Bei der Jagd nach dem neunten Planeten wurden in unserem Sonnensystem extrem weit entfernte Objekte entdeckt
Im Rennen um die Entdeckung des vorgeschlagenen neunten Planeten in unserem Sonnensystem, haben Scott Sheppard und Chadwick Trujillo einige nie zuvor gesehene Objekte in extremen Entfernungen von der Sonne beobachtet. Sie haben nun ihre neuesten Entdeckungen dem Minor Planet Center der Internationalen Astronomischen Union für eine amtliche Bezeichnung vorgelegt. Ein Papier über die Entdeckungen wurde auch von „The Astronomical Journal“ akzeptiert.
Je mehr Objekte bei extremen Entfernungen gefunden werden, desto größer ist die Chance, dass die Position des neunten Planeten gefunden wird, dessen Existenz weit jenseits von Pluto Sheppard und Trujillo als erste im Jahr 2014 vorhergesagt haben. Die Platzierung und die Umlaufbahnen von den kleinen, sogenannten extremen transneptunischen Objekten könnten helfen, die Größe und Entfernung des vorhergesagten neunten Planeten einzuengen, weil seine Schwerkraft die Bewegungen der kleineren Objekte, die sich weit jenseits der Neptunbahn befinden, beeinflusst.
Im Jahr 2014 kündigten Sheppard und Trujillo die Entdeckung von 2012 Vp113 an, der damals die am weitesten entfernte bekannte Umlaufbahn in unserem Sonnensystem hatte. Damals bemerkten Sheppard und Trujillo auch, dass eine Handvoll bekannter extremer transneptunischer Objekte alle einen ähnlichen Bahnwinkel haben. Dies führten sie darauf zurück, dass es in mehr als 200 Astronomischen Einheiten Entfernung von der Sonne einen Planeten gibt, dessen Masse zwischen mehreren Erdmassen bis hin zur Masse von Neptun reichen könnte und der die kleinen Objekte auf ähnliche Bahnen zwingt, so wie z. B. die Schäferhundmonde die Ringteilchen eines Planetenrings.
Einige nennen diesen hypothetischen Planeten Planet X und andere Planet 9. Weitere Arbeiten seit 2014 haben gezeigt, dass – bei Einschränkung seiner möglichen Eigenschaften - dieser massive neunte Planet wahrscheinlich existiert. Die Analysen von „benachbarten“ kleinen Objekten legen nahe, dass er wesentlich mehr Masse als die Erde besitzt, möglicherweise die 15-fache Erdmasse, und dass der Planet das Perihel seiner stark elliptischen Bahn in 200 Astronomischen Einheiten Entfernung von der Sonne hat. (Er ist damit 5-mal weiter entfernt als Pluto.)
„Objekte, die weit jenseits der Neptunbahn gefunden werden, sind der Schlüssel zur Erschließung von des Sonnensystems Ursprung und Entwicklung“, erklärte Sheppard. “Obwohl wir glauben, dass es Tausende von diesen kleinen Objekten gibt, haben wir - weil sie so weit weg sind - noch nicht sehr viele von ihnen gefunden Die kleineren Objekte könnten uns aber zu dem viel größeren Planeten führen, von dem wir annehmen, dass er existiert. Je mehr wir entdecken, desto besser werden wir in der Lage sein zu verstehen, was im äußeren Sonnensystem so vor sich geht.“
Sheppard und Trujillo haben gemeinsam mit David Tholen von der Universität von Hawaii, die umfangreichste Erhebung von Objekten jenseits Neptuns und im Kuiper-Gürtel gemacht und haben fast 10 Prozent des Himmels mit einigen der größten und modernsten Teleskopen und den besten Kameras durchforstet, wie der Dark Energy Camera am NOAO 4-Meter-Blanco-Teleskop in Chile und der japanischen Hyper Suprime Kamera am 8-Meter-Subaru-Teleskop auf Hawaii. Wenn sie weit entfernte Objekte finden und ihre Entdeckung bestätigte sich, wird analysiert, ob die Entdeckungen in die größeren Theorien passen, wie Wechselwirkungen mit einem massiven fernen Planeten der das äußere Sonnensystem geformt haben könnte.
„Im Moment gibt es für eine Statistik noch zu niedrige Zahlen, so dass wir nicht wirklich verstehen, was im äußeren Sonnensystem geschieht“, sagte Sheppard. „Es muss erst eine größere Anzahl von extremen transneptunischen Objekten gefunden werden, um die Struktur des äußeren Sonnensystems bestimmen zu können.“ Und Sheppard fügte hinzu: „Wir sind jetzt in einer ähnlichen Situation wie sie Mitte des 19. Jahrhunderts war, als Alexis Bouvard die eigentümliche Bahnbewegung von Uranus bemerkte, die schließlich zur Entdeckung Neptuns führte.“
Zu den neuen Objekten, die dem Minor Planet Center zur Benennung vorgelegt wurden, gehört 2014 SR349, das zur seltenen Klasse extremer transneptunischer Objekte hinzugefügt wurde, da es ähnliche Bahneigenschaften wie die extremen Objekte hat. Sheppard und Trujillo führen aus, dass deren Positionen und Bewegungen auf den Einfluss eines Planeten X hindeuten.
Ein weiteres neues extremes Objekt das gefunden wurde ist 2013 FT28. Es hat nicht nur einige Eigenschaften wie die anderen extremen Objekte, sondern auch einige Unterschiede. Die Umlaufbahn eines Objekts wird durch sechs Parameter definiert. Die Bündelung von mehreren dieser Parameter ist das Hauptargument für die Existenz eines neunten Planeten im äußeren Sonnensystem. 2013 FT28 zeigt bei einigen dieser Parameter Ähnlichkeiten (seine große Halbachse, Exzentrizität, Neigung und Argument des Perihel-Winkels), aber einer dieser Parameter, genannt Länge des Perihels, unterscheidet sich von denen der anderen extremen Objekte, was diesen Trend zur Haufenbildung weniger stark macht.
Eine weitere Entdeckung mit der Bezeichnung 2014 FE72, ist das erste Objekt, welches aus der fernen Oortschen Wolke stammt. Es hat einen Umlaufbahn, die das Objekt so weit weg von der Sonne bringt (etwa 3000 Astronomische Einheiten) dass es wahrscheinlich durch Gravitationskräfte von jenseits unseres Sonnensystems, wie andere Sterne oder galaktische Gezeiten, beeinflusst wird. 2014 FE72 ist das erste Objekt, das in einer solch großen Entfernung beobachtet wurde.
1. September 2016/SP
Verein Kuffner-Sternwarte