Zwei neue Discovery-Missionen von der NASA genehmigt
Alle paar Jahre nimmt die NASA rund 450 Millionen Dollar in die Hand, um das Sonnensystem zu erkunden. Am Mittwoch, den 4. Jänner 2017, kündigte die Weltraumbehörde jedoch nicht eine, sondern gleich zwei Raumsonden an, die aus einer Reihe von fünf Finalisten ausgewählt wurden.
Eine Sonde mit Namen Psyche besucht den gleichnamigen Asteroiden 16 Psyche, welcher vermutlich der Kern eines toten Planeten ist, der vor Milliarden von Jahren fast vollständig zerstört wurde.
Eine zweite Sonde mit Namen Lucy wird zum Jupiter fliegen um seine Schwärme mysteriöser, Burgunder farbiger Asteroiden zu untersuchen, die in den in Lagrange-Punkte 4 und 5 des Planeten Jupiter ihre Bahnen haben.
Mission Psyche:
Im März 1852 entdeckte der italienische Astronom Annibale de Gasparis einen Asteroiden, der zwischen Mars und Jupiter die Sonne umkreist. Es war einer von mehreren Asteroiden, die er zu seinen Lebzeiten finden würde. Er gab ihm den Namen Psyche, nach dem griechischen Wort für Seele.
Viele Jahrzehnte später hat der Name eine neue Bedeutung bekommen, da die Wissenschaftler glauben, dass Psyche, eines der größeren Objekte im Asteroiden-Gürtel, der freigelegte Kern eines früheren Planeten ist; sozusagen die Seele eines Himmelskörpers. Vergangene Woche entschied die NASA, eine gleichnamige Robotermission zum Asteroiden Psyche zu finanzieren, deren Start für das Jahr 2023 geplant ist.
Erstmals startet eine Mission zu einem metallischen Asteroiden, einem extrem seltenen Objekt in unserem Sonnensystem. Ähnliche NASA-Missionen hatten nur steinige oder eisige Welten und Planeten – außer Gasriesen wie Jupiter und Saturn – und andere Asteroiden wie Vesta und Ceres besucht.
Wissenschaftler glauben, dass Psyche einst die Größe des Mars hatte, aber vor Milliarden von Jahren durch eine Reihe von Kollisionen seiner äußeren Gesteinsschichten beraubt wurde. Was blieb, ist eine Welt von 250 Kilometern Größe die überwiegend aus Nickel und Eisen besteht.
„Durch den Besuch von Psyche können wir buchstäblich einen Planetenkern besichtigen. Es ist dies der einzige Weg, den die Menschheit jemals haben wird“, sagte Lindy Elkins-Tanton, Leiterin der Psyche-Mission. „Es sind 2 880 Kilometer bis zum Erdkern und das Tiefste was die Menschen jemals zu bohren geschafft haben, waren 12 Kilometer.
Psyche ist der einzige bekannte runde Metallkörper im Sonnensystem. Die Psyche-Mission, die von Forschern der Arizona State University geleitet wird, startet 2023 und wird 2030 ihren Namensgeber erreichen. Mehr als 20 Monate wird die Raumsonde Daten über Zusammensetzung und Topographie von Psyche sammeln und, wie es für Robotermissionen heute üblich ist, mit Daten und Bildern zur Erde zurückkehren. Die Forscher hoffen, dass Psyche ihnen helfen wird, die Planetenbildung besser zu verstehen und dadurch mehr über den eisernen Kern unserer Erde zu erfahren.
Ein dreidimensionales Modell des Asteroiden 16 Psyche
Mission Lucy
Diese Mission wurde nach Lucy, dem legendären rund 3,2 Millionen Jahre alten Hominiden-Skelett benannt, weil diese Sonde zur Erforschung von „Fossilien der Planetenbildung“ eingesetzt werden wird.
Jupiter ist nicht nur der größte und massivste Planet unseres Sonnensystems, sondern auch ein Verkehrspolizist für Asteroiden, die durch den Weltraum wandern. Aber rund 60 Grad vor und hinter Jupiter in den Lagrange-Punkten L4 und L5 gibt es einen mysteriösen Stau: Zwei Schwärme von trojanischen Asteroiden, die dem Planeten folgen oder ihm voraus eilen.
Die Forscher wissen wenig über die Jupiter-Trojaner, außer ihrer Farbe (ein dunkles rot wie Burgunderwein) und die Tatsache, dass sie fast so alt wie die Sonne sind; bildlich gesprochen „Fossilien des Sonnensystems“. "Wir wissen sehr wenig über diese Objekte" sagte Jim Green, Leiter der Abteilung Planetenwissenschaften in einem NASA-Video. "Es können Asteroiden, Kometen oder sogar Kuiper-Belt-Objekte sein."
Die 11-jährige Mission startet im Jahr 2021 unter der Leitung von Harold Levison, einem Wissenschaftler am Southwest Research Institute. Die Sonde wird insgesamt sechs Trojaner besuchen. Im Jahr 2027 wird sie ihre ersten Ziele erreichen, vier Trojaner in L4, dann in die Nähe der Erde zurückkehren und anschließend in L5 die letzten beiden Trojaner besuchen.
Die Ziele sind in L4: 3548 Eurybates, 15094 Polymele, 11351 Leucus und 21900 Orus. In L5 der Doppeltrojaner 617 Patroklus-Menoetius.
Lucy wird beim Flug durch den Asteroiden-Gürtel auch den Asteroiden 52246 Donaldjohanson besuchen, der nach dem Entdecker des Fossils Lucy benannt wurde.
7. Jänner 2017/SP
Verein Kuffner-Sternwarte