Die Reise ihres Lebens: Raumsonde New Horizons feiert zehnjähriges Jubiläum seit dem Start
Am 19 Jänner vor zehn Jahren wurde einer der großen Roboterforscher unserer Zeit – NASAs Raumsonde New Horizons – von Floridas Küste aus in den Himmel geschossen.
Die kleine Sonde – sie wog beim Start knapp 500 kg - beschleunigte nach dem Start von der Erde ihre Reisegeschwindigkeit schneller als jedes andere Raumfahrzeug, die dann nach einem 9½ Jahre dauernden Flug und rund 4,8 Milliarden Kilometern im vergangenen Sommer in ihrem ersten historischen Erkundungsflug von Pluto und seinen Monden gipfelte.
„Mit diesem Vorbeiflug von New Horizons am Plutosystem ging ein lang gehegtes Ziel der wissenschaftlichen Gemeinschaft in Erfüllung, alle zu Beginn des Weltraumzeitalters bekannten Planeten zu erforschen“ sagte Alan Stern, der Projektleiter von New Horizons. „Und das alles nahm seinen Anfang vor vielen Jahren“. (Pluto hatte damals noch den Status eines Planeten).
Heute ist New Horizons weit hinter Pluto und sendet noch immer Daten zurück zur Erde, welche die Sonde bei ihrer Begegnung mit dem Pluto-System am 14. Juli 2015 gewonnen hatte. Und der detaillierte Blick auf diese fernen Welten an der planetaren Grenze des Sonnensystems erstaunt Wissenschaftler und Öffentlichkeit gleichermaßen.
New Horizons startete genau um 02:00 Ost an Bord einer Lockheed Martin Atlas V Trägerrakete, die speziell mit der dritten Stufe einer Boeing ausgestattet war, so dass es zum stärksten Programm der NASA in diesem Jahrhundert wurde und die Sonde mit einer Geschwindigkeit von rund 56 000 km pro Stunde von der Erde abheben konnte. Der schnellste Abflug eines Raumfahrzeugs bis jetzt.
Nur 13 Monate später flog New Horizons an Jupiter vorbei und hat durch dessen Schwerkraft weitere 13 400 km pro Stunde an Geschwindigkeit zugenommen. Der Vorbeiflug gab dem Team die Möglichkeit, am Riesenplaneten und seinen größten Monden die Instrumente zu testen. Der Jupiter-Vorbeiflug war eine Mission in sich selbst und half dem Team Erfahrungen zu sammeln, die auch die erste Nahaufnahme eines Blitzes in der Nähe von Jupiters Polen enthielt und die erste Film-Sequenz eines ausbrechenden Vulkans auf dem Jupitermond Io.
Die Raumsonde wurde nach dem Jupiter-Vorbeiflug in den Kälteschlaf gebracht, setzte aber ihre Reise mit Rekordgeschwindigkeit fort. Das Raumfahrzeug verbrachte mehr als zwei Drittel seiner sieben Jahre dauernden Reise im Kälteschlaf, um das System und die Ressourcen der Raumsonde zu schonen.
„Das Missions-Betriebspersonal bekam immer die Frage:“Wie beschäftigt und motiviert man sich in diesen 9½ Jahren bis zum Eintreffen beim Pluto?“ sagte Missions Operations-Managerin Alice Bowman von der Johns Hopkins Universität. „Ich weiß kein einziges Team-Mitglied das jemals gelangweilt oder unmotiviert gewesen wäre während der langen Reise zum Pluto-System. Wir sind ein kleines Team und es gab immer eine technische Herausforderung zu meistern, zum Beispiel die Suche nach einem neuen Mond (war in den Beobachtungsplänen inkludiert) oder etwas anderes beschäftigte uns. Die Zeit verging schneller als erwartet.“
Die Annäherung an Pluto begann im Jänner 2015 mit fernen Bildern von Pluto und Charon, die das Team vor allem für die Navigation verwendete. Als New Horizons immer näher an das Pluto-System heranraste, wurde es von einem Paar kleiner weißer Punkte zu einem dynamischen System bunter Welten. Es wurde die Tür zu einem neuen Bereich des Sonnensystems geöffnet, einem Bereich der anders ist als alles was man zuvor gesehen hat.
Die amerikanische Raumfahrtgesellschaft (AAS) würdigte die Leistung der überaus erfolgreichen New Horizons-Mission und verlieh Alan Stern, dem Projektleiter der Mission, den Carl Sagan-Preis, der für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Weltraumforschung vergeben wird. Alan Stern sagte:“Ich fühle mich geehrt, diesen Preis zu erhalten und nehme ihn im Namen des gesamten New Horizons-Teams entgegen.
20. Jänner 2016/SP
Verein Kuffner-Sternwarte