Kometenfragmente sind beste Erklärung für die geheimnisvolle Trübung eines Sterns
Astronomen entdeckten durch das Studium von Daten des Spitzer Weltraumteleskops einen Stern, dessen Licht eine geheimnisvolle Trübung erfuhr. Sie vermuten, dass diese Trübung durch eine Familie von Kometen verursacht wurde, die am Stern vorbei zog.
War es eine katastrophale Kollision im Asteroidengürtel des Sterns? Oder ein riesiger Impakt, der einen nahe gelegenen Planeten zerstörte? Eine Staubwolke aus Gestein und Schutt? Eine Familie von Kometen die auseinander gebrochen sind? Oder sind es fremde Megastrukturen, die errichtet wurden um die Energie des Sterns zu ernten?
Was verursachte das mysteriöse Dimmen des Sterns KIC 8462852?
Massimo Marengo, ein Professor für Physik und Astronomie an der Universität von Iowa, wunderte sich, als er all die Daten über den geheimnisvollen Stern auf einer Planet-Hunter-Webseite von Bürger-Wissenschaftlern fand.
Jene Bürger-Wissenschaftler haben die Messungen einer Sternhelligkeit, die mit dem Kepler-Weltraumteleskops gemacht worden ist, besonders hervorgehoben. Denn Schwankungen in der Helligkeit eines Sterns können bedeuten, dass ein Planet vor dem Stern vorbei zieht. Sowohl Kepler-Astronomen als auch Bürger-Wissenschaftler nutzen das Internet, um die Lichtkurven der Sterne zu analysieren, damit sie Hinweise auf die mögliche Existenz von Planeten erhalten.
Doch dieser Stern hatte tiefe Einbrüche in seiner Helligkeit – bis zu 22 Prozent. Ferner schwankte die Helligkeit des Sterns in unregelmäßigen Intervallen von Tagen oder auch Monaten. In Keplers Datenbank, in der es 150 000 Sterne gibt, wurde nichts dergleichen gefunden.
So haben Marengo und zwei weitere Astronomen beschlossen, einen genaueren Blick auf den Stern unter Verwendung von Infrarot-Daten des Spitzer Weltraumteleskops zu werfen. Sie haben ihre Ergebnisse vor kurzem in den Astrophysical Journal Letters online veröffentlicht.
Ihr Fazit?
„Das Szenario, welches für das Dimmen in der Lichtkurve von KIC 8462852 verantwortlich ist, wurde durch die Zerstörung einer Kometenfamilie verursacht. Dies ist die bevorzugte Erklärung von Marengo, Alan Hulsbus, einem Doktoranden der Universität Iowa und Sara Willis, einer ehemaligen Doktorandin der Universität, die jetzt am MIT tätig ist.
Fragen über den Stern wurden im vergangenen Monat aktuell, als ein Forscherteam um Tabetha Boyajian von der Universität Yale in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society über den Stern berichtete. Die Astronomen schilderten, wie Bürger-Wissenschaftler die tiefen und unregelmäßigen Einbrüche in des Sterns Helligkeit als bizarr und interessant bezeichneten.
Boyajian und die anderen Forscher untersuchten die Daten auf mehrere mögliche Ursachen hin. Sie schrieben, die wahrscheinlichste Theorie wäre, dass ein Schwarm von Kometen-Trümmern vor dem Stern vorbei zog.
Die Astronomen von der Iowa Universität untersuchten den Stern mit den Infrarot-Daten des Spitzer Teleskops vom Jänner 2015 – zwei Jahre nach den Kepler-Messungen – und Marengo sagte, dass nicht viel zu sehen ist. Hätte es eine Art von Katastrophe in der Nähe des Sterns gegeben, wäre eine Menge an Staub und Schmutz zu sehen, die sich als zusätzliche Infrarotemission zeigen würde.
Marengo sagte, die Studie befasste sich mit zwei verschiedenen Infrarot-Wellenlängen: Die kürzeren sind mit einem typischen Stern vergleichbar und die längeren zeigen einiges an Infrarotemissionen, aber nicht genug um eine Wahrnehmungsschwelle zu erreichen. Die Astronomen kommen daher zu dem Schluss, dass es keine überschüssige Infrarotemissionen gibt und somit auch kein Zeichen einer Asteroidengürtel-Kollision oder eines gigantischen Einschlags auf einem Planeten oder einer Staubwolke aus Gestein und Schutt.
So glauben Marengo und seine Kollegen, dass die Zerstörung einer Kometen-Familie in der Nähe des Sterns die wahrscheinlichste Erklärung für das geheimnisvolle Dimmen des Sterns war. Kometenfragmente bewegen sich auf einer sehr schnellen, steilen und elliptischen Umlaufbahn und ihre große Trümmerwolke könnte den Stern verdunkeln. Dann würde die Wolke sich vom Stern wieder entfernen und die Sternhelligkeit würde sich normalisieren ohne eine Spur von überschüssigem Infrarotlicht zu hinterlassen.
30. November 2015/SP
Verein Kuffner-Sternwarte