Ein interstellarer Besucher im Sonnensystem?
Die Teleskope spürten ihn erst vor einem Monat auf, aber er ist vermutlich schon seit Millionen von Jahren durch den interstellaren Raum unterwegs.
Seit Jahrhunderten haben Himmelsbeobachter das Kommen und Gehen tausender Kometen aufgezeichnet. Jeder von ihnen kam von irgendwo aus unserem eigenen Sonnensystem, entweder aus dem Kuipergürtel jenseits von Neptun, oder von der sehr weit entfernten Oortschen Wolke am Rande unseres Sonnensystems.
Aber das Objekt, welches vor nur einem Monat von Beobachtern mit dem PanSTARRS 1 – Teleskop auf dem Haleakala auf Maui entdeckt wurde, hat eine extreme Umlaufbahn – eine hyperbolische Flugbahn, die offenbar nicht an die Sonne gebunden ist. Vorläufige Ergebnisse, die vor kurzem vom Minor Planet Center (MPC) veröffentlicht wurden, lassen darauf schließen, dass die Forscher einen Kometen beobachten, der einem anderen Stern entkommen ist.
„Wenn weitere Beobachtungen die ungewöhnliche Natur dieser Umlaufbahn bestätigen“, bemerkte Gareth Williams, der stellvertretende Direktor des MPC, „könnte dieses Objekt der erste eindeutige Fall eines interstellaren Kometen sein“.
Das zunächst als Komet bezeichnete Objekt C/2017 U1 PanSTARRS war nur 16½ mag hell, als er am 25. September entdeckt wurde, nachdem er 16 Tage zuvor bis auf 37.600.000 Kilometern an die Sonne heran flog. Eine so nahe Annäherung an die sengende Hitze der Sonne würde normalerweise den Untergang für einen kleinen Kometen bedeuten. Basierend auf seiner scheinbaren Helligkeit, hat Dynamist Bill Gray berechnet, dass das Objekt einen Durchmesser von etwa 160 Metern hat, wenn seine Oberflächenreflexion (Albedo) 10 % ist. „Er flog sehr schnell an der Sonne vorbei und hat vermutlich nicht genug Zeit gehabt um auseinander zu brechen,“ bemerkte Gray.
Bis die weitere Natur des Objekts geklärt ist - es könnte sich auch um einen Asteroiden handeln - und der Ursprung muss durch weitere Messungen bestimmt werden, wurde die Bezeichnung auf A/2017 U1 geändert.
A/2017 U1 fliegt nun aus dem Sonnensystem hinaus um nie wieder zurückzukehren. Am 14. Oktober hatte es mit 24.000.000 Kilometern die geringste Entfernung zur Erde und Astronomen verfolgten es weltweit mit ihren Teleskopen in der Hoffnung, seine wahre Natur zu erkennen – vor allem, ob es irgendeine ähnliche Aktivität zeigt wie „unsere“ Kometen. Was A/2017 U1 als interstellaren Besucher kennzeichnet ist seine sehr hohe Bahnneigung von 122° in Bezug zur Umlaufbahn der Erde, aber vor allem seine extrem hyperbolische Exzentrizität von 1.19.
Der einzige andere Komet, der vielleicht einen interstellaren Ursprung hatte, war Komet Bowell (C/1980 E1), der eine Exzentrizität nahe 1,05 aufwies. Allerdings bemerkte S & T Senior Redakteur Roger Sinnott, „Komet Bowell war auf dem Weg ins innere Sonnensystem anscheinend nicht hyperbolisch, sondern nur beim Verlassen des inneren Sonnensystems.
Laut Gray scheint A/2017 U1 aus der Richtung des Sternbildes Leier gekommen zu sein, ungefähr bei Rektaszension 18h 50m, Deklination +35°13', relativ nahe am Hauptstern in der Leier, Vega. Aber sein genauer Pfad kann bis jetzt noch mit keinem Stern in Verbindung gebracht werden.
A/2017 U1 trat in unser Sonnensystem mit einer Geschwindigkeit von 26 Kilometern pro Sekunde ein. Mit dieser Geschwindigkeit würde er in 10 Millionen Jahren 1.400.000.000.000.000 zurücklegen – fast 150 Lichtjahre.
27. Oktober 2017/SP
Verein Kuffner-Sternwarte