Neuer „KEM“ Vorschlag würde New Horizons Post-Pluto Mission bis 2021 verlängern
Die Mission New Horizons hat unser Verständnis von Pluto und seinen Monden – nach dem allerersten Vorbeiflug im letzten Sommer – revolutioniert. Diese geheimnisvollen Welten wurden endlich aus der Nähe gesehen und diese neuen Erkenntnisse haben mehr neue Fragen aufgeworfen als alte Fragen beantwortet. Während der Fly by schon eine Weile zurück liegt, befindet sich die Raumsonde noch bei bester Gesundheit und fliegt jetzt tiefer in den Kuipergürtel hinein, der sich am äußeren Rand des Sonnensystems befindet.
Die Wissenschaftler sind begierig darauf, mit New Horizons die Erkundung dieser Region fortzusetzen und haben nun formell einen Vorschlag bei der NASA eingereicht. Diese erweiterte Mission könnte bis 2021 mindestens bei einem oder auch mehreren Kuiper-Gürtel-Objekten (KBOs) Vorbeiflüge durchführen.
Diese neue Mission wurde „KEM“ betitelt – für Kuiper-Gürtel Erweiterte Mission. Es gibt neben Pluto viele andere kleine Körper im Kuipergürtel und die Wissenschaftler der Mission New Horizons würden gerne auch einige von ihnen besuchen. Bei Pluto hat es sich gezeigt, dass er geologisch aktiver ist als erwartet worden ist, so etwas könnte auch bei einigen anderen möglich sein. Zugegebenermaßen, sie sind alle kleiner als Pluto, aber es wäre von unschätzbarem Wert wenn man in der Lage wäre, einige von ihnen mit Pluto und seinen Monden vergleichen zu können.
Der nächste nahe Vorbeiflug wäre am 1, Jänner 2019 beim KBO 2014 MU69. Dieser Fly by wurde bereits auf AmericaSpace diskutiert, aber jetzt würde er Teil eines größeren erweiterten Missionsplans sein. 2014 MU69 ist viel kleiner als Pluto, er ist nur etwa 21 bis 40 km groß (hat einen ähnliche Größe wie die beiden winzigen Monde des Mars), aber New Horizons würde dieses Objekt in nur 3000 km Entfernung passieren, das ist rund viermal näher als der Vorbeiflug an Pluto war. New Horizons hat bereits alle vier notwendigen Kurskorrekturen durchgeführt und ist nun auf dem richtigen Weg zu 2014 MU69.
Der nächste Fly by würde das Herzstück der erweiterten Mission sein, aber es gäbe auch noch andere Hauptziele einschließlich:
- Entferntere Fly by Beobachtungen an etwa 20 anderen KBOs während des Zeitraums von 2016 bis 2020. Bestimmung ihrer Formen, Satelliten-Populationen und Oberflächeneigenschaften - etwas, das keine andere Mission oder ein erdgebundenes Teleskop tun kann.
- Eine sorgfältige Suche nach Ringen um eine Vielzahl von KBOS während 2016 bis 2020.
- Einen Querschnitt der Heliosphäre im Kuiper-Gürtel bestimmen, eine nahezu kontinuierliche Messung des Plasmas durchführen und Beobachtungen von Staub und neutralen Gasen von 2016 bis 2021, wenn die Sonde die Entfernung von 50 Astronomischen Einheiten von der Sonne erreicht.
- Nach dem Fly by an 2014 MU69 im Jahr 2019 eine potenzielle astrophysikalische Kreuzfahrt in den Jahren 2020 und 2021 für die Wissenschaft durchführen; wenn dies die NASA wünscht.
2014 MU69 wurde im Jahr 2014 mit dem Hubble-Weltraumteleskop entdeckt, als Teile einer Suche nach anderen KBOs, zu denen New Horizons möglicherweise fliegen könnte. 2014 MU69 ist 500 000-mal weniger massiv als Pluto, aber 1000-mal massiver als Komet 67P, der die Raumsonde Rosetta derzeit noch umkreist. Das bedeutet, dass dieser KBO ein mittelgroßes Objekt im äußeren Sonnensystem ist mit einer Masse eher wie ein Asteroid, welcher den Forschern helfen könnte, besser den Prozess der Planeten-Akkretion im frühen Sonnensystem vor Milliarden von Jahren zu verstehen.
Der Kuiper-Gürtel ist eine große Region jenseits von Neptun die - abgesehen von Pluto - noch unerforscht ist. Nur die beiden Voyager-Sonden haben sie durchquert, aber keinen KBO aus der Nähe erforscht. New Horizons wäre in der einzigartigen Lage, diese Region so zu studieren, wie dies nie zuvor geschehen ist, wenn der neue KEM-Vorschlag akzeptiert werden sollte.
Projektleiter von New Horizon, Alan Stern, erwähnte: Der Kuiper-Gürtel ist eine ergiebige wissenschaftliche Zone. Seine Erforschung bringt wichtige Erkenntnisse über Kometen, den Ursprung der kleinen Planeten und dem Sonnensystem als Ganzes, den Sonnennebel und die staubigen, dem Kuipergürtel ähnliche Scheiben um andere Sterne, sowie über das primitive Material aus unserer eigenen Planeten-Entstehungs-Ära. Die Erforschung des Kuipergürtels und der KBOs wie 2014 MU69 durch New Horizons, würde von einem rein astronomischen Streben, wie dies heute der Fall ist, zu einer geologischen und geophysikalischen Betätigung des Kuipergürtels und der KBOs machen.
Eine starke wissenschaftliche Gemeinschaft votiert für die Erforschung des Kuipergürtels durch die Mission New Horizons. Von der NASA-eigenen äußeren Planeten Assessment Group (OPAG) und der Small Bodies Assessment Group (SBAG) wird dieses Projekt unterstützt. Im April 2014 erklärten diese beiden beratenden Ausschüsse, das SBAG und das OPAG, in ihrer Bejahung den enormen wissenschaftlichen Wert einer in-situ Erkundung dieser primitiven KBOs, da sie seit der Zeit der Entstehung von Planetesimalen im Wesentlichen unverändert geblieben sind. Die wissenschaftliche Belohnung, mit einer Raumsonde eine Begegnung mit einem primitiven KBO in unserem Leben zu haben ist realisierbar, aber nur mit New Horizons. Keine andere Mission ist zur Zeit im Bau oder in Planung um den Kuipergürtel zu erreichen.
Der Vorschlag muss nun von der NASA einer Begutachtung unterzogen werden. Eine Genehmigung ist für eine erweiterte New Horizons Mission erforderlich, weil sonst die Finanzierung endet und die Raumsonde im Dezember abgeschaltet wird. Da die Sonde noch reibungslos arbeitet, wäre es enttäuschend wenn der Vorschlag abgelehnt werden würde. Aber Alan Stern ist zuversichtlich, dass dies nicht der Fall sein wird. Laut Stern sollte die Antwort bis Juni oder Juli dieses Jahre eintreffen.
Grafik mit einigen der Attribute vom KBO 2014 MU69, an dem ein Fly by geplant ist.
21. April 2016/SP
Verein Kuffner-Sternwarte