Rätselhafte roten Bögen auf Saturnmond Tethys
Einer der Eismonde des Saturn hat kreuz und quer über seine Oberfläche verteilt geheimnisvolle rote Bögen – und niemand weiß genau, woraus sie bestehen und wie sie dort hin kamen.
Die Raumsonde Cassini fing diese graffitiähnlichen Strukturen mit der Kamera ein. Sie befinden sich in der nördlichen Region von Tethys, einem der größeren Saturnmonde.
Während im Jahr 2004 die Bögen nur schwach zu erkennen waren, zeigen sie auf den neuesten Aufnahmen vom April, bei den richtigen Beobachtungsbedingungen und Wellenlängen, ihre Farben; allerdings sind sie für das menschliche Auge unsichtbar. Dies liegt zum Teil daran, weil die nördliche Hemisphäre von Saturn und seinen Monden noch Sommer hat, was zu einer besseren Ausleuchtung der Region führt.
Diese Strukturen waren eine Überraschung für die Wissenschaftler, weil rote Farbtöne im Sonnensystem selten sind. Bis jetzt haben Astronomen nur ein paar kleine rötliche Krater auf Saturns eisigem Mond Dione gesichtet, allerdings wurden viele rote Zonen auf der Oberfläche von Jupitermond Europa gefunden.
Wissenschaftler wissen nicht genau, wieso diese Besonderheiten aufgetreten sind. Vielleicht sind chemische Verunreinigungen des Eises dafür verantwortlich oder Reste eines Gases aus dem Inneren des Mondes. Oder es sind Artefakte diverser Strukturen (z. B. Frakturen), die kleiner sind als die Auflösung des Bildes zulässt. „Die roten Bögen müssen geologisch jung sein, weil sie sich von älteren Formationen, wie Einschlagskratern, unterscheiden. Aber ihr wahres Alter kennen wir nicht“ sagte Paul Helfenstein, ein Cassini Imaging-Wissenschaftler an der Cornell Universität. Die geplanten Beobachtungen werden hoffentlich zur Klärung beitragen, sagte er in einer Erklärung. „Wenn die Verfärbung nur eine dünne Farbschicht auf dem eisigen Boden ist, könnte sie in relativ kurzer Zeit von Tethys Oberfläche in den Weltraum entweichen.“
Eismonde wie Tethys sind von großem Interesse für die Wissenschaft, weil sie mikrobielles Leben beherbergen könnten, wenn genügend chemische Energie und Wärme in den Ozeanen unter dem Eis vorhanden wäre. In den letzten Jahren wurden wiederholt Gasfontainen auf Enceladus beobachtet, einem weiteren Saturnmond. Und im Jahr 2013 entdeckte das Hubble Space Telescope eine einzige große Fontaine auf Jupitermond Europa.
Das Cassini-Team plant noch in diesem Jahr Folgebeobachtungen von Tethys mit einer höheren Auflösung zu starten. Die Mission Cassini kann noch zwei Jahre ihre Arbeit fortsetzen, bis im September 2017 der Treibstoff zu Ende geht. Wenn dies geschieht, wird die Sonde kontrolliert in die Saturnatmosphäre eintauchen, um die eisigen Monde vor möglichen Verunreinigungnen zu schützen.
9. August 2015/SP
Verein Kuffner-Sternwarte