Neue Hinweise für die Existenz von Planet Neun
Seit 2006 häufen sich Hinweise auf einen möglichen weiteren Planeten im äußersten Sonnensystem.
Dieses hypothetische Objekt, genannt „Planet 9“, soll in einer mittleren Entfernung von 700 AE unsere Sonne umkreisen und aus zehn Erdmassen bestehen. Seit dieser Zeit wurden mehrere Studien erstellt, die entweder die Existenz von Planet 9 unterstützen oder bezweifeln.
Während einige Forscher meinen, dass die Umlaufbahnen bestimmter Trans-Neptun-Objekte (TNOs) ein Beweise für Planet 9 seien, argumentieren andere, dass diese Studien an einer Beobachtungs-Verzerrung leiden.
Die neueste Studie von Astronomen die an der Universität Complutense Madrid (UCM) tätig sind, bietet eine neue Perspektive, welche die Debatte beenden könnte. Mit einer neuen Technik, die sich auf extreme TNOs (ETNOs) konzentriert, glauben sie, dass der Fall „Planet 9“ aufgeklärt werden kann.
Extreme Trans-Neptun-Objekte sind diejenigen, die unsere Sonne bei einer mittleren Entfernung von mindestens 150 AE umkreisen und daher niemals die Umlaufbahn Neptuns kreuzen können.
Wie die UCM-Mannschaft in ihrer Studie zeigt, die vor kurzem in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society erschien, können die Abstände zwischen den ETNOs-Knoten und der Sonne den Weg zu Planet 9 zeigen.
Diese Knoten sind jene beiden Punkte, an denen die Umlaufbahn eines Himmelskörpers die Ebene des Sonnensystems überquert. Bei diesen Knoten sind die Chancen, mit anderen Objekten des Sonnensystems zu interagieren am größten, und daher könnten ETNOs da am ehesten eine drastische Veränderung ihrer Umlaufbahn (oder eine Kollision) erfahren.
Durch Messen wo sich diese Knoten befinden, glaubt das Team sagen zu können, ob die ETNOs von einem anderen Objekt in diesem Areal gestört werden.
Carlos de la Fuente Marcos, einer der Autoren der Studie, erklärte in einem Interview mit The Information and Scientific News Service (SINC):
„Wenn es nichts gibt, was sie stört, sollten die Knoten dieser ETNOs gleichmäßig verteilt sein, da es nichts für sie zu vermeiden gibt. Aber wenn es einen oder mehrere Störer gibt, können zwei Situationen auftreten. Eine Möglichkeit wäre, dass die ETNOs stabil sind. In diesem Fall würden sie dazu neigen, ihre Knoten weiter weg von dem Weg der möglichen Störer zu haben. Aber wenn sie instabil sind, würden sie sich wie Kometen verhalten, die mit dem Jupiter interagieren. Das heißt, sie würden dazu tendieren, einen der Knoten in der Nähe der Umlaufbahn des hypothetischen Störers zu haben“.
Im Interesse ihrer Forschung führten Carlos und Raul de la Fuente Marcos Berechnungen und Datenauswertungen durch, um die Knoten von 28 ETNOs und 24 extremen Zentauren zu analysieren (welche die Sonne in einer mittleren Entfernung von mehr als 150 AE umkreisen).
Was sie bemerkten war, dass sich diese beiden Populationen in gewissen Abständen von der Sonne gruppierten. Ferner bemerkten sie auch eine Korrelation zwischen den Positionen der Knoten und der Bahnneigung der Objekte.
Das letztere war unerwartet und führte zu dem Schluss, dass die Umlaufbahnen dieser Populationen von der Anwesenheit eines anderen Objekts beeinflusst werden – etwa in der gleichen Weise, wie die Umlaufbahnen von Kometen unseres Sonnensystems von Jupiter beeinflusst werden.
De la Fuente Marcos betonte: „Angenommen, dass die ETNOs dynamisch ähnlich interagieren wie die Kometen mit Jupiter, dann könnten die Ergebnisse als Zeichen des Vorhandenseins eines Planeten interpretiert werden, der mit den ETNOs in einer Distanz von 300 bis 400 AE aktiv interagiert.
„Wir glauben, dass das was wir hier sehen, nicht auf das Vorhandensein einer Beobachtungs-Verzerrung zurückgeführt werden kann“.
Durch die Betrachtung der Knotenabstände von ETNOs, die von der Größe und Form ihrer Umlaufbahnen abhängen, liefert diese jüngste Studie den ersten Hinweis für die Existenz von Planet 9, der relativ frei von diesen Verzerrungen ist.
Derzeit sind nur 28 ETNOs bekannt, aber die Autoren sind zuversichtlich, dass die Entdeckung von weiteren ETNOs – und die Analyse ihrer Knoten – diese Beobachtungen bestätigen und dass man damit die Umlaufbahn von Planet 9 weiter einengen kann.
Darüber hinaus präsentierten die Astronomen einige Gedanken über jüngste Arbeiten, welche die mögliche Existenz eines Planeten 10 vorgeschlagen haben.
Während ihre Studie die Existenz eines Objekts von der Größe des Mars nicht berücksichtigt, der für eine beobachtbare „Verwerfung“ im Kuiper-Gürtel verantwortlich sein soll, erkennen sie an, dass es einen überzeugenden Hinweis gibt, dass ein solcher Planeten-Körper vorhanden ist.
De la Fuente Marcos sagte: „Angesichts der gegenwärtigen Definition eines Planeten, muss dieses andere geheimnisvolle Objekt nicht unbedingt ein richtiger Planet sein, auch wenn er eine Größe ähnlich der Erde hat. Er könnte von riesigen Asteroiden oder Zwergplaneten umgeben sein. Auf jeden Fall sind wir überzeugt, dass Volk und Malhotras Arbeit einen soliden Hinweis für die Anwesenheit eines massiven Objekts jenseits der sogenannten Kuiper-Klippe liefert, dem äußeren Rand des trans-neptunischen Gürtels, der bei etwa 50 AE Entfernung von der Sonne ist. Wir hoffen bald eine neue Studie vorstellen zu können, die auch seine Existenz unterstützt.“
20. Juli 2017/SP
Verein Kuffner-Sternwarte