Das New Horizons-Team wählte potenzielles Ziel für den Vorbeiflug: Kuiper-Gürtel-Objekt 2014 MU69
Dieser ferne KBO war einer der beiden Objekte, die als potentielles Ziel in Frage kamen und vom Horizons-Team der NASA empfohlen worden sind. Obwohl die NASA 2014 MU69 als Ziel auswählte, wird im Rahmen eines Verfahrens noch eine eingehende Prüfung stattfinden, bevor offiziell die Missionsverlängerung genehmigt wird.
„Selbst als die Raumsonde New Horizons sich von Pluto entfernte um weiter in den Kuiper-Gürtel hinein zu fliegen und die Daten von der aufregenden Begegnung mit dieser neuen Welt zurück zur Erde übertragen wurden, richteten wir den Blick nach draußen, um nach dem nächsten Ziel für die erfolgreiche Sonde Ausschau zu halten“, sagte John Grunsfeld, Astronaut and Associate Administrator for the Science Mission Directorate at NASA Headquarters in Washington, D.C. „Während die Diskussionen über eine Verlängerung der Mission in einem größeren Kontext planetenwissenschaftlicher Portfolio stattfindet, erwarten wir, dass die verlängerte Mission viel weniger kosten würde als die Hauptmission und neue aufregende wissenschaftliche Erkenntnisse bringen könnte.“
Wie alle NASA-Missionen, die ihr Hauptziel beendet haben aber gerne in die Verlängerung gehen würden, muss das New Horizons-Team der Agentur einen Vorschlag zur Erforschung eines weiteren KBO-Objekts unterbreiten, um eine Finanzierung der Missionsverlängerung zu bekommen. Ein solcher Vorschlag wird im Jahr 2016 von einem unabhängigen Expertenteam geprüft, bevor die NASA über eine Fortsetzung der Mission entscheidet.
Eine frühe Auswahl des Ziels war wichtig, weil das Team die Kraftstoffmargen einteilen muss, um eine erweiterte Mission auch durchführen zu können. New Horizons wird Ende Oktober und Anfang November eine Reihe von vier Manövern durchführen, um die Sonde auf Kurs Richtung 2014 MU69 zu bringen – Spitzname „PTI“ (für „potenzielles Ziel 1“), welches im Jänner 2019 erreicht werden könnte. Jedwede Verzögerungen würde wertvollen Treibstoff kosten und ein Risiko für den Missions-Erfolg bedeuten.
„2014 MU69 ist eine gute Wahl, weil es genau die Art von altem KBO ist (dort entstanden wo er sich jetzt befindet) den sich die Forscher laut einer dekadischen Umfrage als Ziel wünschen“ sagte Alan Stern, Projektleiter von New Horizons am SwRI in Boulder, Colorado. „Darüber hinaus kostet das Erreichen dieses KBOs weniger Treibstoff als andere Ziel-Kandidaten, so dass mehr Treibstoff für den Vorbeiflug und größere Energiereserven für Unvorhergesehenes verfügbar bleibt.“
„New Horizons wurde ursprünglich entwickelt, um über das Pluto-Systems hinaus zu fliegen und weitere Kuiper-Gürtel-Objekte zu erkunden. Die Raumsonde hat daher zusätzlichen Hydrazin-Treibstoff für einen KBO-Vorbeiflug an Bord; sein Kommunikationssystem wurde entwickelt, um auch weit jenseits von Pluto arbeiten zu können; sein Stromversorgungs-System wurde entwickelt, um viele weitere Jahre operieren zu können; und seine wissenschaftlichen Instrumente wurden entwickelt, um auch bei noch geringerer Lichtstärke operieren zu können, als dies beim Vorbeiflug an 2014 MU69 der Fall sein wird.
Im Jahr 2003 hat aufgrund der „Planetarischen Dekadischen Umfrage“ („New Frontiers in the Solar System) die National Academy of Sciences dringend empfohlen, bei der ersten Mission in den Kuiper-Gürtel, Vorbeiflüge an Pluto und auch an kleinen KBOs durchzuführen, um die Vielfalt der Objekte in dieser bisher unerforschten Region des Sonnensystems zu untersuchen. Die Identifizierung von PT1, der in einer ganz anderen Klasse von KBOs ist als Pluto, könnte New Horizons ermöglichen dieses Ziel zu erreichen.
Doch die Suche nach einem KBO der ein geeignetes Ziel abgeben würde war keine leichte Aufgabe. Die Suche begann schon 2011 mit einigen der größten bodengebundenen Teleskopen. Das Horizons-Team fand auch mehrere Dutzend KBOs, aber keiner konnte mit der zur Verfügung stehenden Kraftstoffversorgung erreicht werden.
Die Rettung kam im Sommer 2014 durch die Entdeckung von fünf Objekten durch das leistungsstarke Weltraumteleskop Hubble. Zwei von diesen Objekten kamen in die engere Wahl, weil sie innerhalb von New Horizons Flugbahn lagen. PT1 ist etwa 45 km groß, das ist mehr als 10 mal größer und 1000 mal massereicher als typische Kometen, wie jener, den die Rosetta-Mission derzeit umkreist und er hat nur etwa 0,5 bis 1 Prozent von der Größe Plutos und etwa 1/10 000el seiner Masse. Forscher vermuten, dass solche Objekte die Bausteine der Kuiper-Gürtel-Planeten wie z. B. Pluto oder Eris einer ist, sind.
Im Gegensatz zu Asteroiden wurden KBOs nur wenig von der Sonne erwärmt und sind daher gut erhaltene tiefgekühlte Proben aus der Zeit nach der Geburt des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren.
„Es gibt so viel, dass wir durch Beobachtungen mit Hilfe von Raumsonden erfahren könnten, wie dies der Vorbeiflug an Pluto so eindrucksvoll gezeigt hat“ sagte New Horizons Teammitglied John Spencer. „Die detaillierten Bilder und andere Daten, die wir durch den Vorbeiflug erhalten konnten, werden unser Verständnis über den Kuiper-Gürtel und die KBOs revolutionieren.“
Die Raumsonde New Horizons – derzeit 4,9 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt – wird nun den Großteil der Bildern und andere Daten, die bei der historischen Begegnung im Juli 2015 aufgenommen worden sind und auf ihrem Digitalrekorder gespeichert wurden, zur Erde übertragen. Die Raumsonde ist in gutem Zustand und funktioniert einwandfrei.
Der Weg der Raumsonde New Horizons zu ihrem nächsten potenziellen Ziel, dem Kuiper- Gürtel-Objekt 2014 MU69, Spitzname „PT1“ (für „potenzielles Ziel 1“). Die NASA muss die erweiterte New Horizons-Mission zur Erforschung eines KBOs allerdings erst genehmigen.
31. August 2015/SP
Verein Kuffner-Sternwarte