Rosetta bei Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko angekommen
Nach einer zehn Jahre dauernden Reise hat die Raumsonde Rosetta ihr Ziel, den Kometen Churyumov-Gerasimenko erreicht und hat damit ein neues Kapitel in der Erforschung des Sonnensystems aufgeschlagen.
Komet und Raumsonde sind nun 405 Millionen Kilometer von der Erde entfernt und damit etwa auf halbem Weg zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter und rasen mit einer Geschwindigkeit von 55 000 Kilometern pro Stunde Richtung inneres Sonnensystem.
Der Komet hat eine elliptische sechseinhalb Jahre dauernde Umlaufbahn die ihn bis über die Jupiterbahn hinaus führt. Rosetta wird den Kometen mehr als ein Jahr begleiten. Erst bei seinem Weg um die Sonne und dann wieder Richtung Jupiter.
Kometen gelten als primitive Bausteine des Sonnensystems und könnten dazu beigetragen haben das Wasser auf die Erde zu bringen und vielleicht auch die Zutaten für das Leben. Aber viele grundlegende Fragen über diese rätselhaften Objekte bleiben. Durch eine umfassende Untersuchung des Kometen vor Ort, könnte Rosetta einige dieser Fragen beantworten.
Die Reise zum Kometen war nicht einfach. Seit dem Start 2004 musste die Raumsonde drei Swing by-Manöver an der Erde und eine am Mars durchführen um auf Kurs zum Kometen zu kommen. Dieser komplexe Kurs erlaubte es Rosetta zwei Asteroiden, Steins und Lutetia, zu passieren und höchst interessante Bilder und wissenschaftliche Daten dieser beiden Objekte nach Hause zu übermitteln.
In zehn Jahren, fünf Monaten und vier Tagen sowie fünfmaliger Umrundung der Sonne legte die Raumsonde 6,4 Mrd. Kilometer zurück und ist jetzt endlich am Ziel angelangt.
Damit ist die europäische Raumsonde Rosetta das erste Raumfahrzeug in der Geschichte, das ein Rendezvous mit einem Kometen hat. Ein großes Highlight in der Erforschung unserer Herkunft. Die Entdeckungen können nun beginnen.
Seit Mai wurde eine Serie von Flug-Manövern durchgeführt, um Geschwindigkeit und Flugbahn allmählich dem Kometen anzupassen. Wenn eines dieser Manöver gescheitert wäre, würde die Mission verloren sein; die Raumsonde wäre einfach am Kometen vorbei geflogen.
Während sich Rosetta dem Kometen langsam näherte, wurden durch die Bilder, welche die OSIRIS-Kamera zwischen Ende April und Anfang Mai machte, die „Persönlichkeit“ des Komet offenbart. Die Aufnahmen zeigten, dass seine Aktivität variabel war. Die Koma des Kometen wurde zuerst schnell heller und starb dann wieder im Lauf von sechs Wochen ab.
In der gleichen Zeit folgten erste Messungen mit dem Mikrowellen-Instrument (MIRO) die ergaben, dass der Komet Wasserdampf emittiert im Ausmaß von 300 Milliliter pro Sekunde.
Inzwischen hat das Visible- und Infrared Thermal Imaging Spektrometer (VIRTIS) gemessen, dass die Durchschnittstemperatur des Kometen bei etwa – 70° C liegt liegt was bedeutet, dass die Oberfläche überwiegend dunkel und staubig statt sauber und eisig ist.
Dann wurden atemberaubende Aufnahmen aus einer Entfernung von etwa 12 000 km gemacht welche zeigten, dass der Kern aus zwei getrennten Teilen besteht, die mit einem „Hals“ verbunden sind. Nachfolgende Bilder zeigten mehr und mehr Details.
Der erste klare Blick auf den Kometen warf einige Fragen auf. Besteht dieser Komet aus zwei getrennten Teilen, die in der Geschichte des Sonnensystems zusammengekommen sind oder ist es ein Komet, der im Laufe der Zeit so dramatisch asymmetrisch erodierte. Rosetta wird diese Fragen vielleicht lösen können.
Rosetta ist derzeit weniger als 100 km von der Kometenoberfläche entfernt und wird sich in den nächsten sechs Wochen den Kometen bis auf 50 km annähern. Die Sonde fliegt zwei dreiecksförmige Flugbahnen um den Kometen; erst bei einer Entfernung von 100 km und dann bei 50 km Entfernung.
Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko am 7. August, aufgenommen aus einer Distanz von 83 km. Bild: ESA/Rosetta/NAVCAM
Zur gleichen Zeit werden die Instrumente eine ausführliche wissenschaftliche Studie über die Oberfläche des Kometen durchführen um eine geeignete Landestelle für das Landegerät Philae auswählen zu können.
Evntuell kann Rosetta später in eine enge, nahezu kreisförmige Umlaufbahn in 30 km Entfernung einschwenken und je nach Aktivität des Kometen vielleicht noch näher an ihn herankommen.
Bis Ende August werden etwa fünf mögliche Landeplätze in die engere Wahl kommen, bevor dann bis Mitte September der tatsächliche Landeplatz ausgewählt wird. Der endgültige Zeitplan für die Landung wird Mitte Oktober bekannt gegeben – derzeit ist der wahrscheinlichste Termin für die Landung der 11. November 2014.
7. August 2014/SP
Verein Kuffner-Sternwarte