Forscher haben möglicherweise einen Planeten entdeckt, der in einer "Todesspirale" steckt
Die Astronomen sind der Meinung, dass ein vermutlich neuer Planet, wahrscheinlich einer der jüngsten in unserer Galaxie, sich als einzigartig erweisen könnte. Aber diese Einzigartigkeit scheint ihren Preis zu haben.
Der kürzlich entdeckte sehr junge Planet mit der Bezeichnung PTFO8-8695 b umkreist einen Stern in 1 100 Lichtjahren Entfernung, aber die Nähe des „Neugeborenen“ zu seinem Mutterstern bringt es in eine gefährliche Situation. Mit einer extrem engen Umlaufbahn die nur 11 Stunden dauert, scheint dieser „heiße Jupiter“ - ein Begriff für heiße Planeten mit großen Massen und kurzen Umlaufzeiten – in einer Todesspirale gefangen zu sein.
Forscher glauben, dass PTFO8-8695 b langsam seine äußeren Schichten verliert, die durch die Gravitation des nahen Sterns im Laufe der Zeit weggerissen werden.
„Eine Handvoll bekannter Planeten sind auf ähnlich engen Bahnen, aber weil dieser Stern erst zwei Millionen Jahre alt ist, ist dies eines der extremsten Beispiele“, sagte Christopher Johns-Krull von der Rice Universität in Houston Texas.
Während der Status des Objekts als Planet noch wissenschaftlich bestätigt werden muss, deutet die relative Jugend von PTFO8-8695 b zusammen mit seinem unglücklichen Dilemma darauf hin, dass wir auf ein besonderes Objekt blicken. Wenigstens so lange bis die Forscher genaueres über PTFO8-8695 b wissen.
„Da wir seine Masse noch nicht bestimmen konnten, fehlt uns der absolute Beweis für seinen Planeten-Status. Aber unsere Beobachtungen waren sehr umfangreich, so dass wir dennoch glauben, dass es ein Planet ist“ sagte Johns-Krull. „Wir verglichen unsere Beweise mit jedem anderen Szenario das wir uns vorstellen konnten, aber die Schwere der Beweise lassen den Schluss zu, dass dies eines der jüngsten Planeten ist der je beobachtet wurde.“
Und die Liste der beobachteten Planeten wächst mit der Zeit. Wissenschaftler haben bis jetzt insgesamt 3432 Exoplaneten entdeckt. Allein im vergangenen Monat wurden von der NASA 1 284 Entdeckungen fremder neuer Welten bekannt gegeben.
Die meisten dieser Exoplaneten umkreisen Sterne mittleren Alters, die etwa im Alter unserer Sonne sind, die rund 4,5 Milliarden Jahre alt ist. Im Gegensatz dazu ist PTFO8-8695 nur etwa 2 Millionen Jahre alt, also so etwas wie ein kosmisches Baby. Junge Sterne und ihre Planeten sind ein wertvolles Forschungsobjekt für die Wissenschaftler. Aber sie sind nicht immer leicht zu studieren – oder sogar zu finden.
Laut Johns-Krull gibt es nicht viele bekannte junge Sterne die hell genug sind, um sie im Detail mit den heutigen Teleskopen beobachten zu können. Und weil junge Sterne auch relativ aktiv sind – mit starken Magnetfeldern, die häufig visuelle Ausbrüche und Trübungen erzeugen – macht es für die Forscher schwieriger genau zu beurteilen, ob sie von Planeten umkreist werden.
PTFO8-8695 b wurde im Jahr 2012 von einer internationalen Kampagne mit Namen Palomar Transit Factory entdeckt. Wenn sie ihn auch nur für kurze Zeit beobachten konnten, beraten dennoch die Forscher, wie lange genau dieser Baby (vielleicht) Planet noch existiert.
„Wir wissen nichts über das Schicksal dieses Planeten“ sagte Johns-Krull. „Er entstand vermutlich weiter entfernt vom Stern und ist auf diese Position migriert, an der er zerstört werden wird. Wir wissen, dass es bei Sternen mittleren Alters Planeten gibt, die diese auf vermutlich stabilen Bahnen eng umkreisen. Was wir nicht wissen ist, wie schnell dieser junge Planet seine Masse verlieren wird und ob er zu viel verliert um überleben zu können.
Die Ergebnisse wurden in „The Astrophysical Journal“veröffentlicht.
11. Juni 2016/SP
Verein Kuffner-Sternwarte