Neptuns Reise während der Zeit der frühen Planetenbildung war „glatt und ruhig“
Es wurde eine große Entdeckung über die Entstehung von eisigen Objekten im Kuipergürtel gemacht, die einen einzigartigen Beweis dahingehend enthüllte, dass die Bewegung von Neptun während der frühen Planetenbildung eine „glatte und ruhige“ Reise war.
Dr. Wes Fraser von der Queen´s University in Belfast führte ein internationales Forschungsprojekt mit Namen „Colours of the Outer Solar System Origins Survey“ (Col-OSSOS) durch, welches Daten sammelte vom Gemini North Telescope und dem Kanada-France-Hawaii Telescope (CFHT). Beide befinden sich am Mauna Kea auf Hawaii. Durch die gleichzeitige Nutzung von zwei Weltklasse-Teleskopen gelang dem Team um Fraser eine einzigartige Forschungsarbeit.
Die Studie konzentrierte sich auf den Kuipergürtel – einer Region jenseits des Gasriesen Neptun. In dieser Zone gibt es mehr als 1.700 bekannte eisige Objekte, Reste aus dem frühen Sonnensystem. Normalerweise sind Objekte die in dieser Region entstanden sind rötlich.
Doch während seiner Recherche identifizierte Dr. Fraser eine kleine Anzahl von ungewöhnlichen Objekten, die erstaunlicherweise blau sind und als Doppelobjekte einander umkreisen, so wie der Mond die Erde umkreist.
Die Astronomen dachten immer, dass diese Objekte im Herzen des Kuipergürtels geformt wurden, aber die Ergebnisse von Dr. Fraser, die in Nature-Astronomy veröffentlicht wurden, deuten darauf hin, dass die blauen Doppelobjekte tatsächlich in einer Region geformt wurden, die weit näher an der Sonne liegt und von wo sie vor einigen Milliarden Jahren durch den Einfluss von Neptuns Schwerkraft auf ihre aktuellen Umlaufbahnen in den fernen Kuipergürtel geschleudert wurden.
Dr. Frasers Forschung zeigt, dass, als sich Neptun von 20 AE auf seinen gegenwärtigen Standort bei 30 AE hin bewegte, dies eine sehr langsame und ruhige Bewegung war, da die zerbrechlichen und lose zusammen hängenden Doppelkörper in eine ähnliche Entfernung gewandert sind, wo sie sich derzeit befinden, ohne dass sie dabei in zwei getrennte Einzelobjekte auseinandergerissen wurden.
In der Diskussion über die Bedeutung dieser Erkenntnisse sagte Dr. Fraser: „Diese Forschungsarbeit hat das Fenster zu neuen Aspekten des Verständnisses über die frühen Stadien des Planetenwachstums eröffnet. Wir haben jetzt eine solide Vorstellung, wie und wo diese blauen Doppelkörper entstanden sind. Es gab einige Hinweise, wie Neptun sich nach außen bis zu einer Entfernung von 30 AE bewegte. Unsere Hypothese darüber, wie diese blauen Doppelkörper dort hin kamen wo sie sind, erfordert, dass Neptuns Migration eine weitgehend reibungslose und ruhige Bewegung war.“
„Dieses neuartige Programm nutzt zwei Weltklasse-Teleskope: das Gemini-North und das Canada-France-Hawaii-Telescope gleichzeitig. Dabei können wir umfangreiche spektrale Informationen über ultraviolette, optische und nah-infrarote Wellenlängen sammeln. Ohne dieses Programm und der beteiligten Partner wäre dieser große Forschungsdurchbruch nicht möglich gewesen.“
Meg Schwamb, Astronomin am Gemini-Observatorium, kommentierte: „In enger Zusammenarbeit haben Geminni North und Canada-France-Hawaii-Telescope ihre Bewegungen koordiniert, um die Col-OSSOS Kuipergürtel-Objekte fast zur gleichen Zeit zu beobachten.“
„Diese gleichzeitigen Beobachtungen auf dem Mauna Kea erlaubten uns, das Licht von derselben Seite des jeweiligen Kuipergürtel-Objekts zu messen, eines der größten Herausforderungen beim Studium von Objekten die sich drehen.“
Todd Burdullis, QSO-Operations-Spezialist beim CFHT, der zur Koordinierung der Beobachtungen beigetragen hat, kommentierte: „Es war eine Herausforderung, die gleichzeitige Beobachtung mit dem Gemini-Observatorium möglich zu machen, aber um den Weg zu ebnen für ein besseres Verständnis über die Ursprünge dieser blauen Doppelkörper war es notwendig.
„Im Tandem beobachteten beide Observatorien in allen Farben das äußere Sonnensystem für das Col-OSSOS Team.“
8. April 2017/SP
Verein Kuffner-Sternwarte