Flaute in der Bombardement-Geschichte des Mars
Diese Ruhe vor dem Sturm unterstützt die „Late Heavy Bombardement-Theorie“.
In den frühesten Tagen der Geschichte unseres Sonnensystems haben Kollisionen zwischen astronomischen Objekten die Planeten geprägt und den Verlauf ihrer Entwicklung verändert. Beim Studium der frühen Bombardement-Geschichte des Mars haben Wissenschaftler vom Southwest Research Institute (SwRI) und der Universität von Arizona eine 400 Millionen Jahre dauernde Flaute von großen Einschlägen in der frühen Geschichte des Mars entdeckt.
Diese Entdeckung wird in der neuesten Ausgabe von Nature Geoscience mit einem Artikel unter dem Titel „A post-accretionary lull in large impacts on early Mars“ veröffentlicht. Dr. Bill Bottke vom SwRI ist der leitende Autor des Artikels und Dr. Jeff Andrews-Hanna vom Lunar und Planetary Laboratory an der Universität von Arizona ist der Co-Autor.
„Die neuen Ergebnisse zeigen, dass die Bombardement-Geschichte des Mars parallel zu den Bombardement-Historien zu verlaufen scheint, die wir vom Mond, Asteroidengürtel und dem Planeten Merkur kennen“, sagte Bottke. „Wir beziehen uns auf die Periode der späteren Einschläge, dem „Late Heavy Bombardement“. Die neuen Resultate geben dieser etwas umstrittenen Theorie eine gewisse Glaubwürdigkeit. Die Flaute selbst ist eine wichtige Periode in der Entwicklungsgeschichte des Mars und der anderen Planeten. Wir bezeichnen diese Flaute als „Die Windstille“.
Das „Early Impact Bombardement“ am Mars ist mit der Bombardierungs-Geschichte des inneren Sonnensystems als Ganzes verknüpft. Borealis, das größte und älteste Becken auf dem Mars, ist rund 9.500 Kilometer groß und bedeckt den größten Teil von der Nordhalbkugel des Planeten. Neue Analysen ergaben, dass der Rand von Borealis nur von einem späteren Krater, Isidis, freigelegt wurde. Dies setzt starke statistische Grenzen für die Anzahl großer Becken, die sich auf dem Mars nach Borealis gebildet haben könnten. Darüber hinaus sind die Erhaltungszustände der vier jüngsten großen Becken – Hellas, Isidis, Argyre und das jüngst ausgegrabene Utopia – auffallend ähnlich. Die ähnlichen Erhaltungszustände von Borealis und den jüngeren Kratern deuten darauf hin, dass alle dazwischen entstandenen Becken gleichermaßen erhalten sein sollten. Keine anderen Impaktkrater bestehen diesen Test.
„Frühere Studien schätzten das Alter von Hellas, Isidis und Argyre auf 3,8 bis 4,1 Milliarden Jahre“, sagte Bottke, Wir sind aber der Meinung, dass das Zeitalter von Borealis aus den auf der Erde gefundenen Impakt-Fragmenten vom Mars abgeleitet werden kann. Diese Marsmeteoriten zeigen, dass Borealis beinahe 4,5 Milliarden Jahre alt ist – fast so alt wie der Planet selbst.“
Die neuen Ergebnisse zeigen eine überraschende Bombardement-Geschichte für den roten Planeten. Ein riesiger Einschlag formte das nördliche Tiefland vor 4,5 Milliarden Jahren, der eine 400 Millionen Jahre dauernden Flaute folgte. Eine weitere Periode des Bombardements erzeugte riesige Impaktkrater vor 4,1 und 3,8 Milliarden Jahren. Das Alter der Impaktkrater ergibt zwei getrennte Populationen von Objekten, die auf dem Mars aufschlugen. Die erste Welle von Einschlägen war mit der Bildung der inneren Planeten assoziiert, gefolgt von einer zweiten Welle von Einschlägen, welche die Marsoberfläche viel später bombardierte.
29. April 2017/SP
Verein Kuffner-Sternwarte