Eine überraschende Methanol-Entdeckung zeigt, wie sich die Dampfwolken auf dem Saturnmond Enceladus entwickeln
Eine zufällige Entdeckung des organischen Moleküls Methanol auf einem faszinierenden Mond Saturns deutet darauf hin, dass Material, das von Enceladus ausgespien wird, eine komplexe chemische Reise hinter sich hat, ehe es in den Weltraum entweicht. Dies ist das erste Mal, dass ein Molekül von Enceladus mit einem bodengestützten Teleskop entdeckt wurde. Dr. Emily Drabek-Maunder von der Universität Cardiff präsentierte die Ergebnisse am Dienstag den 4. Juli beim National Astronomy Meeting der Universität von Hull.
Enceladus` Dampfwolken stammen vermutlich aus einem unterirdischen Wasserozean, die durch Risse in der eisigen Oberfläche des Mondes entweichen. Letztendlich füttern diese Dampfwolken den zweiten äußeren Ring des Saturn, den E-Ring.
Drabek-Maunder sagte: “Die jüngsten Entdeckungen, dass eisige Monde in unserem äußeren Sonnensystem Ozeane aus flüssigem Wasser mit Zutaten für das Leben haben könnten, haben spannende Möglichkeiten für deren Bewohnbarkeit eröffnet. Aber in diesem Fall deuten unsere Ergebnisse eher darauf hin, dass sich das Methanol durch chemische Reaktionen weiterentwickelt hat, als es mit der Dampfwolke in den Weltraum ausgestoßen wurde. Daher ist es unwahrscheinlich, dass es ein Hinweis auf Leben auf Enceladus ist.“
Bei früheren Studien über Enceladus war die Raumsonde Cassini involviert, welche Moleküle wie Methanol beim Fliegen durch die Dampfwolken entdeckt hat. Jüngste Arbeiten haben ähnliche Mengen an Methanol auch in den Ozeanen der Erde gefunden.
In der aktuellen Studie entdeckten Dr. Jane Greaves von der Universität Cardiff und Dr. Helen Fraser von der Open University die helle Methanol-Signatur mit dem IRAM-30-Meter-Radioteleskop in der spanischen Sierra Nevada.
„Diese Beobachtung war sehr überraschend, da es nicht das Hauptmolekül war, das wir ursprünglich in Enceladus` Dampfwolken gesucht haben“, sagte Greaves.
Das Team glaubt, dass die unerwartet große Menge an Methanol zwei mögliche Ursprünge haben könnte: Entweder ist eine von Enceladus ausgehende Dampfwolke von Saturns Magnetfeld eingefangen worden, oder Gas hat sich weiter in den E-Ring von Saturn hinein verbreitet. In beiden Fällen hat sich die Menge an Methanol, im Vergleich zu den Entdeckungen in den Dampfwolken, erheblich vergrößert.
Teammitglied Dr. Dave Clements vom Imperial College weist darauf hin, dass Beobachtungen nicht immer unkompliziert sind. Um die Ergebnisse zu interpretieren, brauchten wir eine Fülle von Informationen, die uns Cassini über die Umgebung von Enceladus gab. Diese Studie deutet darauf hin, dass ein gewisses Maß an Vorsicht getroffen werden muss, wenn man über die Anwesenheit von Molekülen berichtet, die als Beweis für vorhandenes Leben interpretiert werden könnten.
Cassini wird seine Reise im Herbst dieses Jahres beenden und Fernbeobachtungen durch bodengestützte und durch Weltraumteleskope bleiben dann die einzige Möglichkeit zur Erkundung von Saturn und seinen Monden – zumindest derzeit.
Drabek-Maunder fügte hinzu: „Dieses Ergebnis zeigt, dass die Entdeckung von Molekülen bei Enceladus mit bodengestützten Teleskopen möglich ist. Um jedoch die komplexe Chemie in diesen unterirdischen Ozeanen zu verstehen, brauchen wir weitere direkte Beobachtungen durch Raumsonden, die durch Enceladus Dampfwolken fliegen.“
5. Juli 2017/SP
Verein Kuffner-Sternwarte