New Horizons nächstes Ziel könnte ein Doppelobjekt sein
Die bodengestützten Beobachtungen vom nächsten Ziel der Raumsonde New Horizons, die im vergangenen Monat stattfanden, zeigten, dass das 6,5 Milliarden Kilometer ferne Objekt entweder eine ungewöhnlich langgestreckte Form haben könnte, oder aus zwei eisigen Objekten besteht, die einander seit undenklichen Zeiten umkreisen.
Das New Horizons-Team setzte 24 mobile Teleskope zwischen den argentinischen Provinzen Chubut und Santa Cruz ein, um den Schatten der winzigen Welt mit Namen 2014 MU69 einzufangen. Dies half den Wissenschaftlern, mehr über das nächste Ziel von New Horizons zu erfahren, einschließlich seiner Größe, Form, Umlaufbahn und Umgebung.
Zwei Jahre nach den ersten Nahaufnahmen von Pluto beschleunigte die mit Plutonium-angetriebene Raumsonde New Horizons in Richtung Vorbeiflug an 2014 MU69, der am 1. Jänner 2019 stattfinden soll.
Einige Erkenntnisse aus der Kampagne des letzten Monats, die in Argentinien stattfand, verbesserte das Verständnis der Wissenschaftler von 2014 MU69. Die Forscher sagten, das Objekt könnte ein „extrem langgestreckter Sphäroid“ oder ein Doppelobjekt sein, bei dem zwei Körper gravitativ aneinander gebunden sind oder einander sogar berühren.
„Dieses neue Ergebnis ist einfach spektakulär“, sagte Alan Stern, Projektleiter der New Horizons Mission vom Southwest Research Institute in Boulder, Colorado. „Die Form von MU69 ist wirklich ungewöhnlich und könnte für New Horizons unter anderem bedeuten, dass die Sonde zu einem doppelten Kuiper-Gürtel-Objekt fliegt. Ich könnte nicht glücklicher mit diesen Bedeckungs-Ergebnissen sein, die eine wissenschaftliche Goldgrube für den Vorbeiflug versprechen.
Die Wissenschaftler haben eine Höchstgrenze von 30 Kilometern Länge für die Größe von MU69 festgelegt. Wenn es zwei Objekte gibt, hat jedes vermutlich 15 -20 Kilometer Durchmesser, sagte die NASA in einem Statement.
Wenn New Horizons am Neujahrstag 2019 an MU69 vorbeifliegt, wird es das am weitesten entfernte Objekt sein, das jemals von einer Raumsonde besucht wurde. Die NASA-Angestellten erwarten sich, dass dem Ziel ein neuer Namen gegeben wird und zwar bevor New Horizons seinen Vorbeiflug mit einer relativen Geschwindigkeit von rund 14 Kilometern pro Sekunde hat.
Miniaturwelten wie 2014 MU69 sind wahrscheinlich übrig gebliebene Eis- und Gesteinsfragmente, die größere Objekte wie Pluto, die Monde von Uranus und Neptun sowie andere Zwergplaneten im äußeren Sonnensystem bildeten.
Der Kuiper-Gürtel ist ein Ring von alten eisigen Überresten aus der frühesten Zeit des Sonnensystems, der die Sonne jenseits der Neptunbahn umkreist. Seine Population umfasst Kontinent große Welten wie Pluto und den noch weiter entfernten Zwergplaneten Eris, und vermutlich hunderttausende von Objekten die so groß wie MU69 oder größer sind.
Eine Suche mit dem Hubble-Weltraumteleskop entdeckte im Jahr 2014 MU69, nachdem andere Erhebungen keine geeigneten Ziele für die Zeit nach der Begegnung mit Pluto am 14. Juli 2015 brachten. Eine Reihe von Triebwerkszündungen nach dem Vorbeiflug an Pluto brachte New Horizons auf den neuen Kurs Richtung MU69.
Beobachtungen mit dem Hubble und der Gaia-Mission der ESA legten die Umlaufbahn von MU69 fest und ermöglichten es den Wissenschaftlern festzustellen, wann das Objekt Sterne passieren und damit seinen Schatten auf die Erdoberfläche werfen würde. Die Passage von MU69 zwischen der Erde und einem fernen Stern zu sehen war eine Chance, mehr über das Objekt zu erfahren, als die Astronomen aus konventionellen Beobachtungen herausfinden konnten. Die winzige Welt erscheint durch das Hubble nur wie ein verschwommener Lichtpunkt.
Eine Bedeckung, die am 3. Juni von Argentinien und Südafrika aus sichtbar war, war die erste Chance, Form und Größe von MU69 zu studieren. Und am 10. Juli war eine ähnliche Gelegenheit, welche die Wissenschaftler mit dem fliegenden Infrarot-Astronomie-Observatorium SOFIA beobachteten, um nach Trümmern um MU69 zu suchen, die eine Gefahr für New Horizons darstellen könnten.
Und am 17. Juli bedeckte MU69 einen helleren Stern, der den Wissenschaftlern die beste Sicht auf die Form des Objekts gab.
Während die Daten noch analysiert werden, werden die Wissenschaftler vermutlich die wahre Form erst kennen, wenn New Horizons sich im Dezember 2018 dem Objekt nähert, meinte Alan Stern.
10. August 2017/SP
Verein Kuffner-Sternwarte