Bild gehört zum Parallelfeld des Galaxienhaufens Abell 370. Es wurde aus Bildern zusammengesetzt, die im sichtbaren und infraroten Licht aufgenommen wurden. Die Position des Feldes ist in der Nähe der Ekliptik, der Ebene unseres Sonnensystems.
Dies ist jene Zone, in der sich die meisten Asteroiden befinden, weshalb die Hubble-Astronomen so viele Vorübergänge sahen. Hubble Deep-Sky-Beobachtungen nahe der Ebene unseres Sonnensystems zeichnen meist Asteroidenpfade auf.
5. November 2017/SP
Verein Kuffner-Sternwarte