New Horizons hat bald historische Begegnung mit Pluto
Die Raumsonde New Horizons ist nur mehr drei Monate von Pluto und seinem System aus einem großen und vier kleinen Monden entfernt.
In der Wissenschaftsliteratur gibt es zwar jede Menge Artikel über die Eigenschaften von Pluto und seinen Monden, aber noch nie wurde Pluto aus der Nähe studiert. Mit dem Vorbeiflug an Pluto im Juli dieses Jahres wird sich unser Wissen über das Pluto-System wesentlich erweitern.
New Horizons ist die schnellste Raumsonde die je gestartet wurde. Sie flog eine längere Zeit und ist weiter gereist – neun Jahre und 4,8 Milliarden Kilometer – als jede andere Raumsonde um ihr Primärziel zu erreichen. Der Vorbeiflug an Pluto und seinem System aus mindestens fünf Monden am 14. Juli 2015 wird die Ersterkundung des klassischen Sonnensystems vervollständigen. Diese Mission öffnet auch die Tür zur völlig neuen „dritten“ Zone, jener geheimnisvollen Welt von kleinen Planeten, Planetenbausteinen und Eiszwergen, die in großer Zahl das Gebiet jenseits der Neptunbahn bevölkern.
Dem Vorbeiflug ging eine fünfzigjährige Ära der Erkundung unseres Sonnensystems voraus, die in den frühen 1960er Jahren mit Venus und Mars begann, in den 1970er Jahren mit einem ersten Blick auf Merkur, Jupiter und Saturn seine Fortsetzung fand und dem Uranus und Neptun in den 1980er Jahren folgte.
Das Erreichen dieser dritten Zone unseres Sonnensystems (die erste Zone sind die inneren Gesteinsplaneten, die zweite Zone die Gasplaneten) galt seit Jahren bei den Weltraumforschern als wichtiges Ziel. In den frühen 2000er Jahren hat die National Academy of Science der Erforschung des Kuiper-Gürtels – insbesondere von Pluto und seinem größten Mond Charon – oberste Priorität für das kommende Jahrzehnt eingeräumt.
New Horizons ist eine kompakte, leichte, leistungsstarke Sonde, die mit den fortschrittlichsten Kameras und Spektrometern ausgestattet ist, die jemals auf einer Ersterkundungs-Mission verwendet worden sind. Dies war die Antwort der NASA auf diese Aufforderung der National Academy of Science.
Alan Stern, Projektleiter von New Horizons am Southwest Research Institute in Boulder, Colorado sagte: “New Horizons fliegt zum Pluto, dem größten, hellsten und komplexesten Zwergplaneten im Kuiper-Gürtel. Bei dieser Begegnung des 21. Jahrhunderts wird sich eine Goldgrube an neuen Erkenntnissen auftun, welche nur mit den Ergebnissen der Voyager-Missionen aus den 1980er Jahren vergleichbar sind.“
Pluto, das größte und bekannteste Objekt im Kuiper-Gürtel hat eine Stickstoffatmosphäre, komplexe Jahreszeiten, unterschiedliche Oberflächenformationen, ein Inneres aus Eis und Gestein und möglicherweise einen unterirdischen Ozean. Ferner mindestens fünf Monde, von denen der größte, Charon, vielleicht selbst eine Atmosphäre und einen unterirdischen Ozean hat möglicherweise sogar über Oberflächenaktivität verfügt.
Plutos kleinere Monde sind auch von großem wissenschaftlichem Interesse. Als die Realisierung von New Horizons im Jahr 2001 begann, waren die vier kleineren Pluto-Monde noch unentdeckt, so dass es bei der Planung nur eine Mission zu Pluto und Charon war.
Die Raumsonde hat sieben wissenschaftliche Instrumente an Bord, die Kameras, Spektrometer sowie Plasma- und Staubdetektoren umfasst. Mit diesen will man die Oberflächen von Pluto und Charon erkunden und das nähere Umfeld der beiden Objekte in Hinblick auf die Zusammensetzung der Atmosphäre bei Pluto erforschen und nach einer Atmosphäre bei Charon suchen. Ferner Plutos kleinere Satelliten studieren und nach weiteren Satelliten und eventuell vorhandenen Ringen Ausschau halten.
Die Arbeit der Raumsonde ist mit dem Vorbeiflug im Juli nicht beendet. Denn es gilt, so viele Daten wie möglich und diese so schnell wie möglich zu sammeln, dafür wurde New Horizons entwickelt. Etwa 100-mal so viele Daten bei der Annäherung, als die Sonde nach Hause senden kann, bevor sie weiter weg fliegt. Und obwohl die Sonde auswählt, welche Datensätze hohe Priorität haben um diese in den Tagen vor und nach der Annäherung zu senden, wird die Mission noch für volle 16 Monate Daten aus dem Onboard-Speicher nach Hause senden.
„New Horizons ist eine der großen Erkundungen unserer Zeit“ sagte New Horizons-Projektwissenschaftler Hal Weave in APL. „Es gibt so viel, was wir nicht wissen über Pluto und ähnliche Welten wie diese. Wir werden die Lehrbücher mit dieser historischen Mission nicht umschreiben, sondern von Grund auf neu schreiben müssen.“
17. April 2015/SP
Verein Kuffner-Sternwarte