New Horizons-Team findet Dunst und fließendes Eis auf Pluto
Fließendes Eis und eine überraschend ausgedehnte Dunstschicht gehören zu den neuesten Entdeckungen der New Horizons-Mission, die uns den fernen Pluto als eine Welt der Wunder offenbart.
„Wir wussten, dass eine Mission zum Pluto einige Überraschungen bringen würde, aber nun – mehrere Tage nach der größten Annäherung – können wir sagen, dass die Erwartungen mehr als übertroffen wurden“, sagte John Grundfeld, Associate Administrator for the Science Mission Directorate. „Mit fließendem Eis, exotischer Oberflächenchemie, Bergketten und ausgedehntem Dunst zeigt Pluto eine Vielfalt der Planetengeologie, die wirklich erstaunlich ist.“
Nur sieben Stunden nach der größten Annäherung richtete New Horizons sein Instrument LORRI zurück auf Pluto und fing das Sonnenlicht ein, das durch die Atmosphäre drang und eine Dunstschicht enthüllte, die bis in eine Höhe von 130 Kilometern über Plutos Oberfläche reicht. Eine vorläufige Analyse der Aufnahme zeigt zwei verschiedene Dunstschichten – die eine reicht bis in eine Höhe von 80 Kilometern über der Oberfläche und die andere ist 50 Kilometer hoch.
Alan Stern, Projektleiter von New Horizons war überwältigt vom ersten Bild einer fremden Atmosphäre im Kuiper-Gürtel und meinte:“Es erinnert uns daran, dass die Erforschung Plutos nicht nur unglaubliche Entdeckungen bringt - sie bringt auch unglaubliche Schönheit“.
Das Studieren von Plutos Atmosphäre liefert auch Hinweise darauf, was unterhalb passiert.
„Die auf dieser Aufnahme entdeckten Dunstschichten sind das Schlüsselelement für die Entstehung der komplexen Kohlenwasserstoff-Verbindungen, die Plutos Oberfläche den rötlichen Farbton geben“, sagte Michael Summers, New Horizons Co-Investigator an der George Mason University in Fairfax, Virginia.
Modelle lassen darauf schließen, dass die Dunstschichten entstehen, wenn das UV-Licht der Sonne Methangas-Partikel bricht – ein einfacher Kohlenwasserstoff in Plutos Atmosphäre. Der Abbau von Methan löst die Anhäufung komplexer Kohlenwasserstoffgase auf, wie beispielsweise Ethylen und Acetylen, die auch in Plutos Atmosphäre von New Hoizons endeckt wurden. Da diese Kohlenwasserstoffe beim Sinken in die unteren, kälteren Teile der Atmosphäre zu Eispartikel kondensieren, entsteht die Dunstschicht. Das UV-Sonnenlicht konvertiert die Trübungen auf chemischem Weg in Tholine. Das sind dunkle Kohlenwasserstoffe, die Plutos Oberfläche die Farbe geben.
Die Mission fand auch in LORRI-Bildern Hinweise auf exotische Eise, die über Plutos Oberfläche fließen und damit Hinweise auf jüngere geologische Aktivitäten liefern. Wissenschaftler hofften, so etwas zu finden. Erwartet hatten sie es nicht.
Die neuen Bilder zeigen faszinierende Details innerhalb der informell genannten Ebene Sputnik Planum, die in der westlichen Hälfte der herzförmigen Region, genannt Tombaugh Regio, liegt. Da scheint eine Eisschicht geflossen zu sein – und möglicherweise heute noch fließt – in einer ähnlichen Weise wie die Gletscher auf der Erde.
Bis jetzt wurden solche Oberflächen nur auf aktiven Welten wie Erde und Mars beobachtet.
Weiters gibt es neue Daten von New Horizons RALPH-Instrument. Das Zentrum von Sputnik Planum ist reich an Stickstoff- Kohlenmonoxid- und Methaneis.
„Bei Pluto Temperaturen von minus 234 ° C können diese Eise fließen wie ein Gletscher“ sagte Bill McKinnon, New Horizons Co-Investigator an der George Mason University in Fairfax, Virginia. „In der südlichen Region des „Herzens“ neben der dunklen Äquatorregion, scheint das alte, an Kratern reiche Gelände teilweise von neueren eisigen Ablagerungen heimgesucht worden zu sein.“
Die New Horizons-Mission wird weiterhin Daten, die in seinem Bord-Rekorder gespeichert sind, bis Ende 2016 zur Erde zurücksenden. Die Sonde ist derzeit rund 12,2 Millionen Kilometer jenseits von Pluto. Sie ist gesund und fliegt jetzt tiefer in den Kuiper-Gürtel hinein.
25. Juli 2015/SP
Verein Kuffner-Sternwarte