Fließendes Salzwasser auf dem Mars steigert Chancen auf Leben
Nach einer neuen Studie steigert das Vorhandensein von fließendem Wasser die Chancen, dass auf dem Roten Planeten Leben vorhanden sein könnte.
Die rätselhaften dunklen Streifen auf dem Mars, sie werden wiederkehrende Hanglinien (recurring slope Lineae – kurz RSL) genannt, die saisonal auf steilen, relativ warmen Marshängen zu sehen sind, werden wahrscheinlich durch flüssiges Salzwasser verursacht. Dies vermuten die Forscher.
„Flüssiges Wasser ist eine wesentliche Voraussetzung für das Leben auf der Erde“ sagte der Hauptautor der Studie, Lujendra Ojha, vom Georgia Institute of Technology in Atlanta. „Die Anwesenheit von flüssigem Wasser auf der heutigen Marsoberfläche weist daher auf eine Umwelt hin, die bewohnbarer ist als bisher angenommen wurde.
Ojha war Teil jenes Teams, das als erste RSL im Jahr 2011 durch das Studium der Bilder von der HiRISE-Kamera an Bord von NASAs Mars Reconnaissance Orbiter entdeckte.
RSL kommen auf verschiedenen Orten auf dem Mars vor, zum Beispiel in äquatorialen Regionen bis hin zu mittleren Breiten des Planeten. Diese RSL sind nur 0,5 bis 5 Meter breit, aber sie können sich bei einem Gefälle über hunderte von Metern erstrecken.
RSL erscheinen bei schönem Wetter und verschwinden, wenn die Temperaturen fallen. Dies ließ viele Wissenschaftler spekulieren, dass flüssiges Wasser die Ursache sein könnte. Die neue Studie, erst vor kurzem in der Zeitschrift Nature Geoscience veröffentlicht, unterstützt nachdrücklich diese Hypothese, sagen die Teammitglieder.
Ojha und seine Kollegen nahmen die gesammelten Daten von vier verschiedenen Orten an denen RSL vorkommen, und nahmen sie auch mit einem anderen Instrument vom (Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) unter die Lupe, dem Compact Reconnaissance Imaging Spectrometer for Mars (CRISM).
„Mit dem CRISM können wir die mineralogische Zusammensetzung der Oberflächenmaterialien auf dem Mars bestimmen“, sagte Ojha. „Wir fanden heraus, dass dann, wenn die größten RSL auf der Oberfläche des Mars zu sehen sind, auch die spektrale Evidenz für hydratisierte Salze an den Hängen, und zwar in RSL-Form, vorhanden ist.“
Hydratisierte Salze, herbeigeführt durch flüssiges Wasser, zu entdecken ist eine große Sache – zumal es die Umstände unwahrscheinlich erscheinen ließen, dass das CRISM-Spektrometer RSL-Wasser direkt vor Ort finden könnte. (Das CRISM observierte den Roten Planeten in der trockensten Zeit des Marstages, etwa 15 Uhr, wenn jedes flüssige Oberflächenwasser verdunstet sollte sein.
Die RSL-assoziierten Salze scheinen auch Perchlorate, einen Klasse chlorhaltiger Substanzen zu enthalten, die auf dem Mars weit verbreitet sind. Diese Salze können den Gefrierpunkt von Wasser von 0° C bis auf -70 C absenken.
Perchlorate können atmosphärisches Wasser aufnehmen, aber es ist unklar, ob die Marsluft die Quelle für diese fließende Salzlösung ist. Andere Möglichkeiten wäre das Schmelzen von oberflächennahem Eis oder eine lokale wasserführende Schicht.
„Es wäre denkbar, dass sich RSL in verschiedenen Gegenden auf dem Mars durch unterschiedliche Entstehungsmechanismen bilden“ sagte das Expertenteam im neuen Artikel.
Beobachtungen mit dem Rover Curiosity und durch Raumsonden haben gezeigt, dass vor Milliarden von Jahren der Rote Planet eine relativ warme und feuchte Welt war, die mikrobielles Leben zumindest in einigen Regionen ermöglicht haben könnte.
Heute ist der Mars extrem kalt und trocken, weshalb die Entdeckung von Orten mit RSLs soviel Aufregung in den letzten Jahren brachte. Die Merkmale weisen auf die Möglichkeit hin, dass einfache Lebensformen auch heute noch auf der Oberfläche des Planeten existieren könnten.
Aber die neuen Ergebnisse bedeuten nicht, dass Leben heute auf dem Mars gedeiht, betont Ojha. Perchlorat-Salzlösungen haben eine sehr geringe „Wasseraktivität“ was bedeutet, dass das Wasser in diesen Salzlösungen für Organismen nicht leicht zugänglich ist.
„Wenn die RSL gesättigte Perchlorat-Salzlösungen enthalten, dann könnte Leben, wie wir es von der Erde her kennen, auch in so geringer Wasseraktivität überleben“ sagte Ojha.
Die dunklen schmalen 100 Meter langen Streifen, kurz RSL genannt, die links im Bild besonders deutlich zu sehen sind, entstanden durch bergab fließendes Wasser. Die kürzlich von Planetenforschern gefundenen hydratisierten Salze auf den Hängen des Kraters Hale, erhärten ihre ursprüngliche Hypothese, dass diese Streifen durch flüssiges Wasser gebildet wurden. Die blaue Farbe, die über den Hängen zu sehen ist, steht nicht im Zusammenhang mit den Hanglinien, sondern weisen auf das Vorhandensein des Minerals Pyroxen hin.
29. September 2015/SP
Verein Kuffner-Sternwarte