Dawn hat in Umlaufbahn um den Zwergplaneten Ceres eingeschwenkt
Das Jahr der Zwergplaneten hat begonnen
Am 6. März um 7:39 a.m. EST (1239 GMT) schwenkte Dawn - als erste Raumsonde überhaupt - in eine Umlaufbahn um den Zwergplaneten Ceres ein. Dawns Beobachtungen über die nächsten 16 Monate sollen den Schleier heben, der den Zwergplaneten Ceres umgibt, da er seit seiner Entdeckung im Jahr 1801 für die Forscher weitgehend mysteriös geblieben ist.
Bei seiner Entdeckung im Jahr 1801 wurde Ceres als Planet eingestuft, später als Asteroid und jetzt gilt Ceres als Zwergplanet. Nach einer Reise von 4,9 Milliarden Kilometern und einer Reisedauer von 7,5 Jahren klopft die Raumsonde Dawn bei Ceres an.
Dieses Novum in der Erforschung des Sonnensystems ist nur vier Monate von einer weiteren, mit Spannung erwarteten Begegnung mit einem Zwergplaneten entfernt. Am 14. Juli 2015 wird die Raumsonde New Horizons das Pluto-System passieren, so dass die Wissenschaftler erstmals einen genaueren Blick auf diesen weit entfernten Zwergplaneten und seine fünf bekannten Monde werfen können.
Frühzeit des Sonnensystems
Die 473.000.000 Dollar teure Mission Dawn wurde im September 2007 gestartet, um Vesta und Ceres, die beiden größten Objekte im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter zu studieren.
Sowohl Vesta als auch Ceres sind Relikte aus den frühen Tagen unseres Sonnensystems. Es sind Planetenbausteine, die wahrscheinlich zu Planeten herangewachsen wären wenn sie nicht dem störenden Einfluss von Jupiters immenser Gravitation ausgesetzt gewesen wären.
Die beiden Objekte sind „intakte Protoplaneten aus den Anfängen des Sonnensystems“, sagte der stellvertretende Projektleiter Carol Raymond vom JPL während einer Pressekonferenz am Montag, den 2. März 2015. „Es sind buchstäblich Fossilien die wir untersuchen können. Sie werden uns helfen die Prozesse zu verstehen, die seit dieser Zeit im Sonnensystem wirkten.“
Die Geheimnisse von Ceres
Ceres ist eine faszinierende Welt, die in vielerlei Hinsicht mehr an die eisigen Monde des äußeren Sonnensystems erinnert wie beispielsweise an den Jupitermond Europa oder den Saturnmond Enceladus und nicht an seine steinigen Nachbarn im Asteroidengürtel.
Die Masse des Zwergplaneten besteht vermutlich zu 25 bis 30 Prozent aus Wasser, das meiste davon in Form von Eis. Ceres könnte einst einen Ozean aus flüssigem Wasser unter seiner Oberfläche gehabt haben oder vielleicht sogar noch haben, wie es bei Europa und Enceladus der Fall ist. In der Tat denken einige Forscher, dass mikrobielles Leben auf Ceres Unterstützung findet.
Die Jagd auf Ceres` mysteröses Wasser beginnt
Dawn ist instrumentell nicht ausgerüstet, um nach Spuren von Leben zu suchen. Aber die Sonde ist möglicherweise in der Lage, Beweise für einen unterirdischen Ozean (falls vorhanden) zu finden. Messungen von Ceres` Oberflächentemperaturen, die mit Wärmetransport-Modellen verglichen werden, könnten Aufschluss über die Frage geben, ob es unter der Oberfläche flüssiges Wasser gibt oder nicht.
Die Raumsonde soll auch zwei Ceres-Geheimnisse untersuchen, die vergangenes Jahr aufgetaucht sind. Die Wissenschaftler werden versuchen herauszufinden, was die geheimnisvollen Lichtblitze verursacht und ob es die vom Weltraumteleskop Herschel entdeckte schwache Wasserdampf-Fontaine tatsächlich gibt und falls ja, diese zu charakterisieren.
Dawn wird den Zwergplaneten im Detail erforschen und eine Kartierung der Oberfläche vornehmen. Dies wird nicht sofort gestartet; Dawn wird sich die nächsten sechs Wochen auf einer spiralförmigen Bahn Ceres annähern bis sie jene Höhe über der Ceresoberfläche erreicht, die für den Beginn der wissenschaftfliche Arbeiten vorgesehen ist. Am 23 April wird die Raumsonde aus einer Höhe von 13 500 km mit den Messungen beginnen. Dann wird Dawn aus einer Serie von immer engeren Umlaufbahnen heraus diesen Zwergplaneten studieren, bis die Mission im Juni 2016 endet.
Bestimmung von Zwergplaneten
Ceres und Pluto sind Zwergplaneten – eine Kategorie, die erst 2006 von der Internationalen Astronom Union gegründet wurde. Während es für Ceres einen Aufstieg bedeutete, ist Pluto von einem vollwertigen Planeten zu einem Zwergplaneten degradiert worden. Eine Entscheidung, die bis heute bei manchen Forschern umstritten bleibt, weil die beiden Objekte sehr verschieden voneinander sind, sagte Chris Russell, Projektleiter von Dawn bei UCLA.
Pluto entstand zu einem anderen Zeitpunkt und aus anderen Materialien wie Ceres. Pluto ist auch mehr als doppelt so groß wie Ceres und 14 Mal weiter von der Sonne entfernt als diese, so dass die Daten die von Dawn und New Horizons zurück kommen werden, kein einheitliches Bild ergeben werden, was einen Zwergplaneten tatsächlich ausmacht, sagte Russell.
Aber es gibt ja schon die Untergruppe der Plutoide. Mit dieser Definition werden transneptunische Zwergplaneten bezeichnet, während Ceres bis jetzt der einzige Zwergplanet im Asteroidengürtel ist.
7. März 2015/SP
Verein Kuffner-Sternwarte