Dawns erstes Jahr bei Ceres: Ein Berg taucht auf
Vor einem Jahr, am 6. März 2015, schwenkte die Raumsonde Dawn in eine Umlaufbahn um Ceres, dem größten Objekt im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, ein. Seit dieser Zeit hat die Sonde eine Fülle an Bildern und Daten geliefert, die ein aufregendes neues Fenster in den bislang unerforschten Zwergplaneten öffneten.
„Ceres überraschte uns in vielerlei Hinsicht, dank der Daten, die wir in letzten Jahr sammeln konnten. Wir mussten hart an den Geheimnissen arbeiten, die uns die Raumsonde geliefert hat“ sagte Carol Raymond stellvertretende Projektleiterin für die Mission beim JPL in Pasadena, Kalifornien.
Unter den rätselhaften Strukturen auf Ceres ist auch ein hoher Berg, den das Dawn-Team Ahuna Mons taufte. Bereits vor dem Einschwenken der Raumsonde in eine Umlaufbahn um Ceres im Februar 2015, wurde dieser Berg als kleine Beule mit heller Seitenwand gesichtet; und zwar aus einer Entfernung von 46 000 km. Als Dawn den Zwergplaneten in immer niedrigerer Höhe umkreiste, begann die Form dieser geheimnisvollen Struktur immer mehr in den Fokus zu rücken. Aus der Ferne schien Ahuna Mons pyramidenförmig zu sein, bei näherer Betrachtung gleicht er am ehesten einer Kuppel mit glatten, steilen Wänden.
Dawns neueste Bilder von Ahuna, aus einer 120-mal geringeren Entfernung als im Februar 2015, zeigen, dass dieser Berg auf einigen seiner Hänge ein viel helleres Material hat als auf den anderen. Seine steilste Seite ist etwa 5 Kilometer hoch. Die durchschnittliche Gesamthöhe des Berges beträgt 4 Kilometer.
Die Wissenschaftler beginnen nun andere Strukturen auf Ceres zu identifizieren, Strukturen die dem Ahuna Mons ähnlich sein könnten, aber keine ist so groß und so gut definiert wie dieser Berg.
„Niemand hat einen Berg auf Ceres erwartet, vor allem keinen wie Ahuna Mons“, sagte Chris Russell, Projektleiter an der Universität von Kalifornien, Los Angeles. „Es gibt noch kein zufriedenstellendes Modell das erklären könnte, wie dieser Berg entstanden ist.“
Etwa 670 Kilometer nordwestlich von Ahuna Mons liegt der schon jetzt berühmte Krater Occator. Ehe Dawn bei Ceres eintraf, zeigten Aufnahmen vom Weltraumteleskop Hubble einen herausragend hellen Fleck auf der Oberfläche des Zwergplaneten. Als Dawn sich Ceres weiter annäherte wurde klar, dass es mindestens zwei Stellen mit hoher Reflexion waren. Als die Auflösung der Bilder immer besser wurde erkannte man, dass es mindestens 10 helle Flecken in diesem Krater allein gibt. In der Mitte des Kraters befindet sich der hellste Bereich auf dem ganzen Himmelskörper. Es ist aber noch nicht klar, ob dieses helle Material das gleiche ist wie das was auf dem Ahuna Mons gefunden wurde.
„Dawn begann im Dezember mit der Kartierung von Ceres aus seiner niedrigsten Umlaufbahn, aber es war bis vor kurzem nicht klar, ob seine Umlaufbahn es erlaubt, Occators hellsten Bereich zu beobachten. Dieser Zwergplanet ist sehr groß und es sind sehr viele Umläufe notwendig, bis alle Bereiche auf der Ceres-Oberfläche von der Dawn-Kamera und anderen Sensoren erfasst werden können“, sagte Marc Rayman, Dawns Chefingenieur und Missionsdirektor beim JPL.
Die Forscher präsentieren neue Bilder und andere Erkenntnisse über Ceres auf der 47. Lunar and Planetary Science Conference während einer Pressekonferenz am 22. März in The Woodlands, Texas.
11. März 2016/SP
Verein Kuffner-Sternwarte