Marsmond Phobos bei verschiedenen Wellenlängen untersucht
Die am längsten dienende Marsmission der NASA hat einen ersten Blick auf Phobos mittels Infraroten Wellenlängen geworfen und tiefere Erkenntnisse über diesen Mond gewonnen.
Die Thermal Emission Imaging System (THEMIS) Kamera auf NASAs Mars Odyssey Orbiter beobachtete Phobos am 29. September 2017. Projektleiter von THEMIS, Philip Christensen und THEMIS Missions-Planer Jonathon Hill von ASUs School of Earth and Space Exploration, kombinierten sichtbare Wellenlängen und Infrarot-Daten, um ein farblich kodiertes Bild von den Oberflächentemperaturen des Mondes zu erzeugen, welche für einen potenziellen künftigen bemannten Missions-Außenposten von Nutzen wären.
„Obwohl THEMIS seit 16 Jahren den Mars umkreist, war dies das erste Mal, dass wir die Raumsonde umdrehen konnten damit sie auf Phobos schauen konnte“, sagte Hill. „Diese Halbmondansicht von Phobos wurde gewählt, weil sie uns erlaubte, eine breite Palette von Temperaturen auf der Oberfläche zu betrachten.“
Der Blick quer über das Bild von links nach rechts präsentiert eine Abfolge der Tageszeiten auf dem Marsmond, von knapp vor der Morgendämmerung bis zum Sonnenaufgang. Dies gibt Auskunft darüber, wie schnell sich der Boden erwärmt, was mit der Beschaffenheit der Oberfläche zusammenhängt. Wie barfüßige Strand-Spaziergänger bestätigen können, erwärmt sich Sand schneller und kühlt auch schneller aus als größere Gesteinsbrocken.
„Die Beobachtung des Areals vor der Morgendämmerung ist interessant, weil alle Erwärmung aus dem Vortag da ihr Minimum erreicht“, sagte die stellvertretende Projektleiterin von THEMIS, Victoria Hamilton vom Southwest Research Institute. „Wenn man ein Areal vor Sonnenaufgang bis zur Morgendämmerung beobachtet, bekommt man das Wärmeverhalten zu sehen. Wenn sich das Areal sehr schnell erwärmt, ist es wahrscheinlich staubig und nicht felsig.
Phobos hat eine längliche Form mit einem mittleren Durchmesser von etwa 22 Kilometern. Kameras auf anderen Mars-Orbitern haben zuvor schon Bilder mit höherer Auflösung von Phobos gemacht, aber keiner machte Infrarot-Beobachtungen wie dies mit THEMIS gemacht wurde. Beobachtungen bei mehreren Bändern von thermisch-infraroten Wellenlängen können Informationen über die mineralische Zusammensetzung der Oberfläche und auch über die Oberflächenstruktur liefern.
Eine große Frage ist, ob Phobos und ob Mars` kleinerer Mond, Deimos, einst Asteroiden waren oder vom Mars weg geschleuderte Trümmer sind, die der Planet wieder eingefangen hat. Informationen von THEMIS könnten dazu beitragen, ihren wahren Ursprung festzustellen.
Seit Odyssey im Jahr 2001 begann, den Roten Planeten zu umkreisen, hat THEMIS Informationen über die Zusammensetzung und die thermischen Eigenschaften vom Mars gesammelt, aber nie einen der beiden Marsmonde abgebildet. Am 29. September waren die Beobachtungen über den Mars abgeschlossen und die Raumsonde widmet sich jetzt in den kommenden Monaten Beobachtungen von Phobos und Deimos.
Im normalen Betriebsmodus hält Odyssey die THEMIS-Kamera beim Umkreisen des Planeten gerade nach unten. Im Jahr 2014 hat das Raumsonden-Team von Lockheed Martin, das JPL und das THEMIS-Team bei ASU ein Verfahren entwickelt, um die Raumsonde für die aufwärts gerichtete Bildgebung zu drehen, damit sie den Kometen Siding Spring, der am Mars vorbeiflog, fotografieren konnte. Diese Verfahren wurde von den Teams dann für die Abbildung der Marsmonde adaptiert.
„Wir haben jetzt die Möglichkeit, die Raumsonde für die THEMIS-Beobachtungen zu drehen“, sagte Odyssey Projektwissenschaftler Jeffrey Plaut vom JPL. „Es gibt ein gesteigertes Interesse an Phobos wegen der Möglichkeit, dass zukünftige Astronauten den Mond vielleicht als Vorposten nutzen könnten.“
Es ist geplant, in den nächsten Monaten Phobos und Deimos bei verschiedenen Beleuchtungsphasen abzubilden.
10. Oktober 2017/SP
Verein Kuffner-Sternwarte