Charons jüngster Krater?
Die Wissenschaftler von New Horizons entdeckten einen starken Kontrast zwischen einem der frischen Krater auf Plutos Mond Charon und einem benachbarten Krater auf Plutos zugewandter Hemisphäre.
Der Krater mit informellem Namen Organa erregte die Aufmerksamkeit der Forscher, als sie die hochaufgelösten Infrarot-Aufnahmen von Charon studierten. Organa und Teile des den Krater umgebenden ausgeworfenen Materials zeigten Infrarot-Absorption bei Wellenlängen von etwa 2,2 Mikrometern, was darauf hinweist, dass der Krater reich an gefrorenem Ammoniak ist, was bislang einmalig für Plutos größtem Mond Charon ist. Das Infrarotspektrum des nahen Kraters Skywalker und auch der Rest von Charons Kratern und der Oberfläche wird von gewöhnlichem Wassereis dominiert.
Erstmals wurde im Jahr 2000 Absorption von Ammoniak auf Charon beobachtet, aber die Ammoniak-Konzentrationen um diesem Krater sind beispiellos.
Die Forscher fragen sich, wieso zwei ähnlich aussehende und ähnlich große Krater die nahe beieinander liegen, so eine unterschiedliche Zusammensetzung haben können. Dazu gibt es verschiedene Ideen, wie es zum Ammoniak im Krater Organa kam. Er könnte jünger sein oder vielleicht hat der Einschlag ein Eis freigelegt, das reich an Ammoniak ist. Alternativ könnte vielleicht der Organa-Impaktor sein eigenes Ammoniak mitgebracht haben.
Beide Krater sind etwa gleich groß – zirka 5 Kilometer im Durchmesser – und haben ein ähnliches Erscheinungsbild, einschließlich eines hellen Strahlensystems aus ausgeworfenem Material. Ein offensichtlicher Unterschied ist, dass Organa einen zentralen Bereich von dunklerem Auswurfmaterial hat, obwohl die Karte mit den Daten vom Instrument Ralph/LEISA erstellt worden ist, scheint es, als ob sich das an Ammoniak reiche Material jenseits dieser dunklen Fläche erstreckt.
Dies ist eine fantastische Entdeckung, meinte Bill McKinnon, stellvertretender Leiter für das New Horizons Geologie, Geophysik und Imaging-Team, weil konzentriertes Ammoniak ein leistungsfähiges Frostschutzmittel auf eisigen Welten ist. Und wenn das Ammoniak wirklich aus dem Inneren Charons kommt, könnte es helfen die Bildung von Charons Oberfläche durch Kryovulkanismus (Ausbruch von kalten Ammoniak-Wasser-Magmen) zu erklären
4. November 2015/SP
Verein Kuffner-Sternwarte