Hot-Jupiter-System WASP-47 wirft ein neues Licht auf die Planetenbildung
In den letzten 20 Jahren, wenn Astronomen in den Nachthimmel spähten, waren sie über einen neuen Planetentyp erstaunt, den sogenannten heißen Jupitern.
Als sie die Daten analysierten, die von Riesenteleskopen auf Berggipfeln stammten und später auch von Raumsonden, wie z. B vom Corot-Weltraumteleskop- oder vom Kepler, fragten sie sich: Wie konnten diese großen heißen Planeten so nah an ihre Muttersterne kommen?
Wissenschaftler an der Universität von Michigan haben – zusammen mit anderen Kollegen - eine überraschende Entdeckung gemacht, und zwar unter Verwendung von gesammelten Daten der K2-Mission. Eines dieser geheimnisvollen „Heißen-Jupiter-Systeme“ hat nicht nur einen, sondern zwei sehr nahe planetare Begleiter, was zu neuen Hinweisen in der Planetenbildung und Migration führt.
„Das ist wirklich aufregend“ sagte Juliette Becker, Doktorandin am U-M`s Astronomie-Abteilung der Hochschule für Literatur, Wissenschaft und Kunst und Hauptautorin eines Artikels über diese Entdeckung. „Forscher haben nach solchen Planeten in den Daten die über heiße Jupiter existieren gesucht, aber nichts gefunden. So herrschte die Meinung vor, dass es nicht möglich wäre, dass es mehrere nahe planetare Begleiter geben könnte.“
Rund 300 heiße Jupiter wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten entdeckt, aber es ist das erste Mal, dass zwei Planeten nahe dem Mutterstern gefunden worden sind.
Diese neue Entdeckung kann zur Aufklärung beitragen, wie Planeten entstehen und sich innerhalb eines Sonnensystems bewegen.
„Die ganze Theorie der Planetenentstehung und Migration ist noch nicht vollständig verstanden“ sagte Becker. „Auch heute gibt es noch viel Arbeit zu leisten um herauszufinden, wie und wo Jupiter entstand. So könnten wir erkennen, wie heiße Jupiter wandern, was hilfreich wäre für das Verstehen der Planetenbildung und ihrer Migration.
Heiße Jupiter haben ihren Namen wegen ihrer Größe und Gaszusammensetzung und wegen ihrer ungewöhnlich engen Position bei ihrer Sonne. Große Gasplaneten bildeten sich vermutlich bei eisigen Temperaturen. In unserem Sonnensystem heißt das, dass deren Bildung jenseits des Asteroidengürtels, weit entfernt von der sengenden Hitze der Sonne stattfand.
Doch auf rätselhafte Weise umkreisen in fernen Sonnensystemen diese heißen Jupiter nur in etwa 10 bis 20-fachem Radius Entfernung ihren Zentralstern – das ist deutlich näher als Merkur unsere Sonne umkreist. Wie diese heißen Riesen so nahe an ihre Sonne kamen, ist für die Astronomen noch immer ein Rätsel.
Becker und ihre Kollegen machten die Entdeckung mit Daten, die von der K2 Mission gesammelt worden sind, die vom Kepler-Weltraumteleskop stammen. Jene Person, die die Möglichkeit eines planetaren Begleiters im WASP-47-System als erster vermutete, war Hans Schwengeler, ein "Bürgerwissenschaftler", der im öffentlichen Forum mit Namen Planet Hunters darüber berichtete. (Im angelsächsischen Sprachraum ist Bürgerwissenschaft eine Form der Wissenschaft, bei der Projekte unter Mithilfe oder komplett von interessierten Laien durchgeführt werden).
Beckers Kollege Andrew Vandenburg, ein Doktorand an der Harvard Universität, bemerkte im Planet Hunter Schwengelers Kommentare und teilte es Becker mit. Das Team welches aus Fred Adams, einen U-M Professor für Physik und Beckers Berater sowie aus Saul Rappaport, einem Professor am MIT besteht, machte eine umfassende Analyse von der Lichtkurve in den Daten von K2, und bestätigten die Existenz von zwei weiteren nahen Planeten – einen neptungroßen Planeten und eine Super-Erde als inneren Begleiter.
21. Oktober 2015/SP
Verein Kuffner-Sternwarte