Das Team von New Horizons plant zusätzliche erweiterte Missionen
Während es noch mehr als ein Jahr bis zum Vorbeiflug am fernen Objekt 2014 MU69 dauert, denkt das Team, welches die Mission New Horizons betreibt, bereits über eine zukünftige erweiterte Mission nach, die weitere Vorbeiflüge beinhalten könnte.
Bei einer am 6. September stattgefundenen Präsentation der Outer Planets Assessment Group (OPAG) in La Jolla, Kalifornien, sagte Projektleiter Alan Stern, es gäbe eine kleine Chance, dass die Raumsonde noch an einem anderen Objekt im Kuiper-Gürtel vorbeifliegen könnte.
New Horizons, die ihre Primär-Mission mit dem Vorbeiflug am Zwergplaneten Pluto im Juli 2015 abgeschlossen hat, befindet sich derzeit auf einer erweiterten Mission, welche die Raumsonde zum kleinen Kuiper-Gürtel-Objekt (KBO) mit Namen 2014 MU69 bringt, das die Sonde am Neujahrstag 2019 passieren wird. Dieser Vorbeiflug ist Teil einer erweiterten Mission, die bis 2021 dauern wird, welche die NASA im Jahr 2016 genehmigt hat.
Alan Stern hat beim OPAG-Meeting angekündigt, dass der Vorbeiflug an 2014 MU69 die Raumsonde viel näher an das Objekt heran bringen wird, als der Vorbeiflug an Pluto im Jahr 2015. Auf der nominellen Bahn der Raumsonde wird New Horizons innerhalb von 3.500 km das Objekt passieren. (Zum Vergleich; New Horizons passierte Pluto im Abstand von 12.500 km). Eine alternative Bahn würde die Raumsonde nicht näher als 10.000 km an 2014 MU69 heran bringen, wenn zukünftige Beobachtungen Beweise für die Existenz eines Trümmerfeldes oder anderer Gefahren in der Nähe des Objekts erkennen ließen.
Wenig ist bisher über 2014 MU69 bekannt, der vom Hubble Space Telescope entdeckt wurde als Teil von Bemühungen, ein Kuiper-Gürtel-Objekt zu finden, dass nahe genug an New Horizons Post-Pluto-Bahn liegt, um einen Vorbeiflug zu ermöglichen. Aber das Objekt ist ein kleiner Körper, nicht größer als 50 km. „Die einzigen physikalischen Messungen die wir bis vor kurzem hatten, war seine Größe und Farbe“, sagte Stern beim OPAG-Meeting.
Neuere Beobachtungen mit Hubble zeigten, dass es während der Rotation des KBOs geringe Helligkeitsschwankungen gibt. „Dies bedeutet entweder, dass das Objekt von eher regelmäßiger Gestalt ist, oder dass wir direkt auf seine Rotationsachse schauen.“
Aus diesem Grund braucht New Horizons keinen zusätzlichen Treibstoff für den Vorbeiflug. „Es spielt keine Rolle, wo in der Rotationsphase wir auftauchen, sagte er. „Wir werden die gleiche Menge an Gelände sehen.“
Dieser Treibstoff, sagte Stern, könnte stattdessen verwendet werden, um New Horizons nach dem Vorbeiflug an 2014 MU69 zu einem noch weiter entfernten KBO zu senden. „Wir sind derzeit auf der Suche nach neuen nahen Vorbeiflug-Zielen und wir haben einige sehr vielversprechende Techniken dafür, sagte er. „Wir haben eine kleine aber reelle Chance, einen Vorbeiflug an einem zweiten KBO zu haben.
Diese Suche ist jedoch sekundär. Die Planung für den Vorbeiflug an 2014 MU69 steht im Vordergrund. Die Flyby-Kampagne wird im August 2018 beginnen und sich während der ersten Woche im Jänner 2019 fortsetzen, woraufhin die Raumsonde die nächsten 20 Monate damit verbringen wird, die Daten zurück zur Erde zu senden, die während des Vorbeiflugs gesammelt wurden.
Beobachtungen, die in diesem Sommer durchgeführt wurden, deuten darauf hin, dass 2014 MU69 ein komplexeres Objekt ist als ursprünglich erwartet wurde. Die Bedeckung eines fernen Sterns durch 2014 MU69, die im Juli von Astronomen-Teams mit tragbaren Teleskopen in der patagonischen Region Argentiniens beobachtet wurde, gab den Forschern eine erste Einschätzung von der Form des Objekts.
„Was wir erwartet hatten war natürlich nur ein Ellipsoid“, sagte Stern. „Was wir sahen, war eher ein Doppelobjekt oder zwei Objekte, die einander umkreisen und sich zum Zeitpunkt des Ereignisses gerade zufällig überlappten.
Neben den Beobachtungen von 2014 MU69 machte New Horizons auch Beobachtungen von Dutzenden anderen KBOs sowie von Zentauren, einer weiteren Klasse von kleinen Objekten im äußeren Sonnensystem, deren Perihel aber näher an der Sonne ist. Ferner führt die Raumsonde auch heliophysikalische Beobachtungen durch.
Solche Beobachtungen könnten künftig über erweiterte Missionen jenseits von 2021 hinausgehen, unabhängig von den Plänen für einen weiteren nahen Vorbeiflug an einem KBO. „Es könnte mit New Horizons noch viel für die Planetenwissenschaft getan werden“ sagte Stern. „Wir erwarten uns daher einen Vorschlag für eine zweite erweiterte Mission.“
Stern hofft, dass zusätzliche erweiterte Missionen folgen werden. Diese künftigen Missionen könnten die Vorteile von Upgrades auf die Software vom Computer der Raumsonde nutzen, um Bildverarbeitung und Bildanalysen auf der Sonde durchzuführen, wodurch die Menge an Daten reduziert werden könnte, welche die Raumsonde zur Erde senden muss, was von Vorteil wäre, wenn der Abstand zur Erde immer größer wird.
"Ich denke, New Horizons könnte in Zukunft noch einiges zur Planetenwissenschaft beitragen. Es gibt noch genug Treibstoff und Energie an Bord, um die Raumsonde für weitere 20 Jahre zu betreiben. Es würde für eine dritte und vierte erweiterte Mission reichen“, sagte Alan Stern.
16. September 2017/SP
Verein Kuffner-Sternwarte