New Horizons` letztes Jahr vor dem Flyby an 2014 MU69
New Horizons ist bei guter Gesundheit und nähert sich jeden Tag mehr seinem nächsten Ziel, dem Kuipergürtel-Objekt 2014 MU69 (oder kurz „MU69“). Der Vorbeiflug wird am Silvester- und Neujahrstag 2019 stattfinden. Bis dahin ist es nur knapp mehr als ein Jahr.
New Horizons schließt derzeit eine aktive Periode ab, die begann, als die Raumsonde im September aus dem Winterschlafmodus geholt wurde. Aber schon bald, am 21. Dezember, wird die Raumsonde von den Forschern wieder in den Winterschlaf versetzt, in welchem die Sonde bis zum 4. Juni 2018 bleiben wird. Nach dem 4. Juni wird die Raumsonde bis Ende 2020 „wach“ bleiben, lange nach dem Vorbeiflug an MU69, damit alle Daten von diesem Vorbeiflug die Erde erreichen können.
Aber bevor New Horizons diesen Monat in den Winterschlaf versetzt wird, haben die Forscher einige wichtige Arbeiten zu erledigen. Sie werden fünf weitere KBOs mit dem LORRI-Teleskop/Imager beobachten, um mehr über deren Oberflächeneigenschaften, Satellitensystemen und Rotationsperioden zu erfahren. Diese Arbeit ist Teil einer größeren Serie von Beobachtungen, die 25 bis 35 Objekte des Kuipergürtels auf dieser erweiterten Mission von 2016 bis 2020 umfasst. Wenn Die Forscher aus nächster Nähe und aus Perspektiven, die von der Erde aus nicht möglich sind, diese KBOs beobachten, können sie wichtige Informationen für detaillierte Studien von MU69 bekommen, weil diese tausendmal näher sind als es sonst KBOs sind, die wir studieren können. Zusätzlich zu der LORRI-Abbildung dieser Objekte führen die Forscher 24-Stunden-Beobachtungen von geladenen Partikeln und der Staubumgebung des Kuipergürtels fort – sowohl vor als auch während des Winterschlafs von New Horizons.
Am 9. Dezember fand eine 2,5-minütige Triebwerkszündung statt, welche den Kurs der Raumsonde verfeinerte und die Ankunftszeit bei MU69 optimierte. Nach derzeitigem Wissensstand findet die geringste Annäherung an MU69 am 1. Jänner 2019 um 5:33 UT (6:33 MEZ) statt. Zu dieser Zeit ist die beste Sicht für die Antennen des Deep Space Network, so dass die Forscher versuchen werden, Radarwellen von der Oberfläche des MU69 für New Horizons zu reflektieren. Wenn es gelingt, wird dieses schwierige Experiment den Wissenschaftlern helfen, das Reflexionsvermögen und die Rauheit der Oberfläche von MU69 mittels Radarwellen zu bestimmen – etwas das erfolgreich zur Untersuchung von Asteroiden, Kometen, Planetensatelliten, einigen Planeten und auch Pluto verwendet wurde, die von New Horizons auf dem Weg durch das Sonnensystem schon beobachtet wurden.
Die Beobachtung von Pluto stellte einen Rekord für das fernste Objekt dar, das je mit Radar untersucht wurde. Sie übertraf den bis dahin geltenden Rekord um 300 Prozent. Wenn das Radarexperiment erfolgreich auf den viel kleineren MU69 angewendet wird (der vielleicht 30 km Durchmesser hat – klein im Vergleich zu Plutos fast 2.400 Kilometern Durchmesser), dann werden die Forscher ihren eigenen Rekord brechen.
Seit New Horizons im Winterschlaf ist, benötigt die Sonde weniger Aufmerksamkeit von der Missionskontrolle als wenn sie im aktiven Betrieb ist. Dies wird es dem Mission-Team ermöglichen, sich voll auf die Planung der detaillierten Sequenzen zu konzentrieren, die New Horizons Aufschluss darüber geben werden, wie jede wissenschaftliche Beobachtung von MU69 während seines nahen Vorübergangs in den Tagen um den 1. Jänner 2019 gemacht werden kann.
Das kommende Jahr wird auch viele Beobachtungen anderer KBOs, Untersuchungen der Heliospähre mit den Staub- und Plasma-Instrumenten SDC, PEPSSI und SWAP und dem Ultraviolett-Spektrometer Alice, sowie die gesamte verbleibende Planung für den Vorbeiflug an MU69 beinhalten.
Die Operationen für den Vorbeiflug an MU69 werden mit ferner Navigations-Bildgebung beginnen, die dazu beitragen soll, das Ziel möglichst genau zu erreichen. Diese Arbeiten werden Ende August oder Anfang September beginnen und bis zum 48-stündigen Vorbeiflug fortgesetzt. Das Navigationsteam bei KINETX Aerospace und dem JPL werden diese Navigationsbilder verwenden, um die Triebwerkszündungen zu berechnen, damit der Kurs Richtung MU69 noch verfeinert wird, damit der KBO im Abstand von 3.500 Kilometern passiert werden kann. Dies ist dreimal so nahe wie bei Pluto, was zu spektakulären MU69-Bildern und Daten beitragen wird!
Zusätzlich wird in den letzten Wochen des Jahres 2018 nach Monden oder Staubstrukturen um MU69 gesucht werden. Sie könnten New Horizons Schaden zufügen, wenn die Sonde mit mehr als 50.000 Stundenkilometern vorbei saust und mit ihnen kollidieren würde. Wenn Gefahrenquellen gefunden werden, welche die Raumsonde bedrohen könnten, wird das Triebwerk gezündet, um den Kurs zu ändern und den Abstand zu MU69 auf rund 10.000 Kilometern zu vergrößern, der sicherer sein sollte.
10. Dezember 2017/SP
Verein Kuffner-Sternwarte