Nach Pluto: 5 wichtige Dinge im Sonnensystem die noch zu erkunden wären:
Unerforschte Welten wie Zwergplaneten, ein mysteriöses planeten-ähnliches Objekt und sogar Venus
Mit New Horizons Vorbeiflug an Pluto wurden mit von Menschen gestarteten Raumsonden die größten Planeten bzw. Zwergplaneten, die die Sonne umkreisen, besucht.
Publikationen, wie die von der New York Times, nannten Pluto „die letzte bekannte Welt, die erforscht wurde“ und bezeichneten dies als „das Ende einer Ära in der Erforschung der Planeten“.
Alan Stern, Projektleiter der New Horizons-Mission, nannte die Mission „The Last Picture Show“. Das klingt vielleicht ein bisschen deprimierend für diejenigen unter uns, die von den ersten Nahaufnahmen Plutos gefesselt sind.
Aber keine Sorge, das ist nicht wirklich die letzte Bilder-Show, noch lange nicht.
„Es gibt noch jede Menge zu erforschen“ sagte Rebecca Ghent, eine Planetenwissenschaftlerin an der Universität von Toronto und am amerikanischen Planetary Science Institute, einer gemeinnützigen Gesellschaft die sich der Erforschung des Sonnensystems widmet. Ihre Meinung wird von anderen kanadischen Planetenforschern geteilt.
Hier sind einige Destinationen im Sonnensystem, die sich lohnen nach vorne zu schauen.
1. Eris, das massereichste Objekt nach den acht Planeten sowie andere Kuiper-Gürtel-Objekte
New Horizons hat gezeigt, dass Pluto das größte Objekt im äußeren Bereich des Sonnensystems, dem Kuiper-Gürtel, ist.
Das Kuiper-Gürtel-Objekt namens Eris, das im Jahr 2005 entdeckt wurde, galt bisher als das Objekt, dass einen größeren Durchmesser als Pluto hat. Das war einer der Hauptgründe für Plutos Degradierung vom Planeten zum Zwergplaneten im Jahr 2006. Aufgrund von New Horizons Messungen ist Pluto etwa zwei Kilometer größer als Eris und hat damit diesen Zwergplaneten auf den zweiten Platz verwiesen. Es gibt aber mehr als einen Weg, um die Größe eines Objekts zu messen.
„Eris ist ohne Zweifel der massereichere von den beiden“ sagte Brett Gladman, ein Astronom an der Universität von British Columbia, der die Objekte des Kuiper-Gürtels studiert.
In der Tat hat Eris etwa 25 Prozent mehr Masse; wahrscheinlich weil er dichter und an Gesteinen reicher als Pluto ist. „So kann es sein, dass wir zwar das größte Objekt im Kuiper-Gürtel gerade besucht haben. aber wir sind nicht beim massivsten Objekt gewesen“, sagte Gladman.
Andere unerforschte Zwergplaneten im Kuiper-Gürtel sind Makemake, eine rötliche Welt die gefrorenen Stickstoff, Ethan und Methan auf seiner Oberfläche hat und Haumea, einer der am schnellsten rotierenden großen Objekten in unserem Sonnensystem, der zwei bekannte Monde, Hi’ika und Namaka, hat.
2. Kleine eisige Welten (Eiszwerge)
Vermutlich sind die Zwergplaneten nicht einmal die interessantesten Objekte im Kuiper-Gürtel. Gladman ist der Meinung, dass wir von den kleinen eisigen Brocken in dieser Region noch einiges lernen könnten. Einen dieser Eiszwerge wird New Horizons vielleicht schon 2018 besuchen; wenn die Finanzierung gesichert ist.
„Pluto kann als der letzte Planet bzw. Ex-Planet angesehen werden, aber eigentlich ist er so ziemlich der erste eines ganzen Schwarms von bizarren Objekten“ sagte Phil Stooke, Professor für Planetengeologie an der Western Universität. „Die Überraschungen die uns Pluto bescherte zeigen uns, wir bizarr diese Dinge sind.“
3. Mysteriöse Sedna
Das Sonnensystem endet nicht mit dem Kuiper-Gürtel.
Im Jahr 2004 verkündeten die Astronomen die Entdeckung eines rötlichen planetenähnlichen Objekts, dass sich der Sonne auf maximal 76 Astronomische Einheiten nähert und damit weit außerhalb des Kuiper-Gürtels sein Perihel hat. Das Objekt mit Namen Sedna hat eine so elliptische Umlaufbahn, dass es sich bis auf rund 1000 Astronomische Einheiten von der Sonne entfernt.
Die Astronomen, die Sedna entdeckten sind der Meinung, es könnte das erste Objekt aus der inneren Oortschen Wolke sein, einer postulierten Region jenseits des Kuiper-Gürtels, in der es Milliarden von eisigen Objekten gibt, die bis jetzt aber noch kein Mensch gesehen hat.
4. Asteroiden und Kometen
Bisher konnten wir auf rund ein Dutzend Asteroiden einen nahen Blick werfen, sagte Phil Stooke. Jetzt liefert die Raumsonde Dawn schöne Aufnahmen vom Zwergplaneten Ceres, dem größten Objekt im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter.
„Aber bei Asteroiden gibt es große Unterschiede“ sagte Stooke „und einige von ihnen, die überwiegend aus Metall bestehen, haben wir noch nie aus der Nähe gesehen.“
Asteroiden haben eine breite Palette an Farben. Zum Beispiel Bennu, der Zielasteroid der OSIRIS-REx-Mission an der Rebecca Ghent beteiligt ist, ist extrem dunkel. Der Start der Sonde ist für 2016 geplant. Die Raumsonde soll Materialproben vom Asteroiden Bennu aufnehmen und zur Erde zurück bringen.
Die Farbe eines Asteroiden kann seine Umlaufbahn beeinflussen und möglicherweise auch helfen, die Zusammensetzung des Asteroiden zu bestimmen. Eine solche Information wäre auch für Interessenten am Asteroiden-Bergbau nützlich.
Aus diesem Grund schlägt Ghent vor, den Asteroiden bei verschiedenen Wellenlängen zu untersuchen.
Auch Kometen sind sehr unterschiedlich und wir haben erst etwa ein halbes Dutzend besucht. Zuletzt 67P/Churyumov-Gerasimenko, das Ziel der ESA-Raumsonde Rosetta.
5. Venus
Es klingt überraschend, dass Venus auf dieser Liste zu finden ist, denn sie ist unser nächster Nachbar und wird seit den 1960er Jahren durch Raumsonden erforscht. Aber ob man es glaubt oder nicht, bisher gibt es von der Venusoberfläche weniger detaillierte Bilder als vom Pluto, sagte Ghent.
Die einzigen Aufnahmen die es gibt, sind ein paar Fotos von den sowjetischen Venera-Landern, die zwischen 1975 und 1982 gemacht worden sind.
„Das meiste was wir haben sind Radardaten“ sagte Ghent, die einen Vorschlag für eine zukünftige NASA-Mission zur Venus eingereicht hat.
Der Grund liegt in der dicken Wolkendecke, die Venus einhüllt und in die nur Radarwellen eindringen können. Und auch die Radardaten die wir bis jetzt haben sind nicht sehr detailliert.
Es gibt viele andere Objekte im Sonnensystem, die im „Vorbeifliegen“ besucht worden sind. Aber sie wären es würdig, von Orbitern oder Landern detailliert erforscht zu werden.
Die NASA hat einige Missionen in Planung, darunter eine zum Jupitermond Europa, der einen eisbedeckten Ozean hat, und eine zum Saturnmond Titan, dem einzigen Körper im Sonnensystem außer der Erde, der Flüssigkeit auf seiner Oberfläche hat.
Die Erforschung des Sonnensystems sollte mehr umfassen, als nur Fotos bei einem Vorbeiflug zu machen, meinte Ghent.„Wir haben von jedem großen Objekt Bilder, aber was wir bis jetzt erkundet haben, ist kaum die Spitze des Eisberges.“
29. Juli 2015/SP
Verein Kuffner-Sternwarte