Das Geheimnis des Zwergplaneten Ceres: Fehlende Krater
Planeten-Wissenschaftler haben ein neues Geheimnis des Zwergplaneten zu untersuchen: Ceres scheint deutlich weniger Krater auf seiner Oberfläche zu haben, als die Forscher erwarteten.
Meteoriten, die auf die Oberfläche von Planeten oder auf andere Objekte des Sonnensystems stürzen, hinterlassen in der Regel Kraternarben als Beweis für ihre Einschläge. Ältere Objekte tendieren daher dazu, viel mehr Krater auf ihren Oberflächen zu haben als junge Objekte, so dass die Wissenschaftler die Anzahl der Krater für die Schätzung des Alters heranziehen. Nach Berechnungen der Forscher müsste die Oberfläche von Ceres eigentlich mit Kratern übersät sein.
Aber die Zählung ergab viel zu wenige Krater, sagte Simone Marchi, ein Forscher am Southwest Research Institute in Boulder, Colerado. Anhand von Aufnahmen von Ceres` Oberfläche begannen Wissenschaftler mit der Kraterzählung und siehe da, es sind nur etwa zehn Prozent an Kratern vorhanden, als laut Modellen vorgesehen wäre.
„Es gibt eine Entstehungsgeschichte von Ceres – wie genau diese verlaufen ist, muss erst herausgefunden werden“ sagte Marchi, der auch ein Mitglied des Dawn-Wissenschaftsteam ist. Er stellte seine Ergebnisse auf einer Tagung der Internationalen Astronomischen Union vor und zeigte die ersten Krater-Karten der Ceres-Oberfläche.
Dawn befindet sich derzeit auf einer absteigenden Umlaufbahn und kommt der Ceres-Oberfläche immer näher, so dass höher aufgelöste Bilder kleinere Krater enthüllen könnten. Auch dreidimensionale Untersuchungen der Oberfläche können Hinweise auf sehr alte oder sehr große Krater liefern, die auf zweidimensionalen Bildern nicht sofort erkennbar sind.
Aber auch diese zusätzlichen Krater können die fehlenden 90 Prozent nicht ergänzen.
„Ich glaube nicht, dass wir um den Faktor 10 mehr Krater finden“, sagte Machi. „Obwohl der Krater-Katalog noch vorläufig ist, ist er für die großen Krater – so ab einer Größe von mehr als 20 Kilometern – durchaus aussagekräftig.
„Das verwendete Modell für die anfängliche Vorhersage, wie viele Meteoriten im Leben von Ceres auf dessen Oberfläche niedergeprasselt sind, ist ein Basismodell“, sagte Marchi und bemerkte „es muss mehr Arbeit getan werden um die Modellierung zu überprüfen und die Parameter zu optimieren, dann werden wir sehen was dabei herauskommt.“
Es kann sein, dass die Modelle verbessert werden müssen, weil es auch Möglichkeiten gibt die Spuren von Meteoriteneinschlägen im Laufe von Ceres` Leben auszulöschen.
Es könnten etwa geologische Aktivitäten wie z. B. Erdbeben oder Vulkanausbrüche vorhandene Krater auslöschen. Aber Ceres scheint keine Vulkane zu haben und es gibt auch keine Hinweise darauf, dass der Zwergplanet geologisch aktiv ist oder jemals war. (Wissenschaftler waren überrascht, dass es einige kraterlose Regionen auf den Oberflächen von Pluto und Charon gibt, was auf junge geologische Veränderungen hindeutet).
Nach Marchi ist der wahrscheinlichste Verursacher Eis. Wenn Eis ein wenig warm ist, aber nicht warm genug um zu schmelzen, kann es zu einem flexiblen Material werden, das sich im laufe der Zeit bewegt und verschiebt. Die gemessene Dichte von Ceres läßt auf einen 30 %igen Anteil an Eis schließen. Die Bewegung dieses Eises könnte ausreichen, um Beweise von Meteoriteneinschlägen auszulöschen.
Wenn alle diese Prozesse bei der Kraterzählung berücksichtigt werden, ist das minus an Kratern möglicherweise nicht mehr so auffällig.
11. August 2015/SP
Verein Kuffner-Sternwarte